Ratgeber Leben
Partnerschaft
GRAFE
UND
UNZER
Copyrlghted mataria
Faires Streiten
lebendige
Partnerschaft
Wie Sie Konflikte
besser lösen
Ratgeber Leben
Partnerschaft
Oft sind es keine grundlegenden
Meinungsverschiedenheiten, die zu
erbitterten Streitigkeiten führen,
sondern Unkenntnis fairer
Kommunikation.
Dieses Buch erklärt und beschreibt,
worauf es in einem Gespräch ankommt.
Mit vielen Übungen und Beispielen.
Wichtiger Hinweis
Dieser Ratgeber basiert auf den Erfah-
rungen und Erkenntnissen aus zahl-
reichen Seminaren der Autorin zum
Thema Faires Streiten.
Dennoch können nur Sie bestimmen,
ob die empfohlenen Tips für Sie sinnvoll
und durchführbar sind.
Allein durch die Beachtung einiger
Kommunikationsregeln lassen sich nicht
alle Partnerschaftsprobleme lösen. In
manchen über viele Jahre festgefahre-
nen Paarkonflikten werden Sie profes-
sionelle Hilfe brauchen.
Sollten Sie beim Lesen des Buches oder
während einer der Übungen unange-
nehme Empfindungen haben oder mit
Erinnerungen oder Bildern konfrontiert
sein, die Sie belasten, suchen Sie bitte
Rat bei einem Fachmann.
Die Autorin
Karin Mager, Diplompsychologin, geb.
1952. Zuerst Ausbildung als Verlags-
kauffrau, dann Zweiter Bildungsweg.
Nach dem Studium in Hamburg
zunächst tätig im Suchtbereich und der
AIDS-Aufklärung. Seit 1990 freiberuf-
liche Seminarleiterin mit dem Schwer-
punkt Faire Kommunikation und
Person lichkeitsentwieklung.
Copyrighted material
Faires Streiten -
lebendige
Partnerschaft
Wie Sie Konflikte besser lösen
Karin Mager
GRAFE
UND
UNZER
Copyrighted material
Inhalt
Ein Wort an Sie
äßt sich lernen
Wozu brauchen Sie Faires Streiten?
8
In welcher Situation sind Sie?
8
Kann man Streiten lernen?
9
Drei wichtiqe Fraqen vorweq
11
Stimmen die Voraussetzungen?
11
Wer hat das Problem?
13
Wie qehen Sie mit Ihren Bedürfnissen
14
um?
Grundelemente des Fairen Streitens
18
Sich anderen mitteilen
19
Bedürfnisse ausdrücken
22
24
Störendes Verhalten beschreiben
29
Keine Verhaltensanweisunqen qeben
31
Auf andere reaqieren
32
Auf Abwehr achten
33
Einfühlend zuhören
35
Faires Streiten in der Praxis
43
Wie Sie bei Konflikten vorqehen
44
Bedürfnis - oder Wertkonflikt?
45
Das faire Konfrontationsqespräch
46
Das partnerschaftliche Klärunqs-
qespräch
56
Konflikte aufqrund verschiedener
Wertvorstellunqen
65
2
Copyrighted material
Inhalt
Fairness und Gefühle 70
Wie gehen Sie mit Ihren eigenen
Gefühlen um? 71
Wie gehen Sie mit den Gefühlen
anderer um? 72
Ärger und Wut ausdrücken -
oder besser nicht? 74
Abreagieren und klären 77
Konstruktive oder feindselige
Aggression 79
Indirekte Aggression 80
Immer wieder:
»Annäherungsversuche« 83
»Zwiegespräche» zur Vertiefung der
Beziehung 84
Faires Streiten auf einen Blick 87
Die wichtigsten Regeln und Begriffe
von A bis Z 88
Zum Nachschlagen 92
Literatur 92
Adressen, die weiterhelfen 93
Register 94
Impressum 96
3
Copyrighted material ■.
Ein Wort an Sie
Mein Interesse am Thema »Faires Strei-
ten« entspringt eigener Betroffenheit,
denn ich bin in einem Elternhaus aufge-
wachsen, in dem ein äußerst destrukti-
ver Streitstil üblich war. Auseinander-
setzungen zwischen meinen Eltern
endeten häufig in körperlichen Hand-
greiflichkeiten.
Meine Konseguenz aus diesen kindli-
chen Erfahrungen war, Streit um jeden
Preis zu vermeiden und meine Bedürf-
nisse hintenanzustellen. Nach einigen
mißlungenen Beziehungserfahrungen
und eigener Therapie begriff ich, daß
die Basis eines konstruktiven Streits ein
gutes Selbstwertgefühl ist.
Denn wer sich selbst abwertet, wertet
auch andere ab - und setzt damit den
Teufelskreis des Sichverteidigens, des
gegenseitigen Anklagens und Beschul-
digens in Gang, aus dem ich Ihnen in
diesem Buch einen Ausweg zeigen
möchte.
Das Modell für »Faires Streiten« beruht
auf dem Kommunikationskonzept der
»Frauenkonferenz« nach Linda Adams
und der »Familienkonferenz« nach Tho-
mas Gordon, wie ich es in verschiede-
nen Seminaren kennengelernt habe.
Weil ich diesen Ansatz selbst als klar,
hilfreich und respektvoll anderen Men-
schen gegenüber erlebe, gebe ich ihn
gern weiter.
Daneben fließen Gedanken aus dem
Konzept der »kreativen Aggression« von
George R. Bach, einem amerikanischen
Paartherapeuten, mit ein. Weitere für
meine persönliche und berufliche Ent-
wicklung wichtige Anstöße bekam ich
durch Michael Paula, der mir half, mein
Vertrauen in mich selbst zu finden.
Professor Friedemann Schulz von Thun,
bei dem ich meine Diplomarbeit schrieb,
und Dr. Christoph Thomann verdanke
ich die wichtige Erfahrung, wie berei-
chernd es ist und wieviel Spaß es
macht, mit Menschen zusammen zu
sein, die offene und einfühlsame Kom-
munikation nicht nur lehren, sondern
leben.
Zu einem Sprachproblem vorweg: Die-
ses Buch richtet sich an Frauen und
Männer. Da ich es sehr umständlich
finde, immer gleichzeitig die weibliche
und männliche Form zu verwenden,
aber auch kein Geschlecht übergehen
möchte, spreche ich abwechselnd von
Ihnen und Ihrem Partner beziehungs-
weise Ihnen und Ihrer Partnerin. Der
Wechsel zwischen diesen beiden For-
men erfolgt zufällig kapitelweise.
4
Copyrighted material
Ein Wort an Sie
Dieser Ratgeber ist, ähnlich wie ein
kleiner Kursus, linear aufgebaut.
Sie erfahren, wozu wir Faires Streiten
brauchen, was die Voraussetzungen
sind und welche Auswirkung es hat, wie
Sie in Konfliktsituationen mit Ihren
Bedürfnissen umgehen.
Dann werde ich Ihnen die Grundele-
mente fairer Kommunikation vorstellen.
Zum einen, wie Sie sich anderen Men-
schen mitteilen, nämlich:
• wie Sie Ihre Gefühle und Bedürfnisse
klar ausdrücken,
• wie Sie es vermeiden, Ihren Partner
zu bewerten und abzuwerten,
• wie Sie störendes Verhalten beschrei-
ben statt es zu bewerten.
Zum anderen geht es um Ihre Reaktion
auf andere Menschen:
• woran Sie abwehrendes Verhalten
erkennen, das heißt Verhalten, das nicht
problemlösend ist,
• wie Sie einfühlend zuhören.
Darauf aufbauend lernen Sie verschie-
dene Vorgehensweisen zur fairen Kon-
fliktbewältigung kennen:
• das Konfrontationsgespräch,
• das partnerschaftliche Klärungsge-
spräch,
• den Umgang mit Wertkonflikten.
In einem eigenen Teil des Buches wird
das komplexe Thema »Fairness und
Gefühle« mit seinen Auswirkungen auf
die Praxis des Fairen Streitens ange-
sprochen.
Im letzten Teil des Buches, »Faires Strei-
ten auf einen Blick«, finden Sie ein
Glossar, das es Ihnen ermöglichen soll,
sich später schnell wesentliche Punkte
in Erinnerung zu rufen.
Über Ihre Reaktionen auf diesen Rat-
geber würde ich mich freuen. Aber jetzt
erstmal viel Spaß beim Lesen!
Karin Mager
5
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»Ein Paar, das eine Krise
riskiert, hat plötzlich seine
wesentliche Beziehung
wieder. Jetzt kann es sich
mitteilen - und verstehen.
Vorteilhafter, als eine Krise
zu bearbeiten, ist es natür-
lich, sie gar nicht erst auf-
kommen zu lassen.
Das bedeutet: auch ohne
Leidensdruck für sich tätig
zu werden...«
(Michael Lukas Moeller)
Faires Streiten
läßt sich lernen
\ ,
Copyrighted image
Wozu brauchen Sie
Faires Streiten?
Jede Partnerschaft bringt auch Proble-
me mit sich und wird nicht über Jahre
hinweg nur glücklich sein...
Die besten Aussichten auf eine erfüllte,
im besten Sinne des Wortes »lebendige«
Partnerschaft haben jene Paare, die
gelernt haben, Konflikte zu lösen, bevor
sie ihnen über den Kopf wachsen. Sie
deuten Krisen nicht als ein Zeichen
dafür, daß man nicht zusammenpaßt
und sich besser trennen sollte, sondern
begreifen sie als Gelegenheit, ihre Be-
ziehung durch die gemeinsame Bewäl-
tigung von Problemen zu vertiefen.
Faires Streiten schafft die Vorausset-
zungen dafür, Konflikte wirklich zu
lösen, statt Streitthemen endlos zu
wiederholen oder sie im Untergrund
schwelen zu lassen.
Manche Menschen brauchen mehrere
Anläufe in Partnerschaften, um dann
schließlich zu einer reiferen Einsicht
über Beziehungen zu kommen. Eine
Frau zu Beginn ihrer dritten Ehe: »Es
gibt nicht endlos viele gute Partner für
mich, wohl aber mit jedem immer wie-
der ein Problem. Nämlich: Die nächste
Krise lauert bestimmt.. Diesmal will ich
nicht davonlaufen, um mein bißchen
Sieg zu feiern. Sieger soll diese dritte Ehe
sein, die eine größere Chance hat, ein-
fach weil wir reifen. Und in der Lage
sind, eine Krise als Teil einer Beziehung
zu begreifen...« (zitiert aus BRIGITTE, Nr.
1 6 / 90 )
8
In welcher Situation
sind Sie?
Womöglich sind es ähnliche Einsichten,
die Sie auf dieses Buch neugierig
machen. Ihre Ausgangssituation kann
dabei unterschiedlich sein:
• In Ihrer Partnerschaft »kracht« es
häufig, beim Streiten fliegen die Fetzen.
Es gibt dann wieder Versöhnungen, die
eigentlichen Probleme werden aber nie
wirklich gelöst.
• Oder aber: In Ihrer Partnerschaft
werden Konflikte »unter den Teppich
gekehrt«. Sie leiden unter der Entfrem-
dung, die daraus erwächst.
• Sie sind zwar zufrieden mit Ihrer Part-
nerschaft, suchen aber nach Wegen,
Ihre Beziehung noch mehr zu vertiefen
und sie lebendiger zu gestalten.
• Oder Sie haben zur Zeit keinen Part-
ner oder keine Partnerin, möchten aber
Ihre Kommunikations- und Konflikt-
fähigkeit verbessern - vielleicht als Vor-
bereitung für das »nächste Mal«.
Die Regeln des Fairen Streitens lernen
Sie in diesem Buch am Beispiel von
Paarkonflikten kennen. Diese Fair-
Streit-Regeln können Sie jedoch nicht
nur in einer Partnerschaft, sondern
tagtäglich überall brauchen - mit
Kindern, Freunden, Nachbarn und am
Arbeitsplatz.
Copyrighted material
Wozu brauchen Sie Faires Streiten?
Kann man Streiten lernen?
ln welcher Situation Sie sich auch
befinden mögen, dieser Ratgeber soll
Ihnen helfen, Wege zu finden, wie Sie
auch in schwierigen Situationen auf
konstruktive Weise miteinander reden
und Konflikte lösen können.
Hierfür genügen nicht allein der gute
Wille und die gute Absicht. Denn natür-
lich meinen wir es nur gut, wenn wir
unserem Partner sagen, was wir bei ihm
an Fehlern wahrnehmen und was wir
meinen, daß erverändern müßte. Doch
so funktioniert Kommunikation und
Veränderung nicht. Ich vermute, nicht
allzu viele von uns hatten das Glück, in
einer Familie aufzuwachsen, in der es
gute Vorbilder zum Erlernen offener
und fairer Kommunikation gab. So
spüren wir zwar oft, daß etwas schief-
läuft in der Auseinandersetzung mit
unserem Partner, wissen aber noch lan-
ge nicht, wie wir es anders und besser
machen könnten.
So hilft Ihnen dieses Buch
Ein Anliegen dieses Ratgebers ist es
deshalb, nicht das Warum zu ergründen
- also die psychologischen Ursachen
von Paarkonflikten zu untersuchen -,
sondern Ihnen anhand vieler Beispiele
Hilfen zu geben, das Wie zu verändern,
Ihnen Wege zu zeigen, wie Sie anders
9
miteinander reden können. Dazu gehört,
daß es hier nicht darum gehen wird, wie
Sie Ihren Partner, sondern wie Sie Ihr
eigenes Kommunikationsverhalten ver-
ändern können. Obwohl Ihnen solch ein
einseitiges Vorgehen auf den ersten
Blick unsinnig erscheinen mag (sind wir
doch häufig überzeugt, daß das Pro-
blem vor allem beim anderen liegt) -
wenn Sie damit beginnen, Ihren Streit-
stil zu verändern, werden Sie beobach-
ten, wie positiv sich das auf Ihre Part-
nerschaft auswirkt. Am besten wäre es
natürlich, Sie würden dieses Buch
zusammen mit Ihrem Partner lesen,
darüber sprechen und gemeinsam neues
Streitverhalten ausprobieren.
Der Umgang mit diesem Buch
Sie finden in diesem Ratgeber viele
konkrete Anleitungen und Beispiele für
Faires Streiten. Natürlich ist das Leben
komplex und Kommunikation läßt sich
nicht mit einfachen Rezepten verän-
dern. Doch da sich viele Menschen nur
schwer vorstellen können, wie sie ihre
Gefühle und Empfindungen, Wünsche
und Kritik anders als sonst ausdrücken
können, möchte ich Ihnen anschauliche
Hilfen geben für einen neuen Streitstil.
Sie werden anhand der dargestellten
Dialoge sehen, daß es in ganz unter-
schiedlichen Situationen - keineswegs
nur, wenn Sie gerade ganz entspannt
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Wozu brauchen Sie Faires Streiten?
und gelassen sind - möglich ist, fair zu
streiten. Oft ist es ein einziger Satz, in
dem Sie nicht anklagen, sondern versu-
chen, Ihren Partner zu verstehen, der
einem Streit eine positive Wendung
gibt.
Bei aller Einfühlung für den anderen
geht es jedoch nicht darum, Ihre Spon-
taneität zu dämpfen oder Sie zum » La i -
en-Therapeuten« zu machen, sondern
darum, wie Sie sich klar und selbstbe-
wußt ausdrücken - ohne künstlich
engelhafte Stimmlage, aber mit Ach-
tung für unser aller Verletzlichkeit.
Streiten - eine Sache des Gefühls
oder des Verstands?
Um konstruktiv miteinander streiten zu
können, müssen wir verschiedene
Fähigkeiten er-lernen und manche
Gewohnheiten ver-lernen.
Einige Menschen haben eine großartige
Fähigkeit, sich vernünftig und sachlich
mit anderen auseinanderzusetzen, fin-
den aber nur schwer Zugang zu ihren
Gefühlen. Andere neigen dazu, bei Kon-
flikten zuerst einmal ihr eigenes Verhal-
ten in Frage zu stellen, und fühlen sich
dann oft minderwertig und deprimiert.
Sie müssen lernen, Ärger und Wut auf
jemand anderen überhaupt erst einmal
zu spüren und in einem geschützten
Rahmen (zum Beispiel einer therapeuti-
schen Gruppe) auszudrücken. Wieder
10
andere Menschen haben eher Probleme
damit, allzu schnell gereizt, ärgerlich
und irrational zu reagieren.
Wie wir miteinander streiten ist eine
komplexe Angelegenheit, an der viele
Gefühle und Bedürfnisse beteiligt sind,
die häufig nicht offengelegt und den
Beteiligten auch gar nicht bewußt sind.
Ich werde im dritten Teil dieses Buches
einige Plinweise hierzu geben.
Der Schwerpunkt dieses Ratgebers
ist die verbale Verständigung. Denn
faires Streiten heißt vor allem, wie
bewältigen wir Konflikte, wenn der
erste Sturm der Emotionen sich
gelegt hat. Probleme werden ja
nicht durch Wutausbrüche und
Tränen gelöst, sondern nur in einem
Gespräch, bei dem zwei Menschen
bereit sind, offen miteinander zu
reden, sich gegenseitig zuzuhören
und ineinander einzufühlen, um
dann gemeinsam eine Lösung zu
finden.
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Drei wichtige
Fragen vorweg
Drei wichtige Fragen sind vorweg zu
klären, damit Sie beim Fairen Streiten
nicht in eine Sackgasse geraten:
1. Sind die Grundvoraussetzungen für
Faires Streiten gegeben?
2. Um wessen Problem geht es ?
3. Wie gehen Sie mit Ihren Bedürfnissen
um?
Stimmen die Voraus-
setzungen?
Um Konflikte miteinander bewältigen
zu können, ohne das Gefühl zu haben,
immer wieder gegen eine Wand zu ren-
nen, sollten drei Grundvoraussetzungen
in Ihrer Partnerschaft gegeben sein:
11
Fairstreiten können nur zwei mit-
einander, die bereit sind,
• sich Zeit zu nehmen, um über
Schwierigkeiten miteinanderzu
sprechen,
• sich aufeinander einzustellen und
sich gegenseitig Bedürfnisse zu
erfüllen,
• eigenes Verhalten in Frage zu
stellen und zu verändern.
Sie müssen beide Interesse daran
haben, sich aufeinander einzulassen
und Ihre Beziehung zu vertiefen.
Gewöhnlich ist diese Bereitschaft ge-
koppelt mit der Zuneigung füreinander.
Manchmal wehrt sich jedoch ein Part-
ner dagegen, über Schwierigkeiten zu
reden oder sich überhaupt für gemein-
same Gespräche Zeit zu nehmen. »Strei-
ten« ist für ihn mit so negativen Erfah-
rungen in der Vergangenheit verknüpft,
daß er sich nur äußerst ungern auf ver-
bale Auseinandersetzungen einläßt.
Copyrighted material
Drei wichtige Fragen vorweg
Sollte das in Ihrer Partnerschaft der Fall
sein, beachten Sie bitte besonders das
Kapitel »Indirekte Aggression« (Seite 80).
Als zweite Voraussetzung brauchen Sie
die beiderseitige Bereitschaft, sich auf-
einander einzustellen und sich gegen-
seitig Bedürfnisse zu erfüllen.
Wenn Ihr Partner häufig zum Ausdruck
bringt, daß ihm Ihre Bedürfnisse egal
sind und er nicht auf sie Rücksicht neh-
men will, fehlt die Basis für eine faire
Auseinandersetzung und eigentlich
auch für eine intime Beziehung.
Da Sie im folgenden erfahren, wie Sie
Ihre Bedürfnisse klar zum Ausdruck
bringen, werden Sie sich über diesen
Punkt vielleicht schneller als bisher
klarwerden.
Zum dritten Punkt: Ohne die Bereit-
schaft, bei sich selbst anzufangen, kann
es in einem Konflikt keine Fortschritte
geben. Solange Sie glauben, nur der
andere sei schuld und müsse sich
ändern, werden Sie Mühe haben, ihm
zuzuhören, ohne anzuklagen. Genauso
wird es Sie erbittern, wenn Ihr Partner
vorwiegend beschuldigend reagiert.
Statt sich nun darüber zu streiten,
wer anfangen sollte mit der Verände-
rung, fangen Sie einfach bei sich selber
an.
Grenzen des Fairen Streitens
in der Partnerschaft
Wir haben bereits festgestellt: Paare,
die Konflikte aktiv angehen, haben die
besten Aussichten auf eine glückliche
Partnerschaft. Doch in jeder Beziehung
entwickeln sich schon zu Beginn Reak-
tionsmuster, die sich im Laufe derZeit
verfestigen und im schlimmsten Fall zu
einem schwer aufzubrechenden Panzer
aus Enttäuschung, Verbitterung und
Wut werden. Wenn sich ein solches
negatives Kommunikationsmuster erst
einmal herausgebildet hat, ist es ziem-
lich aussichtslos, es ohne Hilfe von
außen zu verändern. Beziehungen, die
schon durch endlose Grabenkämpfe
vergiftet sind, brauchen fachkundige
Unterstützung, um das Geflecht gegen-
seitiger Schuldzuweisungen und Ankla-
gen zu entwirren. Verfallen Sie nicht
dem Irrglauben, es würde mit der Zeit
schon besser werden!
Zeigt Ihr Partner also über lange Zeit
keine Bereitschaft zum Gespräch oder
zur Veränderung problematischen Ver-
haltens, stellen Sie sich doch einmal die
Frage, was Sie in dieser Partnerschaft
bekommen: Ist es wirklich genug, um
die Aufrechterhaltung einer
(Schein)Beziehung zu rechtfertigen?
Faires Streiten kann Ihnen hier helfen,
Ihr Selbstbewußtsein zu entwickeln, um
12
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Drei wichtige Fragen vorweg
sich für Ihre Bedürfnisse und eine
befriedigende Beziehung einzusetzen -
oder die unumgänglichen Konsequen-
zen zu ziehen.
Wer hat das Problem?
Häufig neigen wir dazu, uns die Proble-
me anderer Menschen zu eigen machen
und für sie lösen zu wollen. Deshalb ist
es wichtig zu unterscheiden zwischen
Problemen, die wir haben und Proble-
men, die andere haben. So erhalten Sie
Klarheit darüber, welche Themen »ech-
te« Streitthemen sind, die Sie miteinan-
der auszufechten haben.
Ihre Partnerin hat das Problem , wenn
ihr Verhalten vermuten läßt, daß ihre
Bedürfnisse nicht befriedigt sind. Auch
wenn Sie helfen möchten, ist es wich-
tig, daß Sie sich bewußt darüber blei-
ben, daß Ihre Partnerin ihr Problem nur
für sich selbst lösen kann.
Beispiel:
Ihre Freundin arbeitet in einem Büro und
hat viel Streß mit ihrem Vorgesetzen. Sie
kommt oft völlig entmutigt nach Hause.
Sie würden ihr gern helfen.
Sie haben das Problem , wenn Sie das
Verhalten Ihrer Partnerin an der Befrie-
digung eines Ihnen wichtigen Bedürf-
nisses hindert und Sie darüber ärgerlich
13
oder traurig sind und eine Änderung
ihres Verhaltens wünschen.
Beispiel:
Sie haben Ihren Mann gebeten, um
19 Uhr nach Hause zu kommen, um die
Betreuung der Kinder zu übernehmen
und Ihnen den Wagen zu überlassen,
weil Sie einen Fortbildungskurs besu-
chen möchten. Er kommt erst gegen
halb acht.
Bitte beachten Sie, daß es nicht darum
geht, ob das geschilderte Verhalten
»gut« oder »schlecht« ist (was sich oft
in Bewertungen wie »Auf dich ist kein
Verlaß« oder »Du bist rücksichtslos«
ausdrückt). Wichtig ist, ob Ihre Bedürf-
nisse befriedigt werden.
Die Unterscheidung, werdas Problem
hat, ist nötig, da sich daraus verschie-
dene Verhaltensweisen für Sie ergeben:
• Wenn Ihre Partnerin ein Problem hat,
das Sie selbst nicht unmittelbar berührt,
helfen Sie am besten mit Verständnis,
ausgedrückt durch einfühlendes
Zuhören (wie Sie das machen, werde ich
später ausführlich darstellen), und
indem Sie darauf vertrauen, daß sie das
Problem lösen wird, wenn die Zeit reif
ist. Sie brauchen also Geduld, ansonsten
laufen Sie Gefahr, das zu tun, wovor
Dr. Marshall Rosenberg (Begründer des
Zentrums für gewaltfreie Kommunika-
tion) warnt:
Copyrighted material
Drei wichtige Fragen vorweg
»Der schnellste Weg, wie man jeman-
dem helfen kann, sich noch schlechter
zu fühlen, ist, ihm helfen zu wollen, sich
besser zu fühlen.« .
• Wenn Sie ein Problem haben, für das
Sie auf eine Verhaltensänderung Ihrer
Partnerin angewiesen sind (oder umge-
kehrt), also ein »Streitthema« haben,
dann brauchen Sie das Know-how für
Faires Streiten, das Sie in diesem Buch
kennenlernen.
14
Wie gehen Sie mit Ihren
Bedürfnissen um?
Eine Schlüsselfrage des Fairen Streitens
ist:
• Wie wirkt sich das Verhalten anderer
auf die Befriedigung Ihrer Bedürfnisse
aus? Was tun Sie, wenn Sie sich in der
Befriedigung eines Bedürfnisses beein-
trächtigt fühlen?
Wir haben verschiedene Möglichkeiten,
wie wir in Konfliktsituationen mit unse-
ren Bedürfnissen umgehen und uns für
ihre Befriedigung einsetzen.
Drei Tendenzen lassen sich beobachten:
• resignativ
• aggressiv
• selbstbewußt
Wenn Sie sich beobachten, werden Sie
feststellen, daß Sie eine Grundtendenz
haben, wie Sie mit Konflikten in Ihrer
Partnerschaft umgehen.
Ich will an einem Alltagsbeispiel diese
drei unterschiedlichen Verhaltenswei-
sen erläutern:
Sie entspannen sich am Abend am lieb-
sten bei klassischer Musik. Ihr Partner
hört lieber Jazz und bezeichnet Ihre
Musik als langweiliges Gesäusel.
Wie verhalten Sie sich?
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Drei wichtige Fragen vorweg
Resignatives Verhalten
Sie hören gemeinsam Jazz, obwohl es
Sie nervt und Sie nicht dabei entspan-
nen können. Innerlich grollen Sie und
denken, daß er immer seinen Willen
durchsetzt, sagen aber nichts.
Sie sind schnell bereit, sich mit etwas
abzufinden, auch wenn Sie sich damit
nicht wohlfühlen. Sie sind deswegen oft
frustriert und versteckt aggressiv, da Sie
sich den Bedürfnissen anderer anpassen
und Ihre eigenen Bedürfnisse nicht oder
nur zaghaft ausdrücken. Langfristig
schaden Sie Ihrer Beziehung, wenn Sie
Ihre Gefühle und Wünsche nicht aus-
drücken und Konflikte vermeiden, weil
Sie sich dadurch Ihrem Partner ent-
fremden und viel Groll ansammeln. Hin
und wieder explodieren Sie, worauf Ihr
Partner allerdings mit Unverständnis
reagiert, da er gar nicht mitbekam, wie
oft Sie zurückgesteckt haben.
Resignatives Verhalten heißt, ich
informiere andere nicht über meine
Bedürfnisse, erwarte aber insge-
heim, daß sie sie erfüllen und bin
enttäuscht, wenn sie das nicht tun.
Resignative Menschen argumentieren
häufig so: »Wenn ich erst um etwas bit-
ten muß, verzichte ich lieber darauf. Ich
möchte, daß er/sie von sich aus spürt,
was ich brauche.« Natürlich ist es sehr
schön, wenn der andere manchmal
genau das tut, was wir uns insgeheim
wünschen. Wenn das jedoch zu einer
Forderung an andere wird, übertragen
Sie die Verantwortung für Ihr Wohlbe-
finden auf Ihren Partner, und das wird
nicht lange gutgehen. Unausgesproche-
ne Erwartungen sind die Ursache für
viele Frustrationen in Beziehungen.
Aggressives Verhalten
Sie sagen Ihrem Partner, der gerade
dabei ist, eine neue Jazz-CD auf zu legen,
daß er rücksichtslos und egoistisch ist
und bestehen auf Ihrer klassischen
Musik. Er reagiert gekränkt oder ver-
ärgert.
Sie setzen Ihre Bedürfnisse mit Macht
durch und drücken sich dabei so aus,
daß Ihr Partner sich gekränkt, verletzt
und abgewertet fühlt. Sich mit Macht
durchzusetzen geht immer auf Kosten
der Beziehung, denn Ihr Partner wird
offen oder insgeheim Groll ansammeln
und nun seinerseits wahrscheinlich
aggressiv oder resignativ reagieren.
15
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Drei wichtige Fragen vorweg
Aggressives Verhalten resultiert
letztlich aus der Angst, sich nicht
auf andere Weise behaupten zu
können, ist also im Grunde resigna-
tiv - um nicht zu unterliegen, gebe
ich gleich von vornherein eins drauf.
Mit beiden Verhaltensweisen werten Sie
Ihren Partner als ein kooperationsberei-
tes Gegenüber ab - gewöhnlich jedoch
nicht bewußt, sondern weil Sie es nicht
anders können. Aggressives Verhalten
ist genauso wie resignatives Verhalten
ein gelerntes Verhaltensmuster, das wir
uns schon früh in unserem Leben ange-
eignet haben.
Beide Verhaltensweisen - die aggressive
wie die resignative Form - dienen dem
Selbstschutz und mögen Ihnen in vielen
Situationen tauglich erscheinen. Doch
es gibt einen dritten Weg, der langfri-
stig Ihre Partnerschaft mehr festigt,
wenn er auf den ersten Blick auch als
der schwierigste und riskanteste
erscheint.
16
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Drei wichtige Fragen vorweg
Selbstbewußtes Verhalten
Sie erklären Ihrem Partner, daß Sie
abends zur Entspannung lieber klassi-
sche Musik hören möchten und finden
in der Auseinandersetzung miteinander
eine für Sie beide befriedigende Lösung.
Zum Beispiel hören Sie abwechselnd
einen Abend lang Jazz und dann einen
Abend klassische Musik. Oder Sie sagen
einander, welche klassische und welche
Jazz-Musik für Sie akzeptabel ist und
welche Sie nicht hören mögen.
Selbstbewußtes Verhalten heißt, Sie
wissen genau, was Sie wollen und
setzen sich dafür ein, daß Ihre Bedürf-
nisse befriedigt werden unter Respek-
tierung der Bedürfnisse des anderen.
Um Ihrer beider Bedürfnisse »unter
einen Hut zu bringen«, verhandeln Sie
bei Differenzen fair miteinander.
Kleine Selbstbefragung
Bevor Sie weiterlesen, überlegen Sie
einmal kurz, als welchen Selbstbehaup-
tungstyp Sie sich selbst einschätzen:
• Sind Sie jemand, der (vor)schnell zu
Zugeständnissen bereit und dann ins-
geheim unzufrieden ist?
• Ist es Ihnen selbstverständlich, so
lange miteinanderzu verhandeln, bis
Sie beide zufrieden sind?
17
• Ist es Ihr erstes Anliegen, andere
zufriedenzustellen?
• Nehmen Sie Ihre Gefühle von Un-
wohlsein oder Ärger so wichtig, daß
Sie sie auf jeden Fall Ihrem Partner mit-
teilen würden?
• Finden Sie, daß das viele Reden bloß
Probleme schafft, statt sie zu lösen?
Ausblick
Hier schon einmal eine Zusammen-
fassung der Kernpunkte fairer
Kommunikation, um die es im
folgenden immer wieder gehen
wird:
• Mein Anliegen in Ich-Aussagen
statt in Du-Botschaften mitteilen
• Meine Gefühle und Bedürfnisse
ausdrücken
• Auf Abwertungen meines Part-
ners verzichten und stattdessen die
Situation oder das Verhalten
beschreiben, das mich stört
• Mich mit Verhaltensanweisungen
zurückhalten
• Einfühlend zuhören
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Grundelemente
des Fairen Streitens
Wahrscheinlich haben Sie selbst auch
schon die leidvolle Erfahrung gemacht,
wie aus einer alltäglichen Situation
heraus plötzlich eine unerfreuliche Aus-
einandersetzung entsteht.
Beispiel: Der neue Teppichboden
Christian und Dora befinden sich im
Möbelhaus beim Aussuchen eines neu-
en Teppichbodens.
Er: »Ich bin für den Braunmelierten. Da
sieht man keine Flecken, und braun ist
so gemütlich.«
Sie: »Um Gottes Willen! Was hast Du für
einen Geschmack! Braunmeliert ist doch
richtig bieder. Stell' Dir mal vor, wie das
aussieht, die ganze Wohnung in dieser
Farbe.«
Er: »Ich weiß ja, daß Du das, was ich
mag, grundsätzlich nie gut findest. Wel-
chen willst Du denn?«
Sie.: »Ich fände einen hellblauen Teppich
sehr schön. Ich wollte schon immer mal
so einen Teppich haben.«
Er: »Flellblau?! Das ist doch total kalt
Nein, so eine Farbe kommt nicht in
Frage!«
Sie: »Da kann man mal Wiedersehen,
wie verschieden wir sind. Vielleicht soll-
ten wir uns besser zwei getrennte Woh-
nungen ein richten. Du in braunmeliert
und ich in hellblau. Wäre doch lustig,
oder?«
Was ist hier schiefgelaufen? Ausgehend
von einer scheinbar unverfänglichen
Situation geraten Christian und Dora in
einen Streit, in dem sie fast ihr Zusam-
menleben in Frage stellen. Selbst wenn
sie sich bald wieder versöhnen, wird die
Frustration über die gegenseitige
Abwertung nachwirken.
Wie lassen sich solche Szenen verhin-
dern?
Wir brauchen Alternativen zu unseren
herkömmlichen Verhaltensmustern, um
unseren Partnern vermitteln zu können,
daß wir wohlgesonnen sind und die
Absicht haben,
• sie zu informieren, zu unterstützen
und mit ihnen zu kooperien,
• ohne sie zu beschuldigen, abzuwerten
oder zu beherrschen.
Bei der fairen Kommunikation kon-
zentrieren wir uns deshalb auf zwei
Hauptaspekte:
• Wie teilen wir uns anderen mit?
• Wie reagieren wir auf andere?
Danach werden Sie Strategien zur
Bewältigung von Konflikten kennenler-
nen, die sich aus der Verbindung dieser
beiden Fähigkeiten ergeben.
18
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Grundelemente des Fairen Streitens
Sich anderen mitteilen
Es gibt zwei in ihren Auswirkungen auf
andere Menschen sehr verschiedene
Möglichkeiten, sich mitzuteilen, die wir
als »Ich-Sprache« und als »Du-Sprache«
bezeichnen wollen. In der Ich-Sprache
verwenden wir Ich-Aussagen, in der Du-
Sprache Du-Botschaften. Vorrangiges
Ziel der fairen Kommunikation ist es,
Ihnen dabei zu helfen, die Du-Sprache
zu verlernen und die Ich-Sprache aus-
zuweiten.
Du-Sprache vermeiden
»Nie hörst Du mir zu!« - »Du bist ein
schrecklicher Perfektionist!« - »Mußt
Du immer das letzte Wort haben!« - das
sind Beispiele für Du-Botschaften. Die
Du-Sprache ist eine sehr bequeme
Sprachform, hervorragend geeignet,
eigene Verantwortung abzuschieben
und andere zu beschämen und ihnen
Schuldgefühle zu machen. In der Du-
Sprache sagen wir nicht, wie es uns
selbst geht, sondern was wir bei ande-
ren an Fehlern wahrzunehmen meinen.
Sie ist die Sprache des Ärgers und der
Wut, der Abwertung anderer und der
Vorwürfe. Auf Du-Botschaften antwor-
tet unser Gegenüber häufig ebenfalls in
Du-Botschaften.
Der Fokus unserer Aufmerksamkeit ist in
der Du-Sprache die andere Person -
19
denn es ist allemal sicherer und beque-
mer, über andere zu reden, als etwas
von uns selbst preiszugeben. Und zuge-
geben: manchmal ist es sehr befreiend,
jemandem mal »so richtig die Meinung
zu sagen«. Du-Botschaften dienen also
auch der Entladung von Ärger und Wut
und das hat hin und wieder sicher seine
Berechtigung (-> Seite 77).
Wir haben dieses Kommunikationsmu-
ster in der Kindheit gelernt und es ist
uns so geläufig, daß wir einige Zeit
brauchen werden, um um uns wieder
davon zu lösen.
Beispiele für Du-Botschaften:
Botschaft von Sabine an ihren Freund
Heinz nach einem Abend bei Freunden:
»Du benimmst Dich manchmal wie ein
nervendes vorlautes Kind. Ich glaube, Du
versuchstabsichtlich , mich zu ärgern.
Immer lenkst Du alle Aufmerksamkeit
auf Dich.«
Georg kommt in das Zimmer von Else,
seiner Frau: »Du hast schon wieder die
Heizung voll aufgedreht. Du weißt doch,
wie hoch die Heizungsrechnung für das
letzte Jahr war. Kannst Du denn nicht
mal ein bißchen aufpassen.«
Wenn wir uns mit H i Ife solcher Du-Bot-
schaften aggressiv durchsetzen - oder
auch durch Beleidigt- und Gekränktsein
indirekt aggressiv - dann werden unse-
re Bedürfnisse im Moment vielleicht
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Grundelemente des Fairen Streitens
erfüllt, langfristig zerstören wir aber
durch dieses Verhalten die Vertrauens-
basis.
Du-Botsehaften funktionieren - wenn
überhaupt - nur auf Kosten der Bezie-
hung.
Ich-Sprache anwenden
In der Ich-Sprache dagegen, der »Spra-
che des Herzens«, wie Dr. Marshall
Rosenberg sie nennt, ist die Aufmerk-
samkeit auf unsere eigenen Bedürfnisse
gerichtet, denn nur über unsere eigenen
Bedürfnisse können wir wirklich verläß-
lich Auskunft geben. Statt anderen mit
Du-Botschaften zu sagen, welche Fehler
und Charaktermängel sie haben, sagen
wir mit Ich-Aussagen, was wir uns
wünschen und von ihnen brauchen.
Dr. Marshall Rosenberg hat dafür eine
treffende Formulierung: »Anderen sa-
gen, was sie tun können, um das Leben
für uns schöner zu machen.«
An dieser Stelle habe ich schon des
öfteren den Einwand gehört, das ist
doch egoistisch, nur von mir selbst zu
reden und gar von anderen zu wollen,
daß »sie mir das Leben schöner
machen«. Egoistisch wäre es, wenn Sie
von jemandem fordern, er müsse tun,
was Sie möchten. Ihm zu sagen, was Sie
möchten und ihm dann die Freiheit zu
lassen, darauf einzugehen oder nicht,
vereinfacht die Kommunikation dage-
gen erheblich. Denn indem Sie sagen,
was Sie möchten oder brauchen, weiß
Ihr Partner, woran er ist und womit er
Ihnen wirklich eine Freude machen
kann. Er ist dann nicht auf Gedanken-
lesen angewiesen, was ja meist nicht
20
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Grundelemente des Fairen Streitens
klappt, wenn auch viele Menschen
den Wunsch haben, daß Kommunika-
tion so funktionieren sollte (»Er liest mir
jeden Wunsch von den Augen ab.«) Zu
hoffen, daß der andere Ihre Wünsche
errät, bevor Sie sie äußern, ist eine
gute Methode, sich selber unglücklich
zu machen, denn Sie werden oft nicht
bekommen, was Sie brauchen.
Ich-Aussagen verlangen viel Bewußt-
heit über uns selbst und was gegen-
wärtig für uns wichtig ist. In Ich-
Sprache drücken wir etwas von unse-
rer Lebensenergie aus, indem wir ande-
ren mitteilen, welche Gefühle, Wün-
sche, Bedürfnisse und Gedanken wir
haben.
Beispiele für Ich-Aussagen:
Um dies alles anschaulich zu machen,
greife ich nochmal die beiden Beispiele
von oben auf.
Eine Ich-Aussage von Sabine an Heinz
nach dem Abend bei Freunden könnte
lauten: »Ich ärgere mich, wenn Du mich
so oft unterbrichst und scherzhafte
Bemerkungen machst, wenn ich etwas
erzähle, was mir wichtig ist. Vorhin fühl-
te ich mich sehr verletzt als Du im Bei-
sein von Charlotte die Bemerkung ...
(Zitat) gemacht hast«
Wenn Sie sich auf eine Bemerkung Ihres
Partners beziehen, zitieren Sie ihn am
besten wortwörtlich, weil das die sach-
21
lichste Form ist, eine Situation unver-
zerrt zu schildern.
• Georgs Ich-Aussage an Else könnte
lauten: »Mir ist es hier viel zu warm. Ich
sehe, Du hast die Heizung auf die höch-
ste Stufe gestellt. Ich denke an die hohe
Rechnung vom letzten Jahr und möchte
gern, daß wir mit dem Heizen etwas
sparsamer sind. Was hältst Du davon?«
Folgende Punkte sollten Sie bei Ich-
Aussagen beachten:
• Sich direkt an die betroffene Per-
son wenden und am besten persön-
lich miteinander reden
• Selbstöffnung durch den Ausdruck
von Gefühlen, Bedürfnissen und
Wünschen
• Keine Abwertungen und Beurtei-
lungen anderer - Vorsicht vor Du-
Botschaften
• Beschreibung des störenden Ver-
haltens oder der Problemsituation
• Statt Schuldzuweisungen zu
machen, beschreiben wie sich das
störende Verhalten auf Sie auswirkt
• Verzicht auf abschwächende,
übertreibende und verallgemeinern-
de Formulierungen
• Anderen keine Verhaltensanwei-
sungen geben
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Grundelemente des Fairen Streitens
Bedürfnisse ausdrücken
»Wenn Du irgendein Thema
verwirren willst, kann ich Dir sagen,
wie man so etwas am besten macht:
Vermische das, was ich tue,
mit dem, wie Du darauf reagierst.«
(Dr. Marshall Rosenberg)
Zwischenmenschliche Konflikte ent-
stehen, wenn eine Person für die Be-
friedigung ihres Bedürfnisses auf eine
andere angewiesen ist, diese aber im
Moment nicht bereit ist, dieses Be-
dürfnis zu befriedigen, sich also auf
die andere Person einzustellen. Der
Konflikt entsteht erst in dem Moment,
wo wir nicht akzeptieren und darunter
leiden, daß andere Menschen nicht
tun, was wir von ihnen erwarten oder
brauchen.
Beispiel:
Lea möchte gern den Abend mit ihrem
Freund Gerhard verbringen, er möchte
aber noch arbeiten. Sie ist darüber ent-
täuscht, weil sie meint, Gerhard nehme
sich nicht genug Zeit für sie.
Wenn Lea ihre Enttäuschung Gerhard
nicht mitteilt, schwelt der Konflikt im
Untergrund weiter. Erst durch den Aus-
druck ihrer Gefühle wird deutlich, was
in ihr vorgeht und welche Erwartungen
sie an ihn hat.
22
Nicht der direkte Ausdruck von Bedürf-
nissen und Gefühlen schafft Probleme,
sondern der indirekte. Selbstöffnung
heißt, ich spreche von mir, meinen
Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen
in Form von Ich-Aussagen [»Ich möchte
/wünsche /brauche..., weil...«),
anstatt dem anderen Vorwürfe zu
machen.
Lea könnte also zu Gerhard sagen:
»Ich bin traurig, weil ich den Abend gern
mit Dir verbracht hätte. Ich wünsche
mir, bald etwas gemeinsam zu machen.«
Gefühle mitteilen
Oft gibt es eine ziemliche Verwirrung
darüber, was Gefühle eigentlich sind.
Ein wichtiger Aspekt ist: Gefühle lassen
sich körperlich wahrnehmen, insbeson-
dere wenn wir uns auf ihre vier
Grundtönungen beschränken, die wir
als elementare Gefühle bezeichnen:
• Zuneigung und Freude,
• Angst und Furcht,
• Ärger und Wut,
• Trauer und Abschiedsschmerz.
Wenn Sie Ihrer Partnerin sagen, welche
Grundtönung Ihr Gefühl hat - ob zum
Beispiel eher ärgerlich oder traurig -,
kann sie sich besser einfühlen.
Womöglich beobachten Sie, daß sich
Ihr Gefühl verändert, wenn Sie es mit-
teilen. Vielleicht verraucht Ihr Ärger
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Grundelemente des Fairen Streitens
Niemand kann mir Gefühle »machen«
Gefühle resultieren aus den Bedürfnissen, die wir
haben, und sind Ausdruck unseres subjektiven Erle-
bens. Wir sind selbst verantwortlich für das, was wir
fühlen, auch wenn es viele Situation im Leben gibt,
wo es uns so scheint, als wenn jemand anders uns
ärgert oder traurig macht und wir dann oft geneigt
sind zu sagen: »Du machst mich ärgerlich« oder »Du
machst mich traurig« statt »Ich ärgere mich über
Dich« oder »Ich bin traurig«.
Auch wenn diese Sichtweise neu und ungewohnt für
Sie sein mag - es ist wichtig, sie beim Fairen Streiten
zu beachten!
oder Ihre Wut läßt nach, sobald Sie
sie ausgedrückt haben. Ob andere Ihr
Bedürfnis erfüllen, ist dann oft - wenn
auch natürlich nicht immer - nicht
mehr so wichtig. Es geht um Ihre
Selbstöffnung.
Wenn Sie sagen, wie Sie sich fühlen,
kann Ihre Partnerin Ihnen mit mehr
Anteilnahme zuhören, als wenn Sie sie
mit Sätzen wie »Du machst mich
wütend« zur Verursacherin Ihrer Gefüh-
le erklären. Sagen Sie dagegen »Ich bin
wütend«, lassen Sie offen, wodurch Ihre
Wut ausgelöst wurde. Deshalb ist es so
wichtig, keine anschuldigenden Formu-
lierungen zu gebrauchen.
Beispiele für abwertende Du-Botschaf-
ten anstelle eines Ausdrucks von
Gefühlen:
»Ich habe das Gefühl, daß Du es nicht
magst, wenn ich das ganze Wochenende
unterwegs bin.«
»Ich spüre , daß Du jetzt lieber gehen
möchtest.«.
»Ich fühle, daß ich Dir auf die Nerven
gehe.«
Auch wenn die Satzeinleitung bean-
sprucht, ein Gefühl auszudrücken,
sind diese Sätze keine Aussagen über
Gefühle, sondern Bewertungen und
Vermutungen über das Verhalten ande-
rer. Das Gleiche gilt für Begriffe wie
»Ich fühle mich ausgenutzt/ übergan-
gen / ausgeschlossen / betrogen / bloß-
gestellt usw.«, die dem anderen eine
abwertende Handlung unterstellen.
Auch eine Formulierung wie
»Ich habe ein autes/schlechtes Gefühl.
was unsere Beziehung angeht.« ist eine
Bewertung und kein Gefühl.
Da dies ein schwieriges Thema ist, hier
einige Beispiele für Gefühle, die wir
haben, wenn unsere Bedürfnisse nicht
befriedigt werden:
(Ich bin/ich fühle mich...) ärgerlich, ent-
täuscht, wütend, traurig, niedergeschla-
gen, ängstlich, entmutigt, frustriert,
bekümmert, verzweifelt.
Mehr zum Thema Gefühle ab Seite 70.
23
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• Übung
Jetzt können Sie kurz testen, ob Sie ver-
standen haben, mit welchen Aussagen
Sie sich öffnen, indem Sie Ihre Gefühle
nennen, und welche dagegen Anschul-
digungen sind.
In welchen Aussagen werden Gefühle
konkret benannt?
1. Ich habe Angst, wenn Du in dieser
Lautstärke und diesem Tonfall mit mir
redest.
2. Ich fühle mich übergangen, wenn Du
Dich mit Till und Ursula triffst, ohne
mich zu fragen, ob ich mitkommen
möchte.
3. Ich fühle deutlich, daß Du mit unserer
Vereinbarung nicht wirklich einverstan-
den bist.
4. Mich ärgert, wenn Du alle paar Minu-
ten auf die Fernbedienung tippstund
das Programm wechselst.
5. Du machst mich wütend mit Deiner
Nörgelei.
(Auflösung: Die Sätze 1 und 4 sind klare
Aussagen über Gefühle, die Sätze 2 und
5 sind Anschuldigungen, Satz 3 ist eine
Behauptung.)
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24
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Womöglich sagen Sie jetzt, das ist ganz
schön kompliziert! In vielen Alltagssi-
tuationen wird Ihre Partnerin es akzep-
tieren, wenn Sie Ihre Gefühle auf die
Ihnen vertraute Weise ausdrücken. Wir
sind alle gewohnt, innerlich zu überset-
zen, was andere sagen wollen. Wichtig
ist, zu wissen, wie Sie vermeiden kön-
nen, einen Konflikt zu schüren - indem
Sie auf Anschuldigungen verzichten, die
Ihre Partnerin zur Verursacherin Ihrer
Gefühle erklären, und stattdessen Ihr
Gefühl benennen. Also statt »Du machst
mich traurig« - »Ich bin traurig«.
Du-Botschaften übersetzen
»Alle Beurteilungen anderer
sind der tragische Ausdruck
unserer eigenen
unerfüllten Bedürfnisse.«
(Dr. Marshall Rosenberg)
Ich habe Sie einige Seiten vorher bereits
mit Du-Botschaften vertraut gemacht.
Nun möchte ich diese Art von Aussagen
und mögliche Reaktionen darauf noch
ausführlicher beschreiben, damit Sie
eigene und fremde Du-Botschaften im
Gespräch erkennen und mit ihnen
umgehen lernen.
Obwohl sie Du-Botschaften genannt
werden, ist das Kennzeichen einer
Du-Botschaft nicht, daß sie mit
»Du« beginnt - auch wenn das
häufig der Fall ist -, sondern die
Beurteilung und Abwertung einer
anderen Person.
Häufig beginnen Du-Botschaften auch
mit Einleitungen wie
»Ich glaube, Du w/7/sL.(mal wieder mit
dem Kopf durch die Wand)«
»Ich finde, Du b/sf...(einfach nicht ent-
schieden genug gegenüber den Kin-
dern)«
»Ich habe das Gefühl, Du hast.. .[für diese
Sache einfach nicht die notwendige
Geduld)«
Beispiele:
Auf die Frage, ob es bald Abendessen
gibt;
Du-Botschaft: »Du erwartest immer,
daß ich mich um alles kümmere.«
Eine Ich-Aussage wäre dagegen: »Ich
würde mich freuen, wenn Du Dich um
das Essen kümmern würdest. Ich möchte
diesen Brief gern fertigschreiben.«
Er schaut gerade einen Krimi an;
Du-Botschaft: »Du interessiert Dich gar
nicht mehr für mich. Immer sitzt Du vor
dem Fernseher.«
25
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Grundelemente des Fairen Streitens
Dagegen Ich-Aussage: »Ich würde gern
etwas mit Dir zusammen machen. Wir
haben uns die ganze Woche so wenig
gesehen, und ich habe mich darauf
gefreut, daß wir dieses Wochenende mal
keine Verabredung haben.«
Die Küche ist nicht aufgeräumt;
Du-Botschaft: »Auf Dich ist einfach kein
Verlaß. Wieso kannst Du nicht vorher
sagen, daß Du keine Lust hast, das
Geschirr zu spülen.«
Dagegen Ich-Aussage: »Ich bin verär-
gert, daß das Geschirr noch dasteht,
obwohl Du versprochen hattest, heute
die Küche zu machen.«
In allen drei Beispielen sind die Du-Bot-
schaften Vorwürfe und Unterstellungen.
Mit Du-Botschaften beurteilen und
etikettieren wir andere und versuchen
sie durch Erzeugung von Furcht, Schuld
oder Scham dazu zu veranlassen, daß
sie etwas tun, was wir möchten. Erfolg
haben wir damit natürlich nur begrenzt.
Die Bitte hinter der Du-Botschaft
hören
Hinter jeder Du-Botschaft steht auch
eine Bitte. Wenn Sie sich angewöhnen,
Ihre Aufmerksamkeit auf diese Bitte zu
richten, wird es Ihnen leichter fallen,
nicht auf den kränkenden und abwer-
tenden Teil der Aussage »anzuspringen«.
Eine Möglichkeit, wenn Sie eine Du-
26
Botschaft hören, besteht darin, diese
Bitte gedanklich zu »übersetzen«. (Eine
andere Möglichkeit werden Sie später
im Kapitel »Einfühlendes Zuhören«
kennenlernen.)
Betrachten Sie hierzu nochmal die Bei-
spiele aus dem letzten Abschnitt. Im
ersten Beispiel war die Antwort auf die
Frage, ob es bald Abendessen gibt, die
Du-Botschaft: »Du erwartest immer,
daß ich mich um alles kümmere.«
Wenn Sie ihre Aufmerksamkeit auf die
unausgesprochene Bitte Ihres Partners
richten, könnten Sie so reagieren:
»Möchtest Du gern, daß ich mich heute
um das Essen kümmere ?«
• Übung
Bitte formulieren Sie nun zur Übung
Ihre Reaktion auf die Bitten, die Sie in
den beiden anderen Beispielen wahr-
nehmen:
1. Du-Botschaft:
»Du interessiert Dich gar nicht mehr für
mich. Immer sitzt Du vordem Fernseher.«
2. Du-Botschaft:
»Auf Dich ist einfach kein Verlaß. Wieso
kannst Du nicht vor-her sagen, daß Du
keine Lust hast, das Geschirr zu spülen.«
Ihre Reaktion könnte lauten:
1. Beispiel:
»Möchtest Du, daß wir etwas zusammen
machen ?«
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Grundelemente des Fairen Streitens
Du-Botschaften sind wie Benzin in ein offenes Feuer
In einer grundsätzlich wohlwollen-
den Beziehung tolerieren wir auch
einen gewissen Anteil an Du-Bot-
schaften. Sobald die Mißverständnis-
se zunehmen, schüren wir mit Du-
Botschaften allerdings den Konflikt.
Sie sind dann wie Benzin in ein offe-
nes Feuer.
In einer solchen Situation sollten Sie
sehr bewußt auf Ihre Du-Botschaften
achten und sie »übersetzen« in Ich-
Aussagen.
Leider ist es meist eher so: Je mehr
sich ein Konflikt zuspitzt und je ver-
trauter uns der andere ist, desto
mehr finden wir mit sicherem Gespür
die verletzbaren Stellen des anderen
und attackieren ihn mit kränkenden
Du-Botschaften.
Vielleicht wenden Sie jetzt ein:
»Wenn ich mich gerade sehr über
jemanden ärgere, kann ich doch nicht
über jedes Wort nachdenken, dasich
sage. Ich sage dann einfach, was mir
in den Sinn kommt.«
Der Grund für diesen scheinbar
»unkontrollierbaren« Ärger ist häufig,
daß wir nicht frühzeitig genug Dinge
ansprechen, die uns stören. Stattdes-
sen warten wir, bis sich die unerfreu-
liche Situation zugespitzt hat und
nehmen dann dem anderen übel, daß
er nicht von selbst merkt, was uns
stört. In diesem Moment haben wir
unseren Ärger tatsächlich nicht mehr
so unter Kontrolle.
Frühzeitig störendes Verhalten anzu-
sprechen, ermöglicht es uns, leichter
einen sachlichen und angemessenen
Ton zu finden.
2. Beispiel:
»Wäre es Dir lieber, daß ich, wenn ich
mit Spülen an der Reihe bin, das
Geschirr sofort spüle?«
Dieses Umschalten wird später noch
ausführlicher dargestellt.
Übertreiben und Verallgemeinern
Zwei weitere deutliche Kennzeichen für
Abwertungen in Form von Du-Bot-
schaften sind das Übertreiben und Ver-
allgemeinern. Übertreibungen erkennen
Sie an Wörtern wie:
immer, nie, schon wieder, ständig, wenn
Du wenigstens, typisch.
27
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Grundelemente des Fairen Streitens
Beispiele:
»Du mußt immer an mir herummeckern.«
» Nie kannst Du mich mal in Ruhe die
Zeitung lesen lassen.«
»Das ist mal wieder typisch für Deinen
Über perfektionismus!«
» Du verstreust schon wieder Deine
Sachen im ganzen Raum.«
Uns mag es so erscheinen, als wenn wir
überTatsachen reden, für den anderen
sind es Signale, sich zu verteidigen oder
zum Gegenangriff überzugehen.
Auch Verallgemeinerungen - erkennbar
an Formulierungen mit man, ihr, wir-
sind, obwohl sehr indirekt ausgedrückt,
versteckte Abwertungen:
»Man macht das nicht. Das gehört sich
einfach nicht!«
Dahinter steht unausgesprochen die
Aussage: »Was Du tust ist ungehörig.
Ich weiß, was sich gehört.«
»Ihr Frauen (Männer) seid doch alle
gleich. Nie sagen sie, was sie wirklich
wollen.«
Dahinter steht unausgesprochen:
»Du bist so (unehrlich) wie alle Frauen
(Männer).«
Verallgemeinerungen sind heim-
tückisch, weil wir hiermit in Anspruch
nehmen, daß nicht nur wir das Verhal-
ten unseres Partners kritisieren, sondern
daß es sich um ein allgemeingültiges
28
Gesetz handelt und/oder andere unsere
Meinung teilen.
In diesem Zusammenhang jedoch
noch eine wichtige Empfehlung:
Verzeihen Sie es sich, wenn Sie sich
selbst bei Du-Botschaften ertappen.
Es genügt, wenn Sie erkennen, daß
Sie wieder in Du-Botschaften ver-
fallen sind und auf die Reaktion
achten, die Sie damit bei Ihrem
Partner auslösen. Wenn Sie beob-
achten, welche heftige Gegenwehr
Sie bewirken, wird Sie das - so
vermute ich - motivieren, wieder
auf Ich-Sprache umzuschalten. Um
tiefeingefahrene Kommunikations-
muster zu verlernen, braucht es
einige Zeit. Da die Basis des fairen
Streitens eine gute Beziehung zu
uns sei bst ist, sollten wir uns nicht
mit Selbstvorwürfen »herunter-
machen«. Gehen Sie liebevoll mit
sich selbst um!
Sich selbst abwerten
Sie können sich auch selbst abwerten
und die Wirksamkeit Ihrer Aussagen
vermindern, nämlich indem Sie ihr
Anliegen abschwächen mit Wörtern wie
eigentlich, vielleicht, ein bißchen, etwas,
eventuell.
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Grundelemente des Fairen Streitens
Beispiele:
»Ich hätte es eigentlich gern gesehen,
wenn Du....«
»Hast Du vielleicht etwas Zeit für mich?
Ich würde gern, wenn's Dir recht ist ,
noch was mit Dir bereden.«
Solche vorsichtigen Formulierungen
scheinen Ausdruck von höflicher
Zurückhaltung zu sein. Sie verringern
damit aber die Wichtigkeit Ihres
Bedürfnisses und die Wirksamkeit Ihrer
Ich-Aussage.
In Untersuchungen über Frauen- und
Männersprache wurde festgestellt, daß
Frauen häufig solche abschwächenden
Formulierungen benutzen. Mit diesen
Verkleinerungsformen begeben wir uns
von vornherein in eine unterlegene
Position. Und beim Fairen Streiten geht
es keineswegs - wie von manchen irr-
tümlich angenommen wird - darum,
uns zurückzunehmen, sondern klar und
abwertungsfrei unsere Bedürfnisse mit-
zuteilen.
• Übung: Abwertungsfrei formulieren
Ihr Partner kommt eine halbe Stunde zu
spät in das verabredete Lokal. Sie sind
sehr verärgert, weil er zugesichert hatte,
pünktlich zu sein.
Eine selbstabschwächende Aussage
wäre: »Ich hatte mireigentlich
gewünscht, Du wärst diesmal ein
bißchen pünktlicher..«
Eine Du-Botschaft wäre: »Das ist mal
wieder typisch für Dich. Du schaffst es
nie, pünktlich zu sein!«
Was würden Sie sagen? (Achten Sie
darauf, über Ihre Gefühle zu sprechen.)
Die Ich-Aussage könnte lauten:
»Ich bin verärgert, weil Du mir verspro-
chen hattest, Du würdest mich nicht
warten lassen.«
Störendes Verhalten
beschreiben
Sie haben jetzt erfahren, wie Sie die
Bedürfnisse anderer - und Ihre eigenen
- nicht abwerten. Nun werden Sie sich
womöglich fragen: Wenn ich nicht in
der Form von Bewertungen sprechen
darf, wie kann ich dann ausdrücken,
wenn mich etwas stört oder mir ein
Verhalten meines Partners nicht paßt?
Beispiel:
Ihr Partner hat die Balkontür zu Ihrem
Arbeitszimmer offengelassen. In einem
heftigen Luftzug wurden Ihre Papiere
durcheinandergeblasen. Sie hatten eini-
ge Zeit zu tun, sie wieder zu ordnen. Was
sagen Sie zu ihm ?
Bitte überlegen Sie einen Moment für
sich, bevor Sie weiterlesen, und notieren
Sie Ihre Antwort.
29
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Grundelemente des Fairen Streitens
Wahrscheinlich werden Sie jetzt nicht
mehr Du-Botschaften wie diese formu-
lieren: »Du hast mal wieder völlig ge-
dankenlos alles offenstehen gelassen.«
Optimal wäre es, wenn Sie nur den
Sachverhalt schildern würden, also
• die sinnlich wahrnehmbaren Tatsa-
chen beschreiben und
• die konkreten Auswirkungen für Sie
darstellen in einer Weise, daß ihr Part-
ner sich nicht angegriffen fühlt. Das
könnte in unserem Beispiel so aussehen:
»Du hast in meinem Arbeitszimmer Fen-
ster und Tür offen gelassen. Der Wind
hat meine Papiere durcheinandergewir-
belt, und ich mußte einige Zeit aufwen-
den, um sie wieder zu ordnen.«
Störendes Verhalten oder eine Kon-
fliktsituation beschreiben heißt:
• statt abstrakter Bewertung sinn-
lich wahrnehmbare Tatsachen mit-
teilen
• statt Rückschlüsse zu ziehen auf
Motive, Gefühle und Gedanken
anderer direkte Zitate und konkrete
Beispiele wiedergeben
• statt mit Moralisieren und »erho-
benem Zeigefinger« Wirkung erzie-
len zu wollen, die Auswirkungen auf
Sie beschreiben
• statt den anderen Ihre Gefühle
spüren lassen, sie direkt benennen
• Übung
Dieter wird oft von seiner Frau Luise
unterbrochen, wenn er ihr etwas erzählt,
indem sie ihm Ratschläge gibt oder ihn
kritisiert.
Bitte beschreiben Sie an Dieters Stelle
die Situation und die Auswirkungen für
Sie und nennen Sie Ihre Gefühle.
Schreiben Sie - bevor Sie weiterlesen -
eine vollständige abwertungsfreie Ich-
Aussage auf.
Eine Ich-Aussage ohne Abwertung
wäre:
»Wenn ich Dir etwas erzähle, unter-
brichst Du mich häufig, bevor ich zu
Ende geredet habe, und sagst mir , was
ich Deiner Meinung nach machen soll.
Ich ärgere mich darüber und verliere
die Lust, Dir etwas zu erzählen.«
30
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Keine Verhaltens-
anweisungen geben
Ihnen käme es vielleicht einfacher
vor zu sagen »Unterbrich mich nicht
dauernd!« oder, in Georgs und Elses
Fall Seite 19) »Stell 'doch bitte die
Heizung kleiner!«
Befehle und Verhaltensanweisungen
zu geben ist eine sehr weit verbreitete
Methode, störendes Verhalten ändern
zu wollen. Der Grund, warum diese
»schnellen Lösungen« selten oder nur
kurzfristig funktionieren, liegt in dem
psychologischen Phänomen, daß wir
uns nicht mehr frei fühlen, sobald uns
jemand sagt, was wir tun sollen. Unser
Widerstand wächst - selbst wenn der
Vorschlag genau das sein sollte, was wir
andernfalls bereit wären zu tun.
Wahrscheinlich haben die meisten
von uns eine Überdosis von Verhaltens-
anweisungen in der Kindheit abbekom-
men und reagieren auf Vorschläge,
selbst wenn sie logisch und vernünftig
erscheinen, überempfindlich.
Für eine wirksame und schnelle Bewäl-
tigung von Alltagskonflikten ist es
hilfreich, sich an dieses Phänomen zu
erinnern und mit Lösungsvorschlägen
und Verhaltensanweisungen zurück-
haltend zu sein. Das heißt keineswegs,
daß Sie nicht sagen dürfen, was Sie
31
brauchen, aber daß Sie sich zurückhal-
ten, Ihrem Partner zu sagen, auf welche
Weise er das erfüllen soll.
Es wird Sie vielleicht verwirren, daß in
manchem Kommunikationsleitfaden
oder -seminar das Gegenteil empfohlen
wird, nämlich konkret zu benennen, was
Sie von Ihren Mitmenschen möchten.
Solange keine Konflikte bestehen, ist
das ein gutes Vorgehen (->• Seite 22).
In einer bereits gespannten Konflikt-
situation ist es dagegen günstiger, sich
mit Wünschen, die der andere als For-
derungen und Verhaltensanweisungen
empfinden könnte, zurückzuhalten.
Wenn Sie dabei bleiben, nur die Situa-
tion und die Auswirkungen für sich zu
beschreiben und Ihre Gefühle und
Bedürfnisse auszudrücken, gibt es für
Ihren Partner keinen direkten Anlaß,
sich persönlich abgewertet zu fühlen.
Er könnte es trotzdem tun, wenn er ein
wackliges Selbstwertgefühl hat und
Botschaften anderer häufig mit
selbstabwertenden Ohren hört. Das
können Sie nicht verhindern. Sie tragen
die Verantwortung dafür, sich abwer-
tungsfrei mitzuteilen, aber nicht dafür,
wie Ihr Partner Ihre Botschaft übersetzt
und was er hineinliest. Wie Sie ihm hel-
fen können, sich selbst gegenüber
wohlwollender zu werden, erfahren Sie
im Kapitel »Einfühlend zuhören«.
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Auf andere reagieren
Sie haben erfahren, wie Sie sich Ihrer
Partnerin gegenüber auch in Konfliktsi-
tuationen ausdrücken können, ohne sie
abzuwerten. Jetzt wird es darum gehen,
wie Sie selbst reagieren und wie Sie mit
den Reaktionen anderer umgehen, auch
wenn sie Abwertungen und Du-Bot-
schaften enthalten und zunächst nicht
geeignet erscheinen, Konflikte zu lösen.
Wie wir bereits feststellten, haben viele
Menschen Schwierigkeiten, ihre Wün-
sche und Bedürfnisse klar auszudrücken
und verhalten sich stattdessen oft
abwehrend. Diese Abwehr kann sich
ganz unterschiedlich äußern: in aggres-
siven oderselbstabwertenden Formulie-
rungen, in Vorwürfen, getarnt in Rat-
schlägen oder schweigendem Rückzug.
Dadurch wird die Kommunikation in
einer Partnerschaft oft sehr verwirrend.
Wenn Sie sie verbessern möchten, müs-
sen Sie zum einen lernen, sich selbst
klar auszudrücken - dies warThema der
vorherigen Kapitel.
Zum anderen ist es wichtig, Abwehr zu
erkennen und wie sie zu einer Kommu-
nikationssperre wird, also zu einem Ver-
halten, das einen weiteren Meinungs-
austausch blockiert und Konfliktlösun-
gen verhindert. Durch die Ȇberset-
zung« dessen, was Ihre Partnerin häufig
nur als Abwehr auszudrücken in der
Lage ist, können Sie Ihre Kommunika-
32
tion miteinander verbessern. Wie Sie
das machen, möchte ich anhand eines
Beispiels zeigen (siehe auch Seite 26 ).
Beispiel: Der gemeinsame Abend
Gisela und Hans besuchen gemeinsam
einen Vortrag. Dort trifft Gisela einige
Bekannte und unterhält sich mit ihnen.
Auf dem Heimweg entspinnt sich das
folgende Gespräch:
(Ich-Aussage): »Ich hatte mich auf den
gemeinsamen Abend mit Dir gefreut,
weil wir uns die letzte Zeit eh so wenig
sehen. Ich fühle mich traurig, weil wir
kaum miteinander geredet haben.
Zuerst hast Du Dich mit Ulla, die hinter
uns saß, unterhalten, dann bist Du in der
Pause zu Deinem Arbeitskollegen
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gegangen und erst am Ende der Pause
zurückgekommen. Ich hätte gern mit Dir
überdas geredet, was der da vorn
erzählt hat.«
Sie (reagiert mit Abwehr): »Du machst
mal wieder aus einer Mücke einen
Elefanten. Wir können uns doch jetzt
unterhalten.«
Er (ihre Abwehr übersetzend): »Dir wär's
lieber, ich würde das nicht so dramati-
sieren.«
Sie: »Ja, genau. Immer bist Du so emp-
findlich.«
Er (Ich-Aussage): »Ich würde gern bei
unseren seltenen gemeinsamen Aben-
den auch überdas reden, was wir
zusammen erleben.«
Sie (rechtfertigt sich): »Aber die Ulla
und den Fritz sehe ich sonst auch nie.«
Er (übersetzend): »Für Dich wareseine
willkommene Gelegenheit, mit alten
Freunden kurz einen Plausch zu halten.«
Sie: »Ja, warum denn nicht.«
Er; »Ich bin mit Dir in den Vortrag gegan-
gen, weil ich mit Dir zusammen was
unternehmen und mich mit Dir darüber
unterhalten wollte.«
Sie: »Warum bist Du bloß so quengelig
heute!«
Er: »Du verstehst nicht, warum ich auf
diesen Punkt so beharre.«
Sie: »Nein, wirklich nicht.«
Er: »Mir ist es wichtig, das mal deutlich
zu sagen, weil ich es letzte Woche, als
wirzusammen im Kino waren, ähnlich
33
erlebt habe. Ich war danach sehr fru-
striert, weil ich mir von einem gemein-
samen Abend erwarte, daß wir uns mehr
aufeinander beziehen.«
Sie (versteht und macht ein Angebot
zur Versöhnung): »Na gut, jetzt weiß ich,
daß Du mehr mit mir reden willst, wenn
wirzusammen ausgehen. Das nächste
Mal werde ich mich mehr auf Dich kon-
zentrieren. Okay?«
Auf Abwehr achten
Gisela reagiert auf die Ich-Aussagen
von Hans abwehrend. Zuerst wertet sie
ihn ab, dann rechtfertigt sie sich.
Als Abwehr werden im Sinne dieses
Fair-Streit-Modells alle Äußerungen
betrachtet, die nicht direkt dazu dienen,
eine Störung zu beseitigen oder einen
Konflikt zu lösen. Ein anderes Wort
dafür ist Kommunikationssperre.
Dieses Verständnis von Abwehr gilt
natürlich nur in einem eng umgrenzten
Rahmen: dann, wenn Sie mit jemandem
einen Konflikt klären möchten.
Hans reagiert auf Giselas Abwehr
(»Warum bist Du bloß so quengelig
heute!«), indem er sie wohlwollend
übersetzt («Du verstehst nicht, warum
ich auf diesen Punkt so beharre.«), statt
seinerseits gekränkt zu sein.
Ab dem nächsten Kapitel nennen wir
diesen Vorgang einfühlendes Zuhören.
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Grundelemente des Fairen Streitens
Vielleicht erscheint Ihnen das Vorgehen
von Hans umständlich und pingelig.
Überlegen Sie, was geschehen würde,
wenn Hans nach dem Vortrag zu Gisela
eine Du-Botschaft sagen würde wie:
»Du hast Dich den ganzen Abend nicht
um mich gekümmert«.
Stattdessen beschreibt Hans die Situa-
tion, wie er sie erlebt hat. Er konfron-
tiert damit Gisela. Auf ihre abwehren-
den Äußerungen schaltet er um zu ein-
fühlendem Zuhören. Damit bewahrt er
einen guten Kontakt zu ihr und sie wird
irgendwann aufhören, sieh zu verteidi-
gen. Es wird ihr leichter fallen, irgend-
wann einzulenken, wenn Hans ihr, ohne
sie abzuwerten, sein Bedürfnis den
Abend intensiver mit ihr zu verbringen,
deutlich machen kann.
Verschiedene Arten von Abwehr
Hier einige weitere Beispiele für mögli-
che Kommunikationssperren, bezogen
auf unser Beispiel:
Fragen, insbesondere wenn sie mit
»Warum« beginnen: »Warum hast Du
Dich nicht einfach in das Gespräch mit-
eingemischt?«
Geg enar g umente: »Du hast Dich gestern
doch auch lange mit Joachim unterhal-
ten, als wir ihn beim Spazierengehen
getroffen haben.«
Verall g emeinerun g: »Niemand würde
was dabei finden außer Dir.«
34
Befehle: »Laß mich in Frieden mit Deiner
Meckerei!«
Killerphrasen: »Ich will meine Zeit nicht
für solchen Firlefanz verschwenden.«
Ablenken , aufheitern: »Ach Hans, nimm
das doch nicht gleich so tragisch. Komm,
wir gehen jetzt noch ein Bier trinken.«
Vielleicht wenden Sie jetzt ein, daß es
in einem Konflikt doch bestimmt zur
Entspannung der Situation beiträgt,
wenn jemand abzulenken und aufzu-
heitern versucht. Wenn das Thema, um
das es gerade geht, nicht so wichtig ist,
mag das tatsächlich funktionieren. Für
Hans wäre es vielleicht möglich gewe-
sen, auf Giselas Vorschlag einzugehen,
noch etwas trinken zu gehen und die
Geschichte zu vergessen.
Anders verhält es sich, wenn es Hans
wichtig ist, etwas für die Zukunft zu
klären, weil sich Abende wie dieser
schon öfter so abgespielt haben. Dann
ist eine ablenkend-aufheiternde Reak-
tion von Gisela als Versuch zu verstehen,
der Auseinandersetzung auszuweichen.
Es gibt viele Situationen im Alltag, wo
es in Ordnung ist, einen Ratschlag zu
geben, zu trösten oder Fragen zu stel-
len, solange sie keine Konflikte mitein-
ander haben. Sobald es Probleme gibt
und Sie anfangen, sich wegen jeder
Kleinigkeit mißzuverstehen, ist es rat-
sam, Abwehr bewußt wahrzunehmen
und innerlich umzuschalten.
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Grundelemente des Fairen Streitens
Einfühlend Zuhören
»Eine Person, die anderen nicht
zuhören kann, >verteidigt< sich,
sie kann es sich nicht leisten,
Ansichten und Ideen ausgesetztzu
sein, die nicht identisch sind mit ihren
eigenen Vorstellungen. ...denn es
besteht die Möglichkeit, daß wir verän-
dert werden, wenn wir wirklich
genau zuhören und uns in die Welt
des anderen ein fühlen.«
(Thomas Gordon)
Ein heikles Thema - nicht nur für Paare
- ist das Zuhören. Insbesondere wenn
es in einer Partnerschaft Meinungs-
verschiedenheiten gibt, wird das Zuhö-
renkönnen zu einerschweren Prüfung
der Selbstbeherrschung. Wer kann
sich schon Vorwürfe gelassen anhören,
ohne gleich »zurückzuschießen«? Plötz-
lich sind Sie mitten in einem Streit,
in dem jeder seinen Standpunkt ver-
teidigen will. Auch wohlformulierte
Ich-Aussagen würden hier nicht wei-
terhelfen. Denn eine Auseinanderset-
zung, die nur aus Ich-Aussagen be-
stünde, wäre eine verheerende Ange-
legenheit, fehlte doch das, was dem
Gespräch die Seele verleiht: nämlich
das Zuhören und Sich-aufeinander-
beziehen.
Um Konflikte konstruktiv lösen zu kön-
nen, brauchen wir also neben der Fä-
35
higkeit, abwertungsfrei miteinander zu
sprechen und unsere Gefühle und Be-
dürfnisse mitzuteilen, noch ein wichti-
ges Element: das einfühlende Zuhören.
Es ist eine besondere Art und Weise, auf
andere Menschen zu reagieren.
Einfühlend zuhören heißt,
• wohlwollend zuhören,
• zurückspiegeln, was Sie an
Gefühlen und Bedürfnissen hören
und wahrnehmen (überstimme,
Mimik und Körperausdruck) und
• nicht mehr hineinlegen als gesagt
wurde.
Beispiel:
Sie (mit ungeduldiger Stimme): »Warum
hast Du nicht gleich gesagt, daß Du die
Reparatur an meinem Auto nicht
machen willst? Dann hätte ich den
Wagen schon längst in die Werkstatt
gegeben.«
Er (einfühlend zuhörend):
»Du bist verärgert darüber, daß ich die
Reparatur noch nicht gemacht habe.«
(Danach wäre eine Ich-Aussage ange-
bracht mit der Begründung seines Ver-
säumnisses.)
Sie als Zuhörer verschaffen sich so
selbst erst einmal eine kurze Reaktions-
pause (denn Sie bleiben innerlich noch
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Grundelemente des Fairen Streitens
beim anderen), bevor Sie Stellung neh-
men. Mit dem einfühlenden Zuhören
wird auch einer Du-Botschaft die krän-
kende Spitze genommen, was für eine
gute Kommunikation sehr hilfreich ist -
vorausgesetzt es verkommt nicht zu
einer mechanischen Technik. Doch dann
würde es nicht die erste Voraussetzung
des einfühlenden Zuhörens erfüllen,
»wohlwollend zuzuhören«.
36
Wie Sie einfühlend zuhören
Bei dieser Art des Zuhörens sind Sie
nicht nur der »Empfänger« einer Bot-
schaft, sondern aktiv beteiligt. Im
Unterschied zu der üblichen Art, mit-
einander zu reden, sind Sie nicht schon
innerlich damit beschäftigt, was Sie
gleich erwidern werden, wenn Ihre
Partnerin aufhört zu sprechen. Ihre Auf-
merksamkeit richtet sich stattdessen
auf alles, was Sie bei Ihrer Partnerin
wahrnehmen an Gefühlen und Bedürf-
nissen, ganz egal wie sie das ausdrückt.
Es wird Ihnen helfen, wenn Sie vor
allem darauf achten, welche Bitte Sie in
ihrer Äußerung wahrnehmen - was
nicht heißt, daß Sie immer tun müssen,
was sie von Ihnen erwartet! Sie können
ihr durch Ihre einfühlende Reaktion
jedoch Verständnis signalisieren. Oft ist
es ein erster Schritt zur Lösung eines
Konflikts, wenn Ihre Partnerin sich ver-
standen fühlt.
Beispiele für einfühlendes Zuhören:
• Sabine nach einem Abendessen mit
Freds Mutter: »Ich bin ganz unzufrieden,
wie der Abend abgelaufen ist. Ich glau-
be, ich warsehr ungeduldig mit Deiner
Mutter.«
Fred: »Du wünschst Dir, Du hättest Dich
ihr gegenüber anders verhalten.«
(statt beschwichtigend: »Du machst Dir
wiedereinmal viel zuviele Gedanken.«)
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Grundelemente des Fairen Streitens
• Martin hat seine Schuhe wie schon
oft in den Flur neben den Schuhschrank
gestellt und wird von Renate darauf
aufmerksam gemacht.
Martin: »Immer hast Du was zu meckern.
Ich glaube, ich werde es Dir nie recht
machen können.«
Renate: »Du bist verletzt, weil ich Dich
darauf aufmerksam mache, daß Du Dei-
ne Schuhe neben statt in den Schuh-
schrankgestellt hast.« fstatt selbstge-
recht: »Du kapierst es offensichtlich nie,
wie sehr mich das aufregt.«)
Einfühlendes Zuhören hilft Ihnen, sich
darüber klarzuwerden, was Ihre Partne-
rin von Ihnen möchte. Gleichzeitig hel-
fen Sie ihr durch Ihre aktive Überset-
zung und die Zurückspiegelung ihrer
Gefühle - die manchmal oft erst
dadurch bewußt werden -, für sich zu
klären, was sie von Ihnen möchte oder
braucht. Denn manchmal ist Ihre Part-
nerin vielleicht nicht in der Lage, sich
anders als in Form einer aggressiven
Du-Botschaft auszudrücken. Sie können
dieses »Wurfgeschoß« entschärfen,
wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit nicht auf
die mögliche Kränkung richten, die dar-
in enthalten ist, sondern auf die indirekt
geäußerte Bitte, die Sie von Ihrer Part-
nerin hören (-► Seite 26 ). Da das ein-
fühlende Zuhören so wichtig ist, noch
einmal ein ausführliches Beispiel.
Beispiel: Der Geschichtenerzähler
Nach einem Abend mit Freunden sagt
Eva zu Achim: »Jedes Mal wenn wir mit
anderen Leuten zusammen sind, spielst
Du Dich in den Vordergrund und redest
ununterbrochen.«
Er (einfühlend zuhörend): »Du ärgerst
Dich, weil Du findest, ich nehme zuviel
Raum ein, so daß andere nicht mehr zu
Wort kommen?«
Sie: »Ja! Du hast dann immerein paar
Stories auf Lager, die Du immer wieder
erzählst und die ich alle schon tausend-
mal gehört habe.«
Er: »Dich nervt, daß ich immer die glei-
chen Geschichten erzähle und Du willst
sie nicht mehr hören.«
Sie: »Ja, genau! Ich sag schon gar nichts
mehr, weil es mir manchmal richtig
peinlich ist, wie Du das Gespräch an
Dich reißt.«
Er: »Du siehst da gar keine Möglichkeit,
Dich einzubringen, und Dir kommt es vor,
als wenn es andere genauso erleben.«
Sie: »Naja, vielleicht muß ich da auch
einfach mal über meinen Schatten
springen und was sagen, statt mich
innerlich zurückzuziehen und mich im
stillen über Dich zu ärgern.«
Er (macht, nachdem Eva einiges von
ihrem Ärger losgeworden ist und er
meint verstanden zu haben, was ihre
Beschwerde ist, einen Vorschlag): »Ich
wünsche mir, Du würdest mir das näch-
ste Mal ein Zeichen geben, wenn ich
37
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Grundelemente des Fairen Streitens
Deiner Meinung nach wieder so aufdre-
he und das Gespräch zu sehr bestimme.«
Sie: »Gut. Das nächste Mal werde ich
Dich anstupsen oder Dir sonstwie ein
Zeichen geben zur Erinnerung. Ja?«
Er: »Okay.«
Eva konnte ihren Ärger zuerst nur in
Du-Botschaften ausdrücken. Nachdem
sie sich von Achim verstanden fühlte,
war es ihr möglich, ihre Aufmerksam-
keit, die zuerst ganz auf Achims Verhal-
ten gerichtet war, auf ihr eigenes Ver-
halten zu richten {»... vielleicht muß ich
da auch mal über meinen Schatten
springen ...«). Zugegeben, um so gedul-
dig zuzuhören und nicht auf die Vor-
würfe zu reagieren, braucht es einige
Selbstbeherrschung, insbesondere dann,
wenn Sie selbst ein schlechtes Gewissen
haben und meinen, an den Vorwürfen
sei etwas dran. Doch wenn Sie es aus-
probieren, werden Sie über das Ergebnis
staunen: Vorwürfe, die sonst zu endlo-
sen Streitereien führten, lassen sich
plötzlich in kurzer Zeit auflösen.
Wenn sich jemand ausreichend verstan-
den fühlt, wird es ihm leichter möglich
sein, den Fokus von außen nach innen
zu richten. Achim hätte auch, statt
selbst einen Vorschlag zu machen, Eva
fragen können, was sie sich wünscht,
daß sich ändern soll.
Besonderheiten und Hilfen
Meist ist es günstiger, wenn Sie Ihre
einfühlende Reaktion nicht als Frage,
sondern als Feststellung formulieren.
So fühlt sich Ihre Partnerin nicht
gezwungen, zu antworten und wird in
ihrem Gesprächsfluß nicht gestört.
Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Beim
einfühlenden Zuhören fangen Sätze oft
mit »Du...« an. Sie sind aber keine Du-
Botschaften, solange Sie Ihre Partnerin
nicht abwerten, ihr nichts unterstellen
und ihren Ansichten nicht vorgreifen.
Beim einfühlenden Zuhören versuchen
Sie ausschließlich, die Gefühle und
Bedürfnisse Ihrer Partnerin zu verstehen
und in eigenen Worten auszudrücken.
Insofern ist einfühlendes Zuhören nicht
passiv, sondern aktiv. Dafür müssen Sie
natürlich mehr auf die Gefühle und
Bedürfnisse Ihrer Partnerin achten und
weniger auf ihre Gedanken reagieren -
das fällt vielen von uns am Anfang
schwer. Um das zu verdeutlichen, greife
ich nochmal aus dem Beispiel von eben
den Beginn des Dialogs auf. Eva sagt:
»Jedes Mal, wenn wir mit anderen
Leuten zusammen sind, spielst Du Dich
in den Vordergrund und redest ununter-
brochen.«
Ein reines Aufgreifen des Gedankens
wäre folgende Reaktion von Achim:
»Du findest, ich mache mich wichtig und
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Grundelemente des Fairen Streitens
rede zuviel, wenn andere Leute dabei
sind.«
Wenn Achim einfühlend Evas Bedürf-
nisse und Gefühle hört, geht er einen
Schritt weiter: »Du ärgerst Dich, weil Du
findest, ich nehme zuviel Raum ein, so
daß andere nicht mehr zu Wort kom-
men?«
Wenn Sie beim Zuhören wirklich mit
Mitgefühl hören und die Gefühle und
Bedürfnisse Ihrer Partnerin übersetzen,
bringen Sie das Gespräch ein ganz
39
wesentliches Stück voran. Einfühlend
zuhören ist ein sehr wichtiger Beitrag in
einem Gespräch, damit wir uns verstan-
den fühlen - nicht nur in Konfliktsitua-
tionen!
• Übung
Monika: »Am liebsten würde ich an die-
sem Wochenende nicht mit zu Deinen
Eltern fahren, sondern es mir zu Hause
gemütlich machen.«
Peter (verärgert): »Immer fällt Dir in
letzter Minute was anderes ein. Es war
doch schließlich Deine Idee, daß wir die-
ses Wochenende meine Eltern besuchen
wollten.«
• Bevor Sie weiterlesen, notieren Sie
sich bitte, wie Sie auf Peters Botschaft
einfühlend reagieren würden.
• Und nun überlegen Sie, wie Monika
ihm ihr Bedürfnis, ein entspanntes
Wochenende zu Hause zu verbringen,
beschreiben könnte, so daß es für Peter
nachvollziehbar ist.
Auflösung: Monika könnte einfühlend
antworten: »Du bist ganz verärgert dar-
über, daß ich so überraschend meine
Meinung ändere.«
Ihr Bedürfnis könnte sie so vermitteln:
»Ich möchte gern, daß Du mich ver-
stehst. Ich bin von der Arbeit so ge-
schafft, daß ich am liebsten zu Hause
bleiben und die Füße hochlegen würde.
Der Streß mit der langen Fahrt und dann
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Grundelemente des Fairen Streitens
den ganzen Tag mit Deinen Eltern
zusammen, ohne mich mal zurückziehen
zu können - das nervt mich schon, wenn
ich bloß daran denke.«
Gefahren und Grenzen
Am Schluß dieses Abschnitts möchte
ich noch auf einige Gefahren und Gren-
zen hinweisen.
• Einfühlendes Zuhören wird dann
manipulativ, wenn es nicht ehrlich
gemeint ist und nicht aus der Achtung
für die Meinung und Sichtweise Ihres
Partners entspringt, sondern mecha-
nisch oder in einem ironischen Tonfall
erfolgt.
• In seltenen Fällen kann jemand die
»Technik« des Spiegelns - einfühlendes
Zuhören ist es dann schon nicht mehr -
als Machtmittel einsetzen, um sich als
überlegen darzustellen und den andern
»zappeln zu lassen«. Der Partner
bekommt keine Antwort, sondern nur
eine Spiegelung seiner Botschaft.
• Insbesondere für Frauen besteht die
Gefahr, Meisterinnen des einfühlenden
Zuhörens zu werden und dabei die eige-
nen Bedürfnisse aus den Augen zu ver-
lieren. Nicht immer, wenn jemand ein
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Grundelemente des Fairen Streitens
Problem hat, müssen Sie einfühlend
zuhören. Sie selbst entscheiden, wofür
Sie Ihre Energie einsetzen möchten.
Ein deutliches Signal ist, wenn Sie sich
langweilen oder ärgern, weil Sie meinen
zu kurz zu kommen und über Gebühr
beansprucht zu werden. Hier wäre es
angebracht, Ihre Gefühle und Bedürf-
nisse als Ich-Aussage mitzuteilen.
Zum Beispiel : ^/c/? verstehe, daß Dich ge-
rade etwas sehr beschäftigt. Allerdings
habe ich im Moment nicht die Ruhe, Dir
zuzuhören, weil ich diese Sache fertig-
machen will.«
Grenzen des einfühlenden Zuhörens
Einfühlendes Zuhören ist nicht ange-
bracht, wenn es keine Hinweise dafür
gibt, daß Ihr Partner ein Problem hat,
bei dem er Ihre Unterstützung braucht
oder wünscht, zum Beispiel, weil er sehr
klar seine Bedürfnisse und Gefühle aus-
drückt. Sie sollten sich in diesem Fall
mit einfühlendem Zuhören zurückhal-
ten, denn zuviel dargebotene Liebe und
Einfühlung kann auch penetrant wer-
den. Sie werden mit der Zeit ein Gespür
dafür entwickeln, wieviel einfühlendes
Zuhören Ihr Partner braucht, um sich
verstanden zu fühlen, und wo passive
Zuhörfertigkeiten (Zugewandtheit,
Schweigen, »Türöffner« wie »Hmhm«,
»Ah, sogeht's Dir damit«, »Erzähl weiter,
wenn Du willst«) genügen.
41
• Wenn Ihr Partner eine ganz konkrete
Information von Ihnen braucht, wäre
einfühlendes Zuhören in diesem Fall
eine Form von Abwehr!
• Wie bereits erwähnt, ist einfühlendes
Zuhören nicht ratsam, wenn Sie selbst
innerlich nicht bereit sind, weil Sie
beispielsweise gestresst oder in Eile
sind oder gerade nicht in der Stimmung,
sich mit den Problemen Ihres Partners
zu befassen. Eine gewisse Portion Ego-
ismus bewahrt Sie vor Depressionen
oder der Anlage eines geheimen Ärger-
kontos, das Sie Ihrem Partner irgend-
wann heimzahlen - in Form eines
plötzlichen Wutausbruchs oder ähnli-
chem.
• Ausschließlich einfühlend zuhören
wäre natürlich auch nicht angebracht,
wenn Sie mit Ihrem Partner einen Kon-
flikt zu klären haben. Wie Sie in einem
solchen Fall Vorgehen, erfahren Sie in
den folgenden Kapiteln.
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Sie haben bisher die
Grundelemente fairer
Kommunikation
• klare Ich-Aussagen,
• Verhaltensbeschreibung
statt Bewertung und
• ein fühlendes Zuhören
kennengelernt. Im folgenden
geht es nun darum, wie Sie
damit Konflikte lösen.
Sie werden Bedürfnis- und
Wertkonflikte unterscheiden
lernen und erfahren, wel-
ches Vorgehen in welcher
Situation am sinnvollsten
ist. Das Ziel ist immer, eine
Lösung zu finden, bei der
beide Partner gewinnen!
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Faires Streiten
in der Praxis
Copyrighted image
43
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Wie Sie bei
Konflikten Vorgehen
»Konfliktlösung und Versöhnung
durch Konfrontation und Kooperation
sind möglich, wenn unsere
Gefühlsseite sie wünscht und unser
Verstand einen Weg findet. «
(abgewandelt nach T. und A. Harris)
Bisher war von störendem Verhalten
und Konflikten die Rede. Nicht jedes
Verhalten Ihres Partners, durch das Sie
sich beeinträchtigt fühlen, führt jedoch
gleich zu einem Konflikt.
Sie erfahren einige Seiten weiter, wie
Sie störendes Verhalten zunächst ein-
mal durch ein Konfrontationsgespräch
versuchen können zu verändern. Oft
werden Sie damit Erfolg haben.
Es wird jedoch auch Situationen geben,
wo Ihr Partner nicht bereit ist, lediglich
auf Ihre Konfrontation hin sein Verhal-
ten zu verändern. Diese Situation
bezeichnen wir hier im engeren Sinn als
Konflikt. Zur Bewältigung von Konflik-
ten benötigen Sie Methoden, die über
das Konfrontieren hinausgehen.
Beispiel:
Horst vergißt immer wieder, wann er an
der Reihe ist, Küchendienst zu machen.
Lena, seine Frau, muß ihn des öfteren
daran erinnern. Tut sie es nicht, steht am
nächsten Morgen noch das ganze
Geschirr da. Lena möchte ungern die
Rolle der Aufpasserin haben, aber auch
44
nicht am Morgen in eine unaufgeräumte
Küche kommen. In einem Konfronta-
tionsgespräch stellt sich heraus, daß
Horst an sich Widerstände dagegen hat,
Küchendienst zu machen, weil er meint,
daß er beruflich mehr belastet ist als
Lena, die studiert und öfter als er zu
Hause ist. Nach einigem Hin und Her
beschließen sie, sich zusammenzuset-
zen, um über die Aufteilung der Haus-
haltspflichten neu zu verhandeln.
Solange beide davon ausgehen, daß ihre
Vereinbarung über die Aufteilung des
Küchendienstes so für beide befriedi-
gend ist, handelt es sich noch um kei-
nen Konflikt, sondern um ein störendes
Verhalten von Horst. Wenn sich jedoch
bei der Diskussion um den Küchendienst
ergibt, daß tiefere Widerstände gegen
die bisherige Regelung vorhanden sind,
die geklärt werden müssen, haben die
beiden einen Konflikt miteinander. Um
diesen zu klären, empfiehlt sich ein
partnerschaftliches Klärungsgespräch.
Störendes Verhalten gehen Sie mit
einem Konfrontationsgespräch an,
einen Konflikt lösen Sie in einem
partnerschaftlichen Klärungsge-
spräch.
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Bedürfnis-
oder Wertkonflikt?
Noch eine Unterscheidung ist zu treffen
- nämlich die zwischen Bedürfnis- und
Wertkonflikten.
Störendes Verhalten Ihrer Partnerin läßt
sich unter zwei Blickwinkeln sehen:
• Es ist für mich nicht akzeptabel, weil
es mich in der Befriedigung eines
Bedürfnisses behindert. Wir nennen das
einen Bedürfniskonflikt.
• Oder es ist für mich nicht akzeptabel,
weil es einer Wertvorstellung von mir
widerspricht. Es behindert mich jedoch
nicht unmittelbar in der Befriedigung
eines Bedürfnisses. Wir nennen das
einen Wertkonflikt.
Beispiele für Bedürfniskonflikte:
• Sie sind am Sonntag für einen Ausflug
verabredet. Ihr Freund sagt Sonn tag-
morgen ab, weil er plötzlich keine Lust
hat. Sie sind enttäuscht, weil Sie sich
auf den gemeinsamen Ausflug gefreut
haben. Außerdem möchten Sie nicht
45
allein wandern und werden so kurzfri-
stig keine andere Begleitung finden.
• Ihre Frau kauft sich teure Kleider,
obwohl sie beide wenig Geld zur Verfü-
gung haben. Sie sind verärgert, weil das
Konto im Minus ist.
• Ihre Schwiegermutter kommt häufig
für länger zu Besuch, obwohl Sie nur
eine kleine Wohnung haben. Sie sind
verärgert, weil Sie sich einschränken
müssen.
Beispiele für Wertkonflikte:
• Sie und Ihre Frau haben bezüglich der
Erziehung Ihrer Tochter, zum Beispiel
wann sie abends spätestens zu Flause
sein soll, verschiedene Ansichten.
• Ihr Freund kleidet sich gern lässig und
bequem. Wenn Sie gemeinsam ausge-
hen, stört Sie das manchmal.
• Sie sind für die Trennung von Abfall
und tragen deshalb Papier und Flaschen
zum Container. Ihre Freundin will sich
daran nicht beteiligen, weil sie meint,
daß solche Aktionen am Grundproblem
des Mülls nichts ändern.
Weshalb wir hier diese Unterscheidung
machen, werden Sie besser verstehen,
wenn Sie beim Konfrontieren die Aus-
wirkungen von störendem Verhalten
beschreiben sollen.
Die Auswirkungen störenden Verhaltens
aufgrund von Wertkonflikten zu
beschreiben, ist meist nicht möglich.
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Findige Köpfe können sich zwar auch zu
den obengenannten Beispielen Auswir-
kungen ausdenken, zum Beispiel, mit
einem lässig gekleideten Partner Essen
zu gehen macht keinen Spaß. Solche
Auswirkungen hören sich oft ziemlich
an den »Haaren herbeigezogen« an.
Wenn Ihre Partnerin nicht bereit ist,
Ihre Beschreibung der Auswirkungen zu
akzeptieren, ist das meist ein deutlicher
Hinweis auf einen Wertkonflikt.
Das heißt nicht, daß sich Wertkonflikte
nicht trotzdem sehr nachhaltig auf Ihre
Beziehung auswirken können! Mehr
dazu lesen Sie ab Seite 65. Jetzt soll es
erst einmal um die Lösung von Bedürf-
niskonflikten gehen.
Das faire Konfrontations-
gespräch
Nehmen wir an, Ihre Partnerin tut
etwas, was Sie ärgert, irritiert oder ver-
unsichert: Sie macht Lärm, während Sie
sich Ruhe wünschen; packt umständlich
die Koffer, so daß Sie unter Zeitdruck
kommen.
Oft ergeben sich aus dem Ärger in sol-
chen Momenten Streitereien, die nichts
bewirken - außer für manche vielleicht
die resignative Konsequenz: »Ich sag
besser nichts, denn außer Streit kommt
doch nichts dabei raus.«
Sie werden jetzt erfahren, wie Sie die
46
Elemente fairer Kommunikation, die
Sie im ersten Teil kennengelernt haben,
einsetzen können, um solch störendes
Verhalten in einem Konfrontationsge-
spräch zu verändern.
Wirksam konfrontieren
Bewußte Konfrontation setzt voraus,
daß Sie wissen, was Sie möchten und
daß Sie Ihre Bedürfnisse (also zum Bei-
spiel Ihr Bedürfnis nach Ruhe) ernst-
nehmen und für sie eintreten. Sie soll-
ten sich dabei über folgende Fragen im
klaren sein:
• Was genau ist mein Problem ?
• Worüber bin ich ärgerlich ?
• Was will ich erreichen ? Was genau soll
sich ändern ?
• Wen muß ich dafür ansprechen, wer
kann das verändern? (Wichtig, wenn
verschiedene Personen beteiligt sind)
Eine Konfrontation ist zunächst einmal
ein nachdrückliches Informationsge-
spräch. Denn bevor Sie Ihrer Partnerin
nicht sagen, was Sie stört, sie also über
Ihre Bedürfnisse informieren, weiß sie
womöglich gar nicht, wie sehr Sie sich
von ihrem Verhalten beeinträchtigt
fühlen. Wenn Sie dabei von der Bereit-
schaft und dem guten Willen Ihrer Part-
nerin ausgehen, ihrVerhalten zu verän-
dern, wird Ihnen das helfen, sachlich zu
bleiben, auch wenn Sie Ihre Gefühle
ausdrücken.
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Wirksam konfrontieren heißt:
• Die andere Person zu einer
Veränderung ihres Verhaltens zu
veranlassen,
• ohne sie in ihrer Selbstachtung
anzugreifen.
Der Beginn:
Die konfrontierende Ich-Aussage
Eine konfrontierende Ich-Aussage ist
am wirksamsten, wenn sie drei Teile
enthält:
• Die genaue vorwurfslose Beschrei-
bung des störenden Verhaltens
• Die Beschreibung der spürbaren Fol-
gen oder Auswirkungen für Sie
(anschaulich und nachvollziehbar)
• Die Benennung Ihrer Gefühle und der
Bedürfnisse, in denen Sie sich einge-
schränkt fühlen.
Sie beschreiben also:
Störendes Verhalten + Folgen für
Sie + Ihr Gefühl/Bedürfnis
Die Reihenfolge ist unerheblich. Meist
empfiehlt es sich aber, mit der Be-
schreibung des Verhaltens zu beginnen,
damit Ihre Partnerin zuerst erfährt,
47
worum es geht. Wenn Ihr Gefühl sehr
stark ist, beginnen Sie vielleicht mit
»Ich bin sehr (ärgerlich)..., weil ...«
Der Nachteil bei diesem Beginn ist,
daß Ihre Partnerin womöglich schon
in Abwehrhaltung geht, weil sie sich
bedroht fühlt, ohne zu wissen worum
es geht.
Beachten Sie: An der Möglichkeit oder
Unmöglichkeit, die Folgen für Sie zu
formulieren, können Sie erkennen, ob es
sich wirklich um ein Bedürfnis handelt,
in dem Sie sich beeinträchtigt fühlen.
Handelt es sich hingegen um eine
Wertvorstellung, werden Sie Schwierig-
keiten haben, die Auswirkungen des
störenden Verhaltens auf Sie anschau-
lich und nachvollziehbarzu beschrei-
ben. Es besteht dann die Gefahr, daß Sie
anfangen zu rationalisieren, also
scheinbar »vernünftige« Argumente
bringen, die aber keine Beeinträchti-
gung Ihrer Bedürfnisse darstellen.
Erinnern Sie sich an das Beispiel für
einen Wertkonflikt: Stellen Sie sich vor,
Sie müßten begründen, inwiefern Sie
die lässige Kleidung Ihres Partners
beeinträchtigt.
Nun ein Beispiel für den Beginn einer
Konfrontation.
Beispiel: Der Ausflug I
Christa und Siegfried machen einen
Fahrradausflug. Siegfried fährt seit
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
einer Weile im Abstand von zirka 50
Meter vor ihr her, und Christa kommt
nur mit Mühe hinterher. An einer Ampel
konfrontiert Christa ihn:
(zur besseren Übersieht sind die drei
Teile der Aussage gekennzeichnet)
Verhalten: »Du fährst schon eine ganze
Weile voraus.
Folgen: Ich komme nur mit größter
Mühe hinterher und bin schon völlig
außer Atem.
Gefühl/Bedürfnis: Ich bin ärgerlich, weil
ich gern gemeinsam mit Dir radeln und
hin und wieder auch mal ein paar Worte
mit Dir wechseln möchte.«
Wenn Siegfried nun sofort darauf
reagiert und zum Beispiel langsamer
radelt, wäre die Konfrontation auf
Anhieb erfolgreich und das Problem
gelöst. Gewöhnlich reagieren die mei-
sten Menschen aber zuerst mit Wider-
stand, wenn sie konfrontiert werden.
Welche Art von Widerstand von Sieg-
fried kommen könnte und wie Christa
dann aufseine Botschaften reagieren
sollte, erfahren Sie auf der nächsten
Seite. Vorher möchte ich Ihnen jedoch
Gelegenheit geben, selbst einmal eine
konfrontierende Ich-Aussage zu for-
mulieren.
• Übung
Formulieren Sie zu den beiden Beispie-
len eine konfrontierende Ich-Aussage.
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Beispiel: Der Beifahrer
Auf der Autobahn. Ihre Partnerin fährt
7 80, obwohl starker Verkehr ist. Sie hält
nicht den nötigen Sicherheitsabstand,
und Sie fühlen sich ziemlich unwohl
und nervös. Sie beobachten dauernd den
Verkehr und können sich nicht ent-
spannen.
Beispiel: Das Videogerät
Das Videogerät ist schon seit einiger
Zeit kaputt. Ihr Partner versprach es zu
reparieren. Doch immer wieder vergißt
eres. Sie möchten einen Sprachkurs
aufnehmen und sind frustriert, weil das
jetzt nicht möglich ist.
Die konfrontierenden Ich-Aussagen
könnten lauten:
Beispiel 1 : »Ich habe Angst, wenn Du bei
diesem starken Verkehr mit 180 fährst
und noch dazu so dicht auffährst.
Ich möchte entspannt daneben sitzen
können, wenn Du fährst.«
Bitte beachten Sie: Thema ist nicht, ob
Ihre Partnerin eine gute Autofahrerin
ist, sondern wie Sie sich fühlen, wenn
sie fährt.
Folgen und Gefühl hängen oft eng
zusammen. In diesem Beispiel ist die
Folge aus dem Verhalten Ihrer Partnerin
das Gefühl von Angst, das Sie haben,
wenn sie fährt, weshalb Sie dauernd
den Verkehr beobachten und nicht ent-
spannen können.
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Zu Beispiel 2: (Verhalten) »DasVideo-
gerät ist schon einige Zeit kaputt und
Du hast versprochen, es zu reparieren.
(Folgen) Ich möchte morgen sehr gern
den neuen Französisch-Sprachkurs
aufnehmen, kann das aber jetzt nicht
machen, weil das Gerät nicht funktio-
niert Dadurch entgeht mir die Möglich-
keit, den Kurs mitzumaehen, weil ich
meist nicht zu Hause bin, wenn die Sen-
dung kommt. (Gefühl) Ich bin frustriert
darüber.«
Die Beschreibung der drei Teile Verhal-
ten - Folgen für Sie - Gefühle/Bedürf-
nisse ist die günstigste Ausgangsbasis
für die weitere Auseinandersetzung.
Der weitere Ablauf
Die konfrontierende Ich-Aussage und
das Erkennen von Abwehr und Umschal-
ten auf einfühlendes Zu hören sind die
wichtigsten Elemente, die Sie für ein
erfolgreiches Konfrontationsgespräch
brauchen, um störendes Verhalten Ihrer
Partnerin zu verändern.
Beispiel: Der Ausflug II
Jetzt können wir das Beispiel von
Christa und Siegfried zu Ende führen.
Er: »Wenn Du jetzt schon an fängst,
mich zu gängeln, können wir gleich
wieder nach Hause fahren.«
Sie (einfühlend zuhörend): »Du ärgerst
Dich, daß ich das sage.«
E r:»Ja, allerdings. Kaum sind wir unter-
wegs, fängst Du schon an zu jammern.«
Sie (zuerst noch einfühlend zuhörend,
dann erneut konfrontierend):
»Du kannst meinen Wunsch, mit Dir
gemeinsam zu radeln, nicht so recht
akzeptieren. Mir macht der Ausflug
mehr Spaß, wenn wir dabei auch ein
bißchen reden können. Außerdem bin
ich jetzt schon völlig außer Atem bei
dem Tempo, das Du vorlegst.«
Er (noch abwehrend): »Da kann man
mal sehen, wie wenig fit Du bist.«
Sie (wieder umschaltend auf einfühlen-
des Zuhören): »Du meinst, das Problem
besteht darin, daß ich nicht genug Kon-
dition habe.«
Er (immer noch Christas Bedürfnis
abwehrend): »Ich habe die ganze Woche
im Büro gehockt. Jetzt will ich mich mal
austoben. Ich brauch' das.«
Sie (zuerst einfühlend zuhörend, dann
erneut konfrontierend): »Dir ist es wich-
tig, Dich selbst etwas zu fordern. - Das
kann ich zum einen verstehen, doch ich
wäre sehr enttäuscht von unserem
gemeinsamen Ausflug, wenn er im
gleichen Stil weiterverlaufen würde.«
Er (ist bereit, einzulenken): »Ich habe
'ne Idee. Meinetwegen können wir jetzt
ein Stück zusammen radeln. Aber später
möchte ich gern für eine halbe Stunde
einen Sprint um den See machen.
49
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Wir können dann einen Treffpunktaus-
machen. Was hältst Du davon?«
Diese Bereitschaft, einzulenken und
sogar eigene Vorschläge für eine Lösung
des Problems einzubringen, ist typisch
für das Konfrontationsgespräch, wenn
die konfrontierende Person konsequent
auf Abwertung verzichtet und bei
Abwehr öfters auf einfühlendes
Zuhören umschaltet. Nach Rollenspie-
len berichten die konfrontierten Perso-
nen häufig: »Ich konnte nicht auf die
alte Weise weitermachen, weil ich mich
nicht zu verteidigen brauchte. Mir
gingen einfach die Argumente aus.«
Vorgehen bei einer (idealtypischen)
Konfrontation:
• Konfrontierende Ich-Aussage als
Einstieg in die Auseinandersetzung
(Störendes Verhalten - Folgen für
Sie - Ihr Gefühl)
• Bei Abwehr immer wieder
Umschalten auf einfühlendes
Zuhören
• Nicht inhaltlich auf den Wider-
stand eingehen, sondern bei Ihrem
Anliegen bleiben
• Erneute Ich-Aussagen, bis die
konfrontierte Person selbst eine
befriedigende Lösung findet
(keine Verhaltensanweisungen und
Lösungen vorgeben!)
50
Noch ein ausführliches Beispiel für ein
vollständiges Konfrontationsgespräch.
Beispiel: Der Vielbeschäftigte
Marianne ist unzufrieden darüber, daß
ihr Mann Ludwig keine Zeit für sie und
die Kinder hat, weil er beruflich so ein-
gespannt und sehr viel unterwegs ist.
Wenn sie ihn auf Probleme anspricht,
zum Beispiel wegen der Kinder, sagt er
ungeduldig: »Ach bitte regle Du das.
Ich habe den Kopf so voll mit anderen
Dingen.« Marianne konfrontiert ihn
deswegen.
Sie: »Mir fällt auf, daß wir kaum noch
Zeit haben, um miteinander in Ruhe zu
reden. Du bist sehr viel beruflich unter-
wegs und überläßt miralies, was die
Kinder und das Haus betrifft. Darüber
bin ich ganz unzufrieden. Denn ich habe
einiges auf dem Herzen, worüber ich
gern mit Dir sprechen würde. Bist Du
dazu bereit ?«
Er: »Ich habe gerade soviel um die
Ohren, das weißt Du doch. Kannst Du
das nicht ohne mich klären ?«
Sie (einfühlend zuhörend): »Dir wäre es
lieber, ich würde jetzt nicht auch noch
was von Dir wollen.«
Er: »Ja, wirklich! Ich bin gerade in einer
schwierigen Verhandlung, und auf mei-
nem Schreibtisch türmt sich die Arbeit.
Ich weiß schon gar nicht mehr, wo mir
der Kopf steht. Jetzt kommst Du auch
noch und willst was von mir.«
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Sie (einfühlend zuhörend): »Mein
Wunsch erscheint Dir wie eine weitere
Anforderung.«
Er: »Allerdings!«
Sie (umschaltend auf erneute konfron-
tierende Ich-Aussage) »Ich beobachte
seit einiger Zeit, daß wir uns immer
fremder werden. Kaum bist Du zu Hause,
mußt Du schon wieder Vorbereitungen
für Deine nächsten Arbeitstermine
treffen. Ich besorge Deine Wäsche und
51
packe Deinen Koffer für die nächste
Reise. Zum Reden haben wir so gut wie
keine Zeit.«
Er: »Aber das hast Du doch vorher
gewußt, daß ich viel unterwegs bin in
meinem Beruf.«
Sie (einfühlend zuhörend): »Du wun-
derst Dich, daß ich mich beklage.
(erneute Ich-Aussage) Ich habe mich
zwar darauf eingestellt, daß Du viel
arbeiten wirst, doch wenn dazwischen
keine Zeit mehr bleibt für uns, dann
frustriert mich das sehr.«
Er: »Wie stellst Du Dir das denn vor?
Morgen muß ich zum Beispiel zu einer
Konferenz nach Wien. Dafür muß ich
noch einiges vorbereiten. Ich mache die
Termine nicht. Und Du profitierst doch
auch davon, wenn die Geschäfte gut
laufen.«
Sie (einfühlend zuhörend): »Du kannst
Dir im Moment nicht vorstellen, wie
Du meinen Wunsch nach mehr Zeit
füreinander in Deinem Terminkalender
noch unterbringen kannst.«
Er: »Ja, ich bin bis oben voll mit
Terminen.«
Sie: »Mir ist wichtig, daß wir hin und
wieder Zeit füreinander haben, damit
mir das Leben mit Dir Spaß macht.«
Er: »Ja, mir liegt ja auch daran, daß wir
nicht nur nebeneinander herleben. -
Wie stellst Du Dir das denn vor?«
Sie (macht einen Vorschlag, weil er sie
konkret danach fragt und damit Offen-
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
heit signalisiert): »Ich wäre schon sehr
zufrieden, wenn ich wüßte, daß wir-
vielleicht alle zwei \A/ochen - einen
Abend wirklich nur für uns hätten, ohne
Kinder, ohne Telefonate, ohne Besuch
oder Fernsehen, ausschließlich zum Mit-
einandersein und Miteinanderreden.«
Er: »Im Prinzip habe ich ja gar nichts
dagegen. Nur das mit dem Reden macht
mir Angst. Willst Du dann immer die Pro-
bleme der letzten Wochen aufarbeiten?«
Sie (einfühlend zuhörend): »Du wärst
also grundsätzlich bereit, befürchtest
nur, ich würde mit Dir vor allem über
Probleme reden wollen. Das ist Dir nicht
ganz geheuer.«
Er: »Ja, genau!«
Sie (erneute Ich-Aussage): »Mir liegt
daran, daß wir uns überhaupt wieder
mehr miteinander austauschen. Das
kann auch heißen zu erzählen, was Dich
oder mich gerade beschäftigt. Ich weiß
im Grunde viel zu wenig, was Dich so
bewegt und Du weißt es auch nicht von
mir.«
Er: »Na, gut, laß uns das mal machen. -
In meinem Kalendersehe ich, daß es
nächsten Mittwoch ginge. Würde Dir
das passen?«
Sie: »Ja, sehr gut! - Ich hab' da allerdings
noch einen Ein wand: Wir hatten ähnli-
che Verabredungen ja auch früher
schon. Dann hast Du plötzlich angerufen
und gesagt, Du hättest noch was Unauf-
schiebbares zu erledigen und könntest
52
nicht kommen. Das hat mich jedes Mal
sehr frustriert.«
Er: »Das ist natürlich immer möglich,
daß mal was dazwischen kommt. Meine
Arbeit ist schließlich nicht irgendein
Hobby.«
Sie: »Ich möchte mich gern vor einer
Enttäuschung bewahren, wenn es doch
einmal nicht klappt. Ich habe keinen
Überblick, wann Du besonders viel
Arbeit hast. Was hältst Du davon, wenn
wir zu jedem Termin noch einen Ersatz-
termin vereinbaren, so daß Du nicht
total gebunden bist und ich sicher sein
kann, daß unser Gespräch sobald wie
möglich stattfindet?«
Er: »Du bist ganz schön anspruchsvoll.
Aber gut, am kommenden Sonntag-
abend hätte ich auch Zeit, wenn es am
Mittwoch tatsächlich aus irgendeinem
Grund nicht klappen sollte. Okay?«
Sie: »Okay, Sonntag paßt mir auch. Toll!
Ich freue mich sehr, daß unser Gespräch
jetzt so ein konkretes Ergebnis gebracht
hat.«
Er: »Komm, laß Dich in den Arm neh-
men.«
Zu einem möglichen Mißverständnis
vorweg: Es geht bei einem Konfrontati-
onsgespräch nicht darum, starr nach
Schema vorzugehen.
Zu Beginn ihrer Konfrontation hörte
Marianne immer wieder einfühlend zu,
bevor sie ihrem Mann mit erneuten Ich-
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Aussagen deutlich machte, worum es
ihr ging und was ihr Anliegen war.
Marianne hielt sich zurück, gleich kon-
kret vorzuschlagen, was sie von Ludwig
möchte, denn vermutlich wäre von ihm
starker Widerstand gekommen. Erst als
Ludwig mehr Offenheit signalisierte
[»Jo, mir liegt ja auch daran, daß wir
nicht nur nebeneinander herleben...«),
hat Marianne genauer gesagt, was sie
sich wünscht. Hätte Ludwig auf ihren
Vorschlag abwehrend reagiert, hätte
Marianne wieder auf einfühlendes
Zuhören umgeschaltet und ihn durch
weitere Ich-Aussagen motiviert, einen
eigenen Vorschlag zu machen.
Vorbehalte, Zusatzvereinbarung
und »Buße«
Wichtig ist, eventuelle Vorbehalte mit
ins Gespräch zu bringen, wie es Marian-
ne am Schluß getan hat. Es wäre unfair,
eine Vereinbarung mit Ihrem Partner zu
treffen und innerlich Vorbehalte zu
bewahren. Nehmen wir mal an, ein Paar
hat nach einem längeren Gespräch eine
Vereinbarung miteinander getroffen.
Unmittelbar danach sagt der Mann mit
einem spöttischen Lächeln: »Jetzt bin
ich ja mal gespannt, ob das klappt. Bis-
herhat noch nie was geklappt, was wir
miteinander ausgemacht haben.«
Das ist eine Abwertung des Partners.
Wenn Sie befürchten, daß Ihr Partner
sich nicht an Vereinbarungen halten
53
wird - vielleicht aufgrund negativer
Erfahrungen in der Vergangenheit -, ist
es wichtig, ihn zu diesem Punkt weiter
zu konfrontieren und eine Zusatzverein-
barung zu treffen, wie sie im Falle des
Scheiterns der Absprache weiterverfah-
ren werden. In unserem Beispiel drängte
Marianne auf die Vereinbarung eines
Ersatztermins.
Die Zusatzvereinbarung könnte auch
eine Form von »Buße« sein, die derjeni-
ge zu leisten hat, der die Vereinbarung
bricht. Sinnvollerweise sollten Sie etwas
vereinbaren, von dem Sie beide etwas
haben und das Sie noch mehr verbindet:
einen Abend total verwöhnt werden,
feudal zum Essen ausgeführt werden,
eine Woche den anderen bekochen, sich
um etwas kümmern, was Sie sonst dem
Partner überlassen. Was eine sinnvolle
Buße ist, hängt von Ihrer Lebenssitua-
tion ab. Der tiefere Sinn ist, daß damit
die Verfehlung abgegolten ist, vom
»Sündenkonto« gestrichen wird und in
künftigen Auseinandersetzungen nicht
mehr erwähnt werden darf.
Die Dringlichkeit des Anliegens
deutlich machen
Zurück zum Thema Konfrontieren: Sie
können Ihren Partner nicht zu einem
gewünschten Verhalten zwingen, aber
Sie erfahren durch die Konfrontation
schneller als Sie es vermutlich gewohnt
sind, was der andere wirklich bereit
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
ist zu tun, um das Problem zu lösen.
Indem Sie einfühlend zuhören, gelan-
gen Sie schneller zum Kern des Wider-
stands.
Greifen wir das zweite Beispiel von
Seite 48 nochmal auf:
Gudrun konfrontiert Richard: »Dos
Videogerät ist schon einige Zeit kaputt
und Du hast versprochen, es zu reparie-
ren. Ich möchte sehr gern morgen den
neuen Französisch-Sprachkurs aufneh-
men, kann das aber jetzt nicht machen,
weil das Gerät nicht funktioniert.
Dadurch entgeht mir die Möglichkeit,
den Kurs mitzumachen, weil ich meist
nicht zu Flause bin, wenn die Sendung
läuft. Ich bin frustriert darüber.«
Er (abwehrend) \»lch weiß noch nicht,
ob ich es bis morgen reparieren kann.«
Sie (einfühlend zuhörend):
»Du willst das nicht versprechen.«
Er: »Ja, das kommt jetzt so überra-
schend.«
Sie (umschaltend auf erneute Ich-Aus-
sage): »Diese Sendung ist mir wichtig,
weil ich gern mein Französisch auffri-
schen möchte. Ich möchte sie sehr gern
aufnehmen.«
Er: »Eigentlich wollte ich heute abend
die Steuer fertigmachen.«
Sie (einfühlend zuhörend): »Dirkommt
diese Sache ganz ungelegen. (Umschal-
tend zu ihrem Anliegen) Für mich wäre
dieser Sprachkurs eine gute Gelegenheit,
ohne viel Aufwand was für mein Franzö-
sisch zu tun. Wir wollten doch nächsten
Sommer wieder mal nach Frankreich
fahren.«
Er: »Wenn Dir soviel darin liegt, werde
ich mich heute abend hinsetzen und das
Gerät reparieren.«
Es geht beim Konfrontieren darum,
die Dringlichkeit Ihres Anliegens
so deutlich zu machen, daß Sie
beim anderen eine Resonanz be-
wirken.
Gudrun hat keine Vorwürfe im Stil von
»Wenn ich mal was von Dir will, hast Du
nie Zeit für mich« gemacht, sondern
zwischen einfühlendem Zuhören und
Ich-Aussagen hin- und hergeschaltet.
54
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Wie Sie bei Konflikten vorgehen
Durch Gudruns wiederholte Ich-Aussa-
gen - das kann manchmal auch eine
Wiederholung des immer gleichen
Anliegens sein - wird ein innerer
(Such)Prozeß bei Richard angeregt.
Die Lösung für das Problem kommt
vom anderen, denn das ist die beste
Garantie dafür, daß er sie auch
umsetzen wird.
Beobachten Sie, was passiert, wenn Sie
selbst einen Lösungsvorschlag machen.
Häufig wird Ihr Partner verstärkt wider-
sprechen und Erklärungen bringen, wie-
so es so nicht geht.
Indem Sie sich in Ihren Partner durch
einfühlendes Zuhören hineinversetzen
und gleichzeitig durch Ich-Aussagen bei
Ihrem Anliegen bleiben, motivieren Sie
ihn, selbst nach einer Lösung zu suchen.
Nicht inhaltlich auf die Abwehr
eingehen
Fangen Sie keine Diskussion über Argu-
mente an, denn das hieße, sich auf den
Widerstand inhaltlich einzulassen, also
zum Beispiel eine Erörterung darüber
anzufangen, ob die Steuer wirklich so
dringlich ist. Sie geraten dadurch in
unfruchtbare Diskussionen, bei denen
Sie leicht Ihr Anliegen aus den Augen
verlieren können.
55
Konfrontieren Sie stattdessen immer
wieder erneut mit der Beschreibung der
Situation, wie sich sein Verhalten für
Sie auswirkt und welche Gefühle und
Bedürfnisse Sie haben. Bringen Sie wie
Gudrun auf den Punkt, worum es Ihnen
geht: »Ich möchte gern die Lektionen
aufnehmen können.« Dadurch fällt es
Ihrem Partner leichter, sich in Sie ein-
zufühlen, insbesondere, wenn er nicht
abgewertet wird. Hätte Gudrun gesagt:
»Ich möchte, daß das Videogerät wieder
funktioniert«, hätte Richard ihr persön-
liches Anliegen nicht so deutlich gehört
und wäre vielleicht nicht in gleicher
Weise motiviert worden.
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Wie Sie bei Konflikten vorgehen
Das partnerschaftliche
Klärungsgespräch
»Wenn ich unsere Verbindung
anschaue, schaue ich
in einen Spiegel.
Ich sehe mich, ich sehe Dich.
Ich bin - und bleibe wahrscheinlich
immer - in dem Prozeß gefangen,
uns auseinanderzuhalten.«
(Natalie Rogers)
Während Sie ein Konfrontationsge-
spräch jederzeit und mit jedem Gegen-
über führen können, eignet sich das
partnerschaftliche Klärungsgespräch
insbesondere für Themen, für die Sie
mehr Zeit brauchen, und nur dann,
wenn Ihre Partnerin bereit und fähig
ist, Ihnen ebenfalls zuzuhören.
Die Paare, die es beherrschen, mitein-
ander konstruktive partnerschaftliche
Klärungsgespräche zu führen, schaffen
eine wesentliche Basis für eine lang-
fristig funktionierende Beziehung.
Auch wenn der Ausgangspunkt für
ein solches Gespräch gewöhnlich ein
Konflikt ist, wirkt die Erfahrung, ihn
gemeinsam angehen zu können, sehr
belebend und stärkend auf die Bezie-
hung.
Voraussetzung für ein positiv verlaufen-
des partnerschaftliches Klärungsge-
spräch ist, daß beide bereit sind, nach
56
den Regeln des Fairen Streitens mitein-
ander einen Konflikt zu bearbeiten -
also in Ich-Aussagen zu sprechen, das
störende Verhalten zu beschreiben, den
anderen nicht abzuwerten und ein-
fühlend zuzuhören. Gewöhnlich gelingt
das einem Paar nur, wenn beide guten
Willens sind, ihre Konflikte miteinander
offen und kooperativ anzugehen
(-> Seite 1 1).
In schwierigen Situationen sollten Sie
sich eine dritte Person suchen, die die
Rolle des Vermittlers oder Klärungs-
helfers (die heute übliche Bezeichnung
ist Mediatorin) übernimmt. Das könnte
eine Freundin oder ein Freund sein, die
Sie beide als Vermittlerin akzeptieren,
oder dafür ausgebildete Therapeuten.
Regeln für das Klärungsgespräch
Wichtig für das Klärungsgespräch ist,
einen geschützten Rahmen zu schaffen.
• Bitten Sie Ihre Partnerin ausdrücklich
um ein Klärungsgespräch, wenn Sie
etwas irritiert oder Sie ärgerlich sind
über ein Verhalten Ihrer Partnerin, zum
Beispiel: »Ich möchte überdas Thema
gern mal in Ruhe mit Dir reden. Wann
hast Du Zeit?«
Damit schaffen Sie einen Rahmen, in
dem Sie beide sich ganz auf das
Gespräch konzentrieren können, ohne
durch etwas abgelenkt zu werden.
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
• Legen Sie gemeinsam einen Termin
fest, der für Sie beide angenehm ist.
Vielleicht haben Sie erst die nötige
Ruhe, wenn die Kinder zu Bett sind,
oder Sie müssen erst eine Arbeit ab-
schließen, um den Kopf für ein solches
Thema freizuhaben. Der Erfolg des
Gesprächs hängt sehr wesentlich
davon ab, daß Sie beide innerlich dafür
bereit sind und nicht widerstrebend
einen Ihnen wichtigen Termin opfern
mußten.
Bei einem Thema bleiben
Die weit verbreitete Gewohnheit, von
einem Punkt zum nächsten zu springen,
ist eine der sichersten Methoden, Kon-
fliktgespräche ergebnislos und für beide
frustrierend enden zu lassen.
• Beschränken Sie sich auf einen Punkt
statt einen ganzen Beschwerdenkatalog
aufzuzählen. Es kann immer nur ein
Punkt nach dem anderen besprochen
werden, und meist ist es sinnvoll, sich
zunächst auf ein wichtiges Thema zu
beschränken. Denken Sie daran, es geht
nicht darum, Ihre Partnerin als Schuldi-
ge festzumachen, sondern befriedigen-
de Lösungen für ein Problem zu finden.
Deshalb: Ein Thema ist genug für ein
Gespräch.
Wenn Ihre Partnerin auf andere Themen
zu sprechen kommt, sagen Sie: »Wenn
Dir dieses Thema wichtig ist, können wir
darüber später reden. Jetzt würde ich
57
gern bei diesem Thema bleiben. Ist das
für Dich in Ordnung ?«
• Womöglich müssen Sie sich erst eini-
gen, welches Thema behandelt werden
soll, es sei denn, Sie haben von Anfang
an klar gesagt, worüber Sie sprechen
möchten.
Bei sich selbst bleiben
• Beschreiben Sie das Verhalten Ihrer
Partnerin, das für Sie ein Problem ist,
ohne es zu bewerten. Dabei ist es wich-
tig, daß Sie von sich selber sprechen,
statt den anderen zu beschuldigen.
Zum Beispiel können Sie statt des Vor-
wurfs »Du zeigst deine Gefühle nicht«
sagen: »Als wir über... gesprochen
haben, bist Du aufgestanden und in die
Küche gegangen. Später hast du dann
gesagt, daß Du Dich sehr geärgert hast.
Ich würde in einem solchem Moment
gern verstehen, was in Dir vorgeht und
weshalb Du ärgerlich bist.«
• Seien Sie wachsam für Abwertungen
und Du-Botschaften. Wenn Sie sich
selbst dabei ertappen, daß Sie in
Du-Botschaften reden, könnten Sie das
so korrigieren: »Ich merke, daß ich die
Sache jetzt so darstelle, als wenn Du
schuld wärst. Mir geht es in diesem
Gespräch aber nicht um die Frage, wer
schuld ist, sondern wie wir die Sache
für uns beide befriedigend lösen können.
Ich will deshalb versuchen, die Sache
nochmal anders auszudrücken.«
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Beschreiben Sie jetzt das störende
Verhalten Ihrer Partnerin.
Zeit lassen für das Ausdrücken
von Gefühlen
• Teilen Sie sich Ihre Gefühle und
Bedürfnisse mit und räumen Sie sich
beiden genug Zeit ein, um alle Gefühle,
Bedürfnisse und Verletzungen auszu-
drücken, ohne dabei jedoch den ande-
ren anzuklagen. Akzeptieren Sie die
Gefühle so, wie sie sind.
• Fragen Sie Ihre Partnerin, nachdem
sie Ihre Botschaft wiederholt hat: »Ich
würde gern wissen, wie Du darüber
fühlst.« Damit bewirken Sie, daß sie
nicht auf Ihre Gedanken reagiert, son-
dern ihre eigenen Gefühle mitteilt.
• Probleme können nur in der Gegen-
wart gelöst werden. Keine »alten
Kamellen« aus der Vergangenheit her-
vorholen: » Damals bei Deinem Seiten-
sprung mit Bernd hast Du mich auch
angelogen«. Wenn Sie sich wegen eines
Geschehens in der Vergangenheit noch
unversöhnlich fühlen, sollten Sie das
Ihrer Partnerin sagen. Manchmal löst
sich eine Kränkung dadurch auf, daß
der andere bereit ist, sich die Beschwer-
de einfühlend anzuhören, ohne sie
abzutun oder zu verleugnen. Wenn dies
nicht ausreicht, kann auch eine »Buße«
(-► Seite 53) ausgehandelt werden.
Zuhören
• Fordern Sie Ihre Partnerin zum
Zuhören auf, wenn Sie das erste Mal
ein solches Gespräch miteinander
führen. Denn damit der Prozeß des
gemeinsamen Klärungsgesprächs
gelingt, sollten nicht nur Sie einfühlend
zuhören. Sie könnten sagen: »Bevor
wir überdas Thema sprechen, möchte
ich gern einen Vorschlag machen. Ich
möchte, daß wir, bevor wir etwas er-
widern, zuerst sagen, was wir verstan-
den haben. Das soll sicherstellen, daß
wir uns tatsächlich zuhören und ver-
stehen. Bist Du bereit, das auszupro-
bieren?«
Durch das Wiederholen dessen, was Sie
vom anderen gehört haben, wird der
»Schlagabtausch« vermieden, der sonst
so schnell zu einer destruktiven Streit-
dynamik führt.
Mini-Veränderungen anstreben
• Den Veränderungswunsch konkret
benennen und flexible Mini-Verände-
rungen anstreben statt allgemeiner
Maximalforderungen. Je konkreter Sie
sich ausdrücken, umso einfacher ist es
für Ihre Partnerin, auf Ihren Wunsch
einzugehen und umso leichter läßt sich
später feststellen, ob Ihr Wunsch erfüllt
wurde.
58
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Zum Beispiel: »Ich möchte, daß wir alle
zwei Wochen einen Abend nur für uns
haben.« statt »Du sollst mehr Zeit für
mich haben.«
Vereinbarungen aushandeln
• Konkrete Vereinbarungen für die
Zukunft aushandeln, das heißt, eine
Vereinbarung treffen, die klar und
unmißverständlich formuliert und für
beide Seiten verbindlich ist. Beispiel:
»Jeden Mittwoch habe ich ab 19 Uhr
einen freien Abend und Du übernimmst
die Kinder. Sollte das einmal nicht mög-
lich sein, vereinbaren wir einen anderen
freien Abend für mich.« Beide sollten der
gefundenen Lösung ohne Vorbehalte
zustimmen können.
• Was passiert nun, wenn sich eine Ver-
einbarung aus irgendwelchen Gründen
nicht durchhalten läßt und einer der
beiden starr darauf beharrt und den
Partner als unzuverlässig beschuldigt?
Das Bedürfnis zu bestrafen, Unerbitt-
lichkeit und mangelnde Kooperations-
bereitschaft sind Signale für alte »Rech-
nungen«, die noch offenstehen. Sie bei-
de müßten sich dann Zeit nehmen, aus-
führlich über die Verletzungen in der
Vergangenheit zu sprechen, aus denen
das Mißtrauen resultiert. Die Basis einer
guten Beziehung ist Vertrauen zueinan-
der. Beziehungen, in denen Sie innerlich
Vorbehalte gegeneinander hegen, sind
Dauerstreß, weil Sie diese Vorbehalte
59
schon bei geringfügigen Anlässen als
Beschuldigungen ausdrücken werden.
• Es empfiehlt sich, einen Zeitpunkt
festzulegen, an dem die Vereinbarung
nochmal überprüft wird. Sollte sie nicht
funktionieren, müßten Sie neu verhan-
deln.
Ablaufeines Klärungsgesprächs
Der Ablauf des partnerschaftlichen
Klärungsgesprächs gliedert sich in drei
Phasen:
1 . Die Beschwerde Vorbringen
- Beschreibung des störenden Ver-
haltens und Ausdrücken der Bedürf-
nisse beider Partner
2. Verhandeln
- Aushandeln der Veränderung
unter Berücksichtigung der Bedürf-
nisse beider Partner
3. Vereinbaren
- eine verbindliche Übereinkunft
treffen
Ich will diese drei Phasen an einem
Beispiel darstellen. Thema ist eine
Beschwerde, die Bertram an seine Frau
Anna hat. Er hat sie deswegen schon
des öfteren konfrontiert, doch Annas
Verhalten hat sich nicht grundlegend
verändert. Da beide zusammen in
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Urlaub fahren wollen, wird das Problem
bald wieder akut sein. Bertram bat
Anna deshalb um ein Klärungsgespräch.
Beide sind interessiert daran, den Kon-
flikt zu lösen.
1. Die Beschwerde Vorbringen
Bertram beginnt mit der Beschreibung
seiner Beschwerde.
Er: »Wenn wir etwas gemeinsam Vor-
haben - einen Ausflug machen, zusam-
men ins Theater gehen oder ähnliches,
passiert immer wieder das Gleiche: Wir
machen eine Zeit aus, wann wir gehen
wollen. Ich bin dann fertig und Du nicht.
Im allgemeinen dauert es 20 Minuten
oder noch länger, bis Du ausgehbereit
bist. Ich bin jedesmal sehr frustriert.«
Anna hat jetzt zuerst die Aufgabe, Ber-
trams Beschreibung seiner Beschwerde
zu wiederholen, ohne etwas zu verdre-
hen oder Wesentliches wegzulassen:
Sie: »Dein Problem mit mir ist, daß ich
oft nicht fertig bin, wenn wir etwas
zusammen unternehmen wollen und
dafür eine Zeit ausgemacht haben.«
Am Schluß sollte sie sich vergewissern:
»Habe ich Dich so richtig verstanden ?« ,
»Stimmt das so?«
Bertram bestätigt zuerst, ob Anna ihn
richtig wiedergegeben hat, dann darf
Anna ihrerseits sagen, wie sie die Situa-
tion oder das Problem sieht.
Sie: »Es stimmt, ich brauche manchmal
60
etwas länger. Aber ich muß ja oft noch
Sachen erledigen, um die Du Dich nicht
kümmerst, zum Beispiel für den Ausflug
Essen für's Picknick ein packen oder das
Geschirr in die Spülmaschine räumen.
Dann komme ich zu mir selbst halt erst
am Schluß, und das sieht für Dich so aus,
als wenn ich für meine Toilette so lang
brauche. Aber das ist nicht so.«
Jetzt ist Bertram an der Reihe, wieder-
zugeben, was er gehört hat (beim
Klärungsgespräch sollten Sie manches
sogar wortwörtlich wiederholen. Damit
bestätigen Sie: »Ich habe wirklich
zugehört!).
Er: »Du meinst, Du verspätest Dich oft,
weil Du vorher noch Dinge erledigst, um
die ich mich nicht kümmere. Deshalb
würdest Du erst am Schluß dazu kom-
men, Dich selbst fertigzumachen.«
Wenn Anna sich richtig verstanden
fühlt, darf Bertram nun sagen, wie er
die Situation erlebt.
Für Bertram dürfte an dieser Stelle
die Versuchung groß sein, auf Annas
Vorwurf einzugehen, daß er sich um
einige Dinge nicht kümmern würde,
und sich in diesem Punkt zu rechtfer-
tigen. Da eine Veränderung der Aufga-
benverteilung von Anna aber nicht the-
matisiert wurde, täte er gut daran, bei
seinem Anliegen zu bleiben, anstatt
durch eine Verteidigung und Erklärung
ein weiteres Thema ins Gespräch zu
bringen.
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Er: »Es mag sein, daß es da manchmal
Sachen gibt, die Du vorher zu erledigen
hast. Doch ich möchte Dir gern die letzte
Situation von voriger Woche beschrei-
ben, die ein Beispiel dafür ist, was ich
schon häufig mit Dir erlebt habe.
Ich meine das Essen bei meinem Chef.
61
Ich hatte Dich vorher gebeten, diesmal
pünktlich fertig zu sein, weil ich ungern
zu spät bei ihm und seiner Frau erschei-
nen wollte. Wir hatten vereinbart,
abends um sieben loszu fahren. Du stehst
um sieben vordem Spiegel, fönst Deine
Haare und sagst, Du brauchst noch fünf
Minuten. Um viertel nach sieben warst
Du dann fertig. Wir kamen 20 nach acht
dort an. Ich war besonders frustriert,
weil Du mir vorher ausdrücklich ver-
sprochen hattest, diesmal wirklich
pünktlich fertig zu sein.«
Bertram und Anna wechseln nun solan-
ge die Rollen, bis alle Irritationen und
Gefühle ausgesprochen wurden und
jeder sich sicher ist, daß der andere sei-
ne Bedürfnisse und seine Sichtweise des
Problems verstanden hat - was nicht
heißt, daß diese Sichtweise akzeptiert
werden muß.
Sobald Anna also Bertrams Problem mit
ihrem Verhalten versteht und aner-
kennt, beginnt die zweite Phase.
2. Verhandeln
Anders als bei der Konfrontation kann
in der Phase des Verhandelns in einem
partnerschaftlichen Klärungsgespräch
ein konkreter Veränderungswunsch
genannt werden. Es wird dann darüber
verhandelt, inwieweit die Partnerin
diesen Wunsch erfüllen will oder wie
sie ihn abwandeln möchte.
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Zurück zu Bertram und Anna:
Er: »Ich wünsche mir, daß Du Dich künf-
tig an Vereinbarungen hältst, also zum
vereinbarten Zeitpunkt fertig bist. Da
wir das ja schon so oft diskutiert und
versucht haben, schlage ich zusätzlich
vor: Du sagst mir frühzeitig, wenn Du
merkst, daß es noch Dinge zu erledigen
gibt, von denen ich Dir was abnehmen
könnte. Meinetwegen könnten wir auch
gleich dann, wenn wir einen Termin ver-
abreden, darüber sprechen, was vorher
erledigt werden muß, und diese Aufga-
ben aufteilen. Was meinst Du dazu?«
Auch in dieser Phase des Gesprächs
wird Anna zuerst Bertram zurückmel-
den, was sie gehört hat. Danach kann
Anna ihre Einwände und Bedenken ein-
bringen, sofern sie den Wunsch nicht in
der vorgeschlagenen Form erfüllen will.
Beide wechseln wieder solange die Rol-
len, bis sie eine für beide akzeptable
Lösung finden. Sowohl Anna als auch
Bertram können Ideen einbringen.
3. Vereinbaren
Nehmen wir mal an, Anna und Bertram
haben sich darauf geeinigt, schon bei
der Planung einer gemeinsamen Unter-
nehmung darüber zu sprechen, was vor-
her zu erledigen ist, und die Aufgaben
entsprechend aufzuteilen (zum Beispiel:
»Wer übernimmt die Vorbereitungen
für's Picknick?«). Sie vereinbaren, es so
62
für die nächsten vier Wochen auszu-
probieren und dann nochmal über ihre
Erfahrungen zu sprechen.
Die Wirkung eines erfolgreichen
Klärungsgesprächs können Sie durch
eine Belohnung und gegenseitige
Bestätigung vertiefen, entweder durch
eine verbale Anerkennung, mit einer
Umarmung oder einem Kuß. Das ver-
stärkt die positive Erfahrung: Ja, wir
können Konflikte gemeinsam klären.
Beispiel: Die freie Stunde
Hier ein Beispiel für das Verhandeln
über Wünsche, der einfacheren Form
eines Klärungsgesprächs, das bereits
mit der Stufe zwei beginnt, das heißt
Sie rücken frühzeitig mit Ihrem Wunsch
an den anderen heraus, bevor Sie
anfangen, ärgerlich zu sein.
• Sabine und Norbert haben zwei Kin-
der von zwei und vier Jahren. Sabine ist
zur Zeit Hausfrau, Norbert arbeitet täg-
lich bis fünf Uhr in einem Büro. Sabine
hat einen ganz konkreten Wunsch an
Norbert. Der erste Teil eines Klärungs-
gesprächs (die Beschwerde) kann des-
halb wegfallen. Sabine könnte aber
auch mit einer Beschreibung der
Situation beginnen, um Norbert ihren
Wunsch verständlicher zu machen.
Sie: »Ich wünsche mir, daß Du täglich
für eine Stunde die Kinder nimmst, weil
ich gern hätte, daß sie nicht nur an mir
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
hängen, sondern ihr auch miteinander
einen engeren Kontakt aufbaut.«
Er (gibt zuerst Rückmeldung): »Du
möchtest, daß ich täglich für eine Stun-
de die Kinder nehme, damit ich zu den
Kindern mehr Kontakt habe und sie
nicht nur an Dir hängen. (Eigene Stel-
lungnahme) Ich habe mich doch bisher
auch oft um die Kinder gekümmert, oft
sogar viel länger als eine Stunde. Ich
weiß nicht, ob ich mich verpflichten will,
mich jetzt jeden Tag eine Stunde mit
ihnen zu beschäftigen.«
Sie (gibt zuerst Rückmeldung): »Du bist
Dir nicht sicher, ob Du Dich verpflichten
willst, die Kinder jeden Tag für eine
Stunde zu nehmen. (Eigene Stellung-
nahme) Mir bedeutet das viel, wenn ich
weiß, Du machst jeden Tag etwas mit
den Kindern. Ich glaube, diese Konti-
nuität ist für die Kinder wichtig, und ich
würde auch gern jeden Tag einfach eine
Stunde für mich haben, in der ich was
machen kann, ohne daß die Kinder dau-
ernd an mir dranhängen.«
Er (Rückmeldung): »Dir ist es gerade
wichtig, daß es täglich ist - wegen der
Kinder und auch für Dich se/öst.(Eigene
Stellungnahme) Ich wäre bereit, sie
dreimal in der Woche zu übernehmen,
denn manchmal muß ich was erledigen,
wie zum Beispiel letzte Woche, als ich
Ernst beim Bau seiner Garage geholfen
habe, wo ich die Kinder nicht mitneh-
men kann. Und die Wochenenden
63
verbringen wir ja eh gemeinsam.«
Sie: »Du willst die Kinder nur dreimal
unter der Woche nehmen, weil Du
manchmal was zu erledigen hast. Und
die Wochenenden möchtest Du ganz
ausklammern, weil wir die nach Deiner
Meinung eh gemeinsam verbringen.
Ich möchte aber gern, daß Du sie jeden
Tag für eine Stunde nimmst, auch an
den Wochenenden. Wenn Du mal was
machen mußt, wo Du Dich nicht um sie
kümmern kannst, könnten wir darüber
sprechen. Aber am Wochenende habe
ich meistens auch die Kinder, sofern wir
nicht was gemeinsam unternehmen.
Deshalb möchte ich, daß Du sie auch am
Wochenende für eine Stunde nimmst.
Ich möchte einfach gern jeden Tag eine
Stunde ohne Kinder sein.«
Er: »Dir liegt sehr daran, daß ich die Kin-
der täglich für eine Stunde nehme. (Die
Rückmeldung kann sich im späteren
Verlaufeines Gesprächs, wenn sicher-
gestellt ist, daß sich beide zuhören, auf
den wesentlichen Punkt beschränken.)
Gut! Ich wäre bereit, täglich die Kinder
für eine Stunde zu übernehmen, wenn
ich dafür auch täglich eine Stunde für
mich allein habe, in der ich mich zurück-
ziehen kann, ohne daß jemand stört.«
Sie: »Ja, einverstanden! Damit habe ich
kein Problem. Du nimmst täglich für
eine Stunde die Kinder und kannst eine
Stunde ungestört für Dich haben.«
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
m weiteren Fortgang des Gesprächs
müßten sich Sabine und Norbert dar-
über einigen, ob es einen festen Zeit-
punkt geben soll, zu dem er die Kinder
nimmt und wann ersieh zurückziehen
<ann (gleich nach der Arbeit, vor dem
Abendessen oder zu keinem festen Zeit-
punkt). Günstig wäre auch, wenn beide
miteinander ausmachen, wie lange die
»Probephase« dauern soll und wann sie
sich über die gefundene Regelung
nochmal unterhalten.
Schwierige Fälle
Vielleicht sagen Sie nun, das ist ja
alles schön und gut, aber mit meiner
Partnerin beziehungsweise meinem
Partner geht das alles nicht. Die / der
ist überhaupt nicht dazu bereit, sich
auf solche Gespräche einzulassen
und tut das als »Psychokram« ab.
Was machen Sie dann?
Konflikte gemeinsam bewältigen und
sich aufeinander einzustellen sind so
grundlegende Eigenschaften einer
guten Beziehung, daß Sie einen
hohen Preis zahlen (zum Beispiel in
Form einer untergründigen Depressi-
on oder psychosomatischer
Beschwerden), wenn Sie langfristig
Ihre Bedürfnisse immer wieder
zurückstellen. Deshalb empfehle ich
Ihnen, einmal darüber nachzudenken,
inwieweit diese Partnerschaft Ihnen
das gibt, was Sie brauchen. Wieviel
Zugeständnisse machen Sie, und wie
glücklich fühlen Sie sich in dieser
Beziehung? Lesen Sie hierzu weiter
im Kapitel »Indirekte Aggression«
(-► Seite 80).
Es kann aber auch sein, daß Sie die
mangelnde Kooperationsbereitschaft
Ihres Partners akzeptieren, weil Sie
sich bewußt entschieden haben, in
dieser Beziehung zu bleiben. Viel-
leicht meinen Sie, daß die Vorteile
dieser Partnerschaft die Nachteile
überwiegen, zum Beispiel weil Sie
gemeinsam Kinder haben. In diesem
Fall wäre es gut, wenn Sie Ihre Auf-
merksamkeit darauf konzentrieren,
wie Sie gut für sich selbst sorgen und
sich selbst unterstützen, egal was Ihr
Partner tut. Unabhängig davon,
inwieweit Sie die hier empfohlenen
Fair-Streit-Regeln mit Ihrem Partner
anwenden können, werden sie Ihnen
helfen, in vielen Situationen Ihres
Alltags selbstbewußt und einfühlsam
mit anderen Menschen umzugehen
und somit Ihre persönliche Kompe-
tenz erhöhen.
54
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Konflikte aufgrund
verschiedener
Wertvorstellungen
Sie wissen bereits, daß wir Konflikte
danach unterscheiden, ob es um die
Beeinträchtigung unserer Bedürfnisse
geht oder um unterschiedliche Wert-
vorstellungen. Diese Unterscheidung ist
notwendig, weil Sie für die beiden Kon-
fliktarten unterschiedliche Bewälti-
gungsmethoden brauchen. Mit den bis-
her vorgestellten Strategien können Sie
ßecfürfn/skonflikte angehen. Doch wie
lösen Sie Konflikte aufgrund von Wert-
kollisionen?
Woran erkennen Sie
Wertkonflikte?
Haben Sie manchmal das Gefühl, Sie
streiten »um des Kaisers Bart«? Die
Argumente Ihres Partners sind Ihnen
nicht einsichtig und Sie können sie
schwer nachvollziehen. Dann erleben
Sie wahrscheinlich miteinander eine
Kollision (das heißt einen Zusammen-
stoß) Ihrer Wertvorstellungen.
Dies sind unsere Bewertungen über das,
was gut und richtig ist, was »sich
gehört« und was »sich nicht gehört«.
Wertvorstellungen sind häufig an dem
verallgemeinernden man erkennbar. Es
sind unsere tiefverwurzelten Überzeu-
gungen, Meinungen und persönlichen
65
Neigungen. Kollisionen der unterschied-
lichen Wertvorstellungen werden in
zwischenmenschlichen Begegnungen
und erst recht in einer Partnerschaft
unvermeidlich auftauchen.
Ob ein Problem ein Bedürfnis- oder
ein Wertkonflikt ist, kann von Fall zu
Fall unterschiedlich sein und ist ab-
hängig davon, ob das störende Ver-
halten für Sie unmittelbare Folgen hat
(-► Seite 45).
Hier ein paar Hinweise auf einen
Wertkonflikt (nach Linda Adams):
• Sie akzeptieren das Verhalten Ihres
Partners nicht, obwohl es Sie nicht
unmittelbar beeinträchtigt.
• Ihr Partner weigert sich trotz Ihrer
Konfrontation, sein Verhalten zu
verändern, weil er Ihre Sichtweise nicht
nachvollziehen kann oder will.
• Ihr Partner sieht in seinem Verhalten
überhaupt kein Problem.
Beispiel: Raucher
Nehmen wir an, Ihr Partner raucht auf
der Terrasse. Sie stören sich daran, weil
Sie sich um seine Gesundheit sorgen.
Hier handelt es sich um einen Wertkon-
flikt, weil das Verhalten Ihres Partners
Sie nicht unmittelbar beeinträchtigt.
Raucht er dagegen im Wohnzimmer
und die rauchige Luft stört Sie und Sie
fühlen sich unwohl damit, handelt es
sich um einen Bedürfniskonflikt.
Copyrighted material
Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Beispiel: Wohnungsputz
Ulla und Reinhard streiten sieh wegen
der wöchentlichen Reinigung der
gemeinsamen Wohnung. Beide sind
berufstätig. Ulla möchte gern, daß sie
und Reinhard gemeinsam einmal in der
Woche die Wohnung putzen. Reinhard
meint, Putzen sei etwas so Unerfreu-
66
Hohes, daß er - da sie beide gut verdie-
nen - liebereine Putzfrau engagieren
würde. Ulla daraufhin: »Das ist wieder
mal typisch Mann, immer sind es die
Frauen, die putzen sollen.« Sie ist gegen
seinen Vorschlag, weil sie meint, er
müßte auch einmal solche Arbeiten
»erfahren«.
Ullas Argumentation ist Hinweis auf
einen Wertkonflikt. Ihre Wertvorstel-
lung ist: Es gibt Arbeiten, die gewöhn-
lich von Frauen gemacht werden, und
man muß Männer dazu »erziehen«, sie
auch mal zu übernehmen.
Mit den Konfliktbewältigungsmetho-
den, die wir bisher vorgestellt haben,
wird Ulla hier nicht weit kommen.
Denn Bedürfnis- und Wertkonflikte
sind zwar von der emotionalen Bedeu-
tung, die sie haben können, gleichran-
gig, sie sind aber nicht in gleicher Weise
beeinflußbar. Die Bearbeitung eines
Wertkonflikts ist schwieriger und kom-
plexer - sofern Sie nicht unmittelbar
in der Befriedigung eines Bedürfnisses
beeinträchtigt werden -, denn Sie wer-
den Mühe haben, in für andere nach-
vollziehbarer Weise zu begründen,
weshalb Ihr Partner sein Verhalten
ändern soll.
Die Unterscheidung zwischen einem
berechtigten Bedürfnis und einem
Wunsch führt in Fair-Streit-Seminaren
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
oft zu heftigen Diskussionen. Ein Mann
sagte zum Beispiel: »Ich habe das
Bedürfnis, daß meine Frau eine gute
Figur hat und etwas für ihre Fitness tut.«
Ein Gespräch im Freundeskreis kann
unter Umständen helfen, solche »schie-
fen« Sichtweisen geradezurücken.
Wertvorstellungen verändern
Wenn Sie einen Konflikt als Wertkon-
flikt erkennen, können Sie viel Energie
sparen, indem Sie nicht um jeden Preis
versuchen, Ihren Partner zu verändern,
denn Wertvorstellungen lassen sich
nicht direkt beeinflussen. Deshalb liegt
der Schwerpunkt dieses Buches auf dem
Umgang mit Bedürfniskonflikten. Trotz-
dem möchte ich Ihnen einige Hinweise
geben, was Sie bei Wertkonflikten tun
können.
Verständnis füreinander entwickeln
Versuchen Sie, die Unterschiede zwi-
schen sich und Ihrem Partner zu verste-
hen. Hierfür brauchen Sie einfühlendes
Zuhören und die Fähigkeit, Ihre Vorstel-
lungen abwertungsfrei in Ich-Aussagen
mitzuteilen. Durch die Herausarbeitung
der unterschiedlichen Wertvorstellun-
gen werden Sie Wichtiges und Wesent-
liches voneinander erfahren.
Manchmal genügt dies, um Wertkon-
flikte zu entschärfen oder sogar auf-
zulösen.
67
Konfrontieren
Konfrontieren Sie oder führen Sie ein
Klärungsgespräch, wenn es in dem
Wertkonflikt störende Verhaltensweisen
Ihres Partners gibt, die Sie konkret
beeinträchtigen. Dies könnte zum
Beispiel in dem unter dem nächsten
Punkt beschriebenen Beispiel von Otto
und Sieglinde der Fall sein.
Akzeptieren
Lernen Sie Unterschiedlichkeiten ak-
zeptieren und damit leben. Hierein
positives Beispiel von einem »unglei-
chen Paar«, das zugleich zeigt, daß in
einem Wertkonflikt viele kleine Bedürf-
nisse enthalten sein können. Sie alle
ausfechten zu wollen, wäre ein endloser
Kampf.
• Otto ist ein sehr pedantischer
Mensch, seine Frau Sieglinde ist eher
der Typ >kreative Chaotin«. Da Sieglinde
für den Haushalt zuständig ist, ent-
spricht die Ordnung im Haus längst
nicht Ottos Vorstellungen von einem
gemütlichen Heim. Nur in Ottos
Arbeitszimmer ist alles penibel geord-
net und aufgeräumt.
Dazu Otto: »Ich habe inzwischen akzep-
tiert, daß Sieglinde in diesem Punkt
einfach anders ist und wir uns da wohl
nie annähern werden. Irgendwann habe
ich begriffen, daß es ein endloser und
aufreibender Kampf ist, sie verändern zu
wollen, obwohl ich manchmal sehr unter
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
ihrer chaotischen Art leide. Wenn es mir
zu sehr auf die Nerven geht, ziehe ich
mich halt in mein Arbeitszimmer zurück
und erinnere mich an Sieglindes Humor
und Temperament. Das versöhnt mich
wieder.
Die eigenen Wertvorstellungen ändern
Es ist wichtig, daß Sie Ihre Wertvorstel-
lung aufgrund Ihres eigenen Entschlus-
ses verändern, also freiwillig und nicht,
4
■*
*
68
um sich den Vorstellungen Ihres Part-
ners zu fügen.
Im Beispiel oben hat Otto seine Wert-
vorstellung nicht verändert, sondern
versucht, sich mit Sieglindes Lebensstil
zu arrangieren. Es wäre aber auch denk-
bar, daß er im Zusammenleben mit
Sieglinde merkt, wieviel Zeit und Ener-
gie ihm seine Pedanterie kostet, und
daß ihm eine größere Bereitschaft, öfter
mal fünfe gerade sein zu lassen, mehr
Lebensfreude und Zeit für Wesentliches
schenkt. Aus dieser Erkenntnis heraus
würde er in Sieglindes Verhalten mehr
das Positive sehen und würde nicht
mehr darunter leiden.
Dieser flexible Umgang mit Wertkon-
flikten erfordert natürlich einiges an
Reife und Reflexionsbereitschaft.
Kompetent beraten
Nehmen wir an, Ihr Partner macht
wenig für seine Fitness und neigt zu
Übergewicht. Es ist in Ordnung, wenn
Sie ihm einmal sagen - sofern er bereit
ist, Ihnen zuzuhören -, daß Sie sich über
seine Gesundheit Gedanken machen,
und ihm erzählen, was Sie über die
Zusammenhänge von Übergewicht,
Bluthochdruck und Herzinfarktgefähr-
dung wissen.
Wenn Sie es jedoch, ohne daß Ihr Part-
ner darum gebeten hat, öfter wiederho-
len würden, wäre das keine kompetente,
sondern eine penetrante »Beratung«.
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Wie Sie bei Konflikten Vorgehen
Zur Beratung gehört auch, daß Sie
Ihrem Partner die Freiheit lassen, Ihren
Rat umzusetzen oder nicht.
Die Beziehung verändern
Die Beziehung durch Distanz (getrennte
Schlafzimmer, getrennte Wohnungen
oder überhaupt Trennung) zu verän-
dern, kann ein letzter Ausweg sein,
wenn Sie feststellen, daß Ihre Wertvor-
stellungen und auch Ihre Bedürfnisse
sehr stark auseinandergehen und Ihr
Partner nicht bereit ist, sich mit Ihnen
fair darüber auseinanderzusetzen.
Überlegen Sie, wie Sie die konfrontie-
rende Ich-Aussage formulieren, mit der
Sie beginnen.
Sollten Sie mit Ihrem Partner ein
Klärungsgespräch führen wollen, weil
Sie das Thema für komplex halten,
wäre der erste Schritt, ihn zu fragen,
ob er zu einem solchen Gespräch bereit
ist, und dann einen Termin dafür zu
vereinbaren.
Kleine Selbstbefragung
Bitte überlegen Sie einmal für sich:
• Welche Konfliktthemen gibt es aktuell
in Ihrer Partnerschaft?
• Sind diese Konfliktthemen bereits
angesprochen worden - und wenn ja,
von wem?
• Handelt es sich um Bedürfnis- oder
Wertkonflikte?
• Wann und auf welche Weise möchten
Sie sie bearbeiten?
• Überlegen Sie den ersten Schritt, den
Sie dafür tun wollen.
Wenn es sich zum Beispiel um ein
störendes Verhalten handelt, als ersten
Schritt ein Konfrontationsgespräch
führen.
69
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Fairness und Gefühle
» Wir glauben überhaupt nicht,
daß es gut ist, die eigene
Verletzlichkeit über alles zu erheben.
Aber wir möchten kategorisch
feststellen, daß die Bewußtheit
des einzelnen für die eigene Ver-
letzlichkeitabsolut notwendig ist,
damit eine Beziehung lebendig
und intim bleibt, wächst und
an Tiefe gewinnt.«
(Hai und Sidra Stone)
In diesem Teil des Buches möchte ich
besonders auf die Aspekte eingehen,
die in der Praxis die Umsetzung der
Fair-Streit-Regeln immer wieder er-
schweren: dabei geht es mir vor allem
um das Thema Gefühle, insbesondere
um Ärger- und Wutgefühle, die ja in
allen Streitsituationen - auch und gera-
de in Beziehungen - da sind.
Über den Umgang mit
Gefühlen
Gefühle in nahen Beziehungen sind ein
heikles Thema. So beglückend es für ein
Paar ist, sich nah zu sein, wenn sich
beider Gefühle im positiven Bereich
bewegen, sie also voll Vertrauen und
Liebe miteinander umgehen können, so
kompliziert werden Beziehungen, wenn
Gefühle wie Enttäuschung, Eifersucht,
Ärger, Trauer und Trennungsangst auf-
70
kommen. Hai und Sidra Stone, zwei
amerikanische Psychotherapeuten,
sagen in ihrem Buch »Wenn zwei sich
zu sehr trennen...« zu diesem Punkt:
»Der Schlüssel liegt darin, sich der uns
allen innewohnenden Verletzlichkeit
bewußt zu sein und sich über sie auszu-
tauschen, während man aufderanderen
Seite auch mit der eigenen Stärke in
Kontakt bleibt. Zu einem anderen Men-
schen zu sagen: 'Meine Gefühle sind
durch das, was heute geschehen ist,
verletzt worden, und ich ärgere mich
schrecklich', ist nicht Zeichen von
Schwäche, sondern vielmehr von innerer
Stärke. ... «
An verschiedenen Punkten habe ich
bereits etwas zum Umgang mit
Gefühlen gesagt ( * Seite 22). Hier
möchte ich zuerst kurz zusammenfas-
sen, was Sie beim Umgang mit
Gefühlen beachten sollten. Danach
werde ich ausführlich auf einen
Gefühlsbereich eingehen, der uns in
Konfliktsituationen besonders betrifft,
die Aggression.
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Fairness und Gefühle
Wie gehen Sie mit Ihren
eigenen Gefühlen um?
Auf Seite 23 haben Sie bereits erfahren:
nicht der andere »macht« Ihnen Gefühle,
sondern Sie selbst sind für das, was Sie
fühlen, verantwortlich.
Vielleicht gehören Sie auch zu den
Menschen, die » verantwortlich« mit
»schuldig« übersetzen, doch das ist
nicht der Punkt, um den es geht.
In welchen Gefühlszuständen wir uns
aufhalten, hat viel mit unserer persön-
lichen Lebensgeschichte zu tun.
Beschuldigen und herausfinden wollen,
wer schuld ist, ist für viele Menschen
eine zentrale Frage bei Auseinanderset-
zungen, bringt Sie aber nicht weiter.
Eine hilfreiche Frage ist:
• Wie können wir die Situation zu
unserer beidseitigen Zufriedenheit ver-
ändern?
Natürlich kann Ihre Partnerin durch ihr
Verhalten Gefühle bei Ihnen auslösen,
aber die Verantwortung, welche Gefüh-
le Sie entwickeln, tragen Sie selbst. Die-
se Haltung drückt sich im Gespräch in
der Ich-Aussage »Ich bin wütend« statt
dem herkömmlichen »Du machst mich
wütend« aus.
Hier einige Regeln für den Umgang
mit Ihren eigenen Gefühlen beim Fairen
Streiten:
71
• Akzeptieren Sie Ihr Gefühl , so wie es
ist, denn es stellt eine wichtige Verbin-
dung herzu Ihrem inneren Erleben. Wir
sollten es würdigen, auch wenn es
durch das, was wir denken oder was wir
uns »erlauben« zu fühlen, gefärbt ist.
Ein Unterdrücken oder »Weganalysie-
ren« von Gefühlen schadet uns und
unserer Beziehung.
• Drücken Sie Ihr Gefühl direkt aus
gegenüber der Person, die das Gefühl
ausgelöst hat. Durch den Ausdruck
unserer Gefühle stellen wir eine wichti-
ge Verbindung zum anderen her. Man-
chen fällt das schwer, weil es natürlich
auch immer mit einem Risiko behaftet
ist: der andere könnte zurückweisend
reagieren oder meine Gefühle als Bela-
stung empfinden.
• Äußern Sie Ihr Gefühl als Ich-Aussage,
also ohne Anklage und beschreiben Sie,
welche Situation oder Verhaltensweise
Ihrer Partnerin Ihr Gefühl ausgelöst hat.
• Benennen Sie Ihr Gefühl konkret und
beschreiben Sie gegebenenfalls, welche
Empfindungen Sie in Ihrem Körper
wahrnehmen, statt es allgemein zu
bewerten [»Ich bin traurig und spüre
einen Druck in meiner Brust« statt »Ich
fühle mich schlecht«).
• Manchmal kann es - um Mißver-
ständnissen vorzubeugen - sinnvoll
sein, Ihrer Partnerin gegenüber aus-
drücklich zu betonen, daß sie nicht
verantwortlich ist für Ihr Gefühl.
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Fairness und Gefühle
Wie gehen Sie mit den
Gefühlen anderer um?
Einfühlend zuhören und anwesend sein
ist immer hilfreich, wenn jemand
Gefühle mitteilt, und manchmal sogar
schon genug.
• Sie brauchen nichts zu tun, um den
Schmerz von jemand zu lindern. Das
bezieht sich natürlich nur auf Probleme,
die Ihre Partnerin selbst lösen muß.
• Manchmal - nicht immer! - ist es
eine Hilfe für Ihre Partnerin, sich über
ihre Gefühle klarzuwerden, wenn Sie ihr
sagen, welche Gefühle Sie bei ihr wahr-
zunehmen meinen und sie fragen, ob
dies stimmt {»Ich höbe den Eindruck,
daß du ärgerlich bist. Stimmt das?«).
Das darf natürlich nicht ironisch klin-
gen. Nur zu häufig glaubt sie ja, Sie
seien »schuld« an ihren Gefühlen!
• Teilen Sie Ihre eigene gefühlsmäßige
Reaktion auf die Gefühle Ihrer Partnerin
mit, aber ohne Anklage. Wenn sie ihre
Gefühle sehr heftig ausdrückt, zum Bei-
spiel sehr wütend ist, können Sie sagen,
was dadurch bei Ihnen an Gefühlen
ausgelöst wird. Deswegen müssen Sie
ihr Gefühl nicht als schlecht bewerten.
• Übernehmen Sie nicht die Verantwor-
tung für die Gefühle Ihrer Partnerin. Sie
können ihr aber Einfühlung zeigen,
indem Sie sie fragen: »Bist Du traurig,
weil ...(Du nicht das bekommen hast,
was Du Dir gewünscht hast)?«
72
Wünsche und Forderungen,
Geben und Nehmen
Vielleicht ist es Ihnen aufgefallen: Beim
Fairen Streiten ist oft von Bedürfnissen
die Rede. Bedürfnisse und daraus abge-
leitete Erwartungen und Wünsche
haben in einer Partnerschaft zentrale
Bedeutung. Denn gewöhnlich haben wir
uns für einen Partner entschieden, weil
er unsere Bedürfnisse erfüllt. Und
gleichzeitig ist es wichtig für eine
befriedigende Beziehung, daß beiden
Partnern die Freiheit bleibt, Wünsche
des anderen nicht zu erfüllen und eige-
ne Wege zu gehen.
Sie können jeden Wunsch aus-
drücken, solange Sie Ihrem Partner
die Freiheit lassen, ihn zu erfüllen
oder nicht. Andernfalls wird er zu
einer Forderung.
Er sagt meinetwegen: »Ich will übers
\A/ochenende zu meinen Eltern fahren
und möchte gern, daß Du mitkommst .«
Ist das ein Wunsch oder eine Forde-
rung?
Sie können es manchmal am Ton und
der Formulierung erkennen, ob Ihr Part-
ner einen Wunsch oder eine Forderung
äußert. Doch ganz eindeutig können Sie
es erst später erkennen, nämlich an sei-
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Fairness und Gefühle
ner Reaktion und seinem weiteren Ver-
halten Ihnen gegenüber, wenn Sie auf
seine Bitte eingehen oder nicht. Für
nicht erfüllte Forderungen werden wir
häufig bestraft, zum Beispiel durch
emotionalen Rückzug, Schweigen, Ärger
und Gekränktsein.
Die Schwierigkeit liegt darin, zu akzep-
tieren, daß Sie zwar vielerlei Wünsche
haben können, aber nicht den Anspruch
haben sollten, daß Ihr Partner sie erfüllt.
Auf Dauer entsteht daraus natürlich nur
dann eine befriedigende Beziehung,
wenn beide Partner an und für sich
bereit sind, sich gegenseitig Wünsche
zu erfüllen, und es nur hin und wieder
Situationen gibt, in denen die Bedürf-
nisse deutlich auseinandergehen.
Wenn Sie also am Wochenende mit zu
seinen Eltern fahren, sollten Sie das nur
tun, wenn Sie es nicht als »Opfer« emp-
finden, für das Ihnen Ihr Partner etwas
schuldig ist. Tun Sie nur das, was Ihnen
selbst Freude macht. »Opfer« sind eine
schwere Flypothek in einer Partner-
schaft.
Beziehungen werden sehr verwickelt,
wenn wir von der Idee »offenstehender
Rechnungen« ausgehen: Ich habe das
für Dich getan, nun mußt Du das für
mich machen. Die Lösung ist:
• Jeder sorgt selbst für die Befriedigung
seiner Bedürfnisse, indem er auf der
einen Seite klar mitteilt, was er braucht,
73
und auf der anderen Seite nur das tut,
wozu er innerlich bereit ist, damit nicht
das Gefühl bleibt, der andere sei noch
etwas schuldig.
Hiermit komme ich gleich zu einem
weiteren wichtigen Thema in Beziehun-
gen, dem Gleichgewicht von Geben und
Nehmen. Wenn einer der Partner sehr
häufig sich selbst übergeht und es dem
anderen recht machen will oder sich
dessen Bedürfnissen unterordnet, gerät
eine Beziehung ins Ungleichgewicht
und zerbricht früher oder später; oder
die Partner ziehen sich innerlich von-
einander zurück, ohne daß der Konflikt
offen ausgetragen wird.
Interessanterweise ist es häufig der
Partner, der in der Beziehung »mehr«
bekommt, der das als erster als Bela-
stung empfindet und sich zurückzieht -
anscheinend stehen wir nicht gern als
Schuldner da.
Die Konsequenz daraus:
Sich nah sein, heißt auch Konflikte
riskieren, indem Sie Ihre Bedürfnisse
wichtig nehmen. Es ist nicht mög-
lich, Ihre Bedürfnisse auf längere
Sicht zu ignorieren, ohne daß sich
das auf Ihre Beziehung negativ aus-
wirkt.
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Fairness und Gefühle
Ärg er und Wut ausdrücken -
oder besser nicht?
Ärger- und Wutgefühle sind häufig die
erste Reaktion, wenn wir an der Befrie-
digung eines Bedürfnisses gehindert
werden. Nehmen wir einmal an, Sie
haben mit Ihrem Partner vereinbart,
daß er zu einer bestimmten Zeit kommt,
um die Betreuung der Kinder zu über-
nehmen, weil Sie einen wichtigen Ter-
min haben. Er kommt nicht. Als Sie ihn
im Büro anrufen, erfahren Sie, daß er
die Vereinbarung vergessen hat.
Ärger ist in einer solchen Situation eine
normale Reaktion. Dieser spontane
Ärger verraucht aber schnell. Er ist auf
eine gegenwärtige Situation bezogen
und die angemessene Reaktion auf eine
momentane Frustration.
Dies sind »gesunde« Formen von Ärger
und ihnen Ausdruck zu verleihen ist
eine sinnvolle Form der Selbstbehaup-
tung. Vielleicht beobachten Sie bei sich,
daß Sie das Versäumnis, nachdem Sie
erfahren haben, weshalb Ihr Partner
nicht kommt und Sie die Dinge anders
regeln konnten, später am Abend schon
fast vergessen haben. (Anders ist es,
wenn Sie schon des öfteren mit Ihrem
Partner frustrierende Erfahrungen
bezüglich Verläßlichkeit gemacht
haben. Vielleicht braucht es dann eine
Art von »Buße« (-> Seite 53), damit Sie
bereit sind, ihm seine Unzuverlässigkeit
nachzusehen.)
Aktueller und »alter« Ärger
Es gibt jedoch auch Formen, Ärger und
Wut auszudrücken, die keine angemes-
sene Reaktion auf eine frustrierende
Situation sind. Nehmen wir an, Sie sind
74
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Fairness und Gefühle
ihrem Mann bitterböse und nicht bereit,
ihm die Vergeßlichkeit zu verzeihen.
Dahinter steckt vielleicht, ohne daß Sie
sich dessen bewußt sind, der Glaube
»Männer halten ihre Angelegenheit
immer für wichtiger und nehmen Frau-
en nie wirklich ernst« (beachten Sie die
Verallgemeinerungen und Übertreibun-
gen, ein Hinweis auf Abwertung).
Dahinter könnte eine frühkindliche
Erfahrung stehen, zum Beispiel daß Sie
als Mädchen häufig hinter Ihrem Bruder
zurückstehen mußten. Die Bereitschaft,
sich in übertriebenen Ärger hineinzu-
steigern, wäre hier die Folge von unter-
drücktem Ärger, der in früheren fru-
strierenden Erfahrungen nicht ausge-
drückt werden konnte. Erkennbar ist
das an der Unversöhnlichkeit, die in
dieser Form des Ärgers enthalten ist,
und daß andere sich nur schwer in die
Heftigkeit des Gefühls einfühlen kön-
nen. (->• Seite 76)
Wohin mit dem Ärger?
Was machen Sie, wenn Sie feststellen,
daß Sie viel »alten« Ärger haben und bei
jeder Kleinigkeit gleich in die Luft
gehen?
Die Erkenntnis allein ist schon ein wich-
tiger Schritt. Es geht gar nicht darum,
dieses Gefühl zu verdrängen. Sie kön-
nen aber lernen, Ärger auszudrücken
statt auszuagieren, denn darin besteht
ein wesentlicher Unterschied.
75
• Ärger ausagieren bedeutet, Sie sehen
den anderen als Ursache für Ihren Ärger
und versuchen, ihn irgendwie zu bestra-
fen: Sie schreien herum, knallen mit
Türen, ziehen sich beleidigt zurück, sind
unansprechbar, wenn er mit Ihnen
zusammen sein möchte.
• Ärger ausdrücken bedeutet dagegen,
über den Anlaß Ihres Ärgers zu spre-
chen, indem Sie die Situation beschrei-
ben und was sie bei Ihnen bewirkt, kurz:
die Grundregeln Fairen Streitens zu
beachten. Sie können ruhig sagen, daß
Sie ärgerlich sind und dürfen dabei
auch verärgert klingen. Sie brauchen
nicht fromm zu säuseln, wenn Sie
wütend sind. Wichtig ist, daß Sie den
anderen als Auslöser, aber nicht als Ver-
ursacher oder Schuldigen für Ihren
Ärger sehen. Die Verantwortung dafür,
daß Sie sich ärgern, tragen Sie allein.
Ärger offen ausdrücken
Machen Sie deshalb Ihrem Partner in
Ich-Aussagen deutlich, was Sie fühlen.
Wenn er bereit ist, Ihnen einfühlend
zuzuhören, dringen Sie vielleicht eher
zu den Wurzeln dieses Gefühls vor.
Wichtig ist die Trennung zwischen dem
aktuellen Anlaß und dem, was Sie auf-
grund Ihrer Bereitschaft, sich ärgern zu
wollen, hinzutun.
Hinter Ärger kann auch die Angst ste-
hen, sich nicht durchsetzen zu können -
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Fairness und Gefühle
Warnhinweise für »alten« Ärger
Es gibt ein paar Anzeichen dafür, wie
Sie herausfinden können, ob ein
Ärger, den Sie im Moment empfin-
den, angemessen und »aktuell« ist
oder ob er aus einer alten unausge-
drückten Verletzung resultiert:
1) Ist der Ausdruck dem Anlaß ange-
messen ? Gerate ich wegen einer
Kleinigkeit in Wut?
2) Ist es der richtige Ort?
Drücke ich meinen Ärger in einer
Situation aus, die für den anderen
zusätzlich belastend wirkt, zum Bei-
spiel im Kreis von Freunden, oder
sage ich es unter vier Augen?
3) Ist es der richtige Zeitpunkt ?
Rücke ich mit meinem Ärger erst lan-
ge nach dem auslösenden Ereignis
heraus oder sobald als möglich?
4) Ist der Ärger an die betreffende
Person gerichtet ?
Erzähle ich meinen Ärger der betref-
fenden Person odereinem Dritten?
5) Ist der Ärger danach verraucht ?
Kann ich den Ärger danach wirklich
loslassen und dem anderen verzei-
hen, vielleicht nachdem ersieh ent-
schuldigt hat oder eine angemessene
Wiedergutmachung vorschlug, oder
fühle ich mich unversöhnlich?
Das ist natürlich kein wissenschaftli-
cher Test, aber wenn Sie mehr als
drei Fragen verneinen müssen, han-
delt es sich um aufgestauten »alten«
Ärger, bei dem das auslösende Ereig-
nis bloß ein Anlaß ist, »mal wieder
Dampf abzulassen«.
weshalb Sie von vornherein auftrump-
fen, um den anderen einzuschüchtern.
Ärger kann also ein Hinweis sein, daß
Sie sich unterlegen fühlen, ein wichti-
ger Aspekt gerade für Frauen.
Für Menschen, die handgreiflich wer-
den, gilt wiederum: Handgreifliche Wut
in Beziehungen ist im Grunde Ausdruck
von Ohnmacht - der Partner hat keine
andere Ausdrucksform zur Verfügung,
um zum Beispiel seine Verzweiflung
76
oder Wut auszudrücken, als körperliche
Gewalt.
Auch Gefühle, die Sie sich nicht »erlau-
ben« bewußt zu empfinden oder auszu-
drücken, wie Verletzlichkeit, Scham,
Eifersucht und Neid, können mit einem
Ärgergefühl überdeckt werden.
Doch selbst wenn Ärger manchmal für
Sie - bewußt oder unbewußt - die
Funktion hat, andere Gefühle zu verber-
gen, wird es Ihnen helfen, diesen Ärger
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Fairness und Gefühle
in einem vertrauensvollen Rahmen
(das kann Ihr Partner, eine gute Freun-
din oder eine therapeutische Gruppe
sein) verbal auszudrüeken, weil dann
das dahinterliegende Gefühl leichter
zum Vorschein kommen kann.
Beispiel:
Lisa sagt ihrem Freund Franz, wie sehr
sie sich übereine Bemerkung von ihm
ärgere, mit der sie sich vor seinen Freun-
den bloßgestellt fühlte. Während sie das
Franz erzählt, wird ihr bewußt, daß ihr
Gefühl eigentlich nicht Ärger ist, son-
dern daß sie sich durch sein Verhalten
verletzt fühlt.
Wenn Lisa sich Franz gegenüber nicht
verteidigen muß, wird es ihr allein
durch das Erzählen möglich, das
zugrundeliegende Gefühl des Verletzt-
seins zuzulassen (manchmal erinnern
Sie sich in einem solchen Moment auch
an ähnliche, weit zurückliegende Erfah-
rungen, zum Beispiel aus der Kindheit).
Lisa fühlt sich deutlich erleichtert und
spürt, wie der Ärger verfliegt, nachdem
sie Franz sagen konnte, was sie fühlt,
und er ihr zuhörte, ohne sie abzuwerten
oder sich selbst zu rechtfertigen.
Die ganz hohe Kunst des Umgangs mit
Ärger wäre, wenn Sie für sich untersu-
chen können, was die Ursache Ihres
Ärgers ist, ohne daß Sie ihn ausdrücken
müssen. Voraussetzung hierfür ist, daß
77
Sie gelernt haben, zu sich selbst wohl-
wollend zu sein und somit nicht auf die
Hilfe einer anderen Person angewiesen
sind. Bis Sie soweit sind, erlauben Sie
sich ruhig, die Unterstützung durch
Freunde in Anspruch zu nehmen.
Abreagieren und klären
ln einem Streit lassen sich zwei Stadien
der Auseinandersetzung unterscheiden:
• Erstens: Abreagieren der Gefühle,
• Zweitens: Das klärende Gespräch.
Erstes Stadium:
Abreagieren der Gefühle
Sie sind unmittelbar betroffen und folg-
lich ärgerlich, wütend oder gekränkt -
hier hagelt es gewöhnlich Du-Botschaf-
ten, zum Beispiel »Du bist rücksichtslos
und denkst nur an Dich«, »Nie kann man
sich auf Dich verlassen« und derglei-
chen. Diese Freiheit, auch mal heftig
zu werden, sollten wir uns einräumen.
Im Konzept der »Kreativen Aggression«
nach George R. Bach gibt es deshalb ein
Streitritual (den »Vulkan«), das dazu
dient, in einem geschütztem Rahmen
unter Einhaltung bestimmter Regeln
(zum Beispiel darf dabei niemand
geschlagen oder sonstwie körperlich
verletzt werden) alle Wut, die Sie im
Moment spüren - und noch ein bißchen
mehr - entladen werden darf. Das ist
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Fairness und Gefühle
auch deshalb hilfreich, weil dabei viel
»alte« Wut zum Vorschein kommen
kann und dadurch, daß sie ausgedrückt
wird, nicht mehr weiter im Verborgenen
Unheil anrichtet.
Natürlich ist das Stadium des Abreagie-
rens nicht immer notwendig. Doch die
wenigsten Menschen gehören zu den
»fortgeschrittenen Streitern«, die mit
ihrem Ärger so bewußt umgehen kön-
nen, daß sie ihn nicht mehr auszu-
drücken brauchen.
Zweites Stadium:
Das klärende Gespräch
Dies ist die Ebene, mit der wir uns
bereits ausführlich befaßt haben. Erst
wenn Sie akuten Ärger ausgedrückt
haben, hat es Sinn - unter Beachtung
der Fair-Streit-Regeln - darüber zu
sprechen, was passiert ist: Was war der
Anlaß für meinen Ärger ? Was erwarte
ich von Dir ? Was willst Du?
Der Sinn einer Unterscheidung dieser
beiden Streitstadien liegt darin, sich ge-
genseitig zu erlauben, auch mal Ärger
zu entladen, ohne daß Sie sich jedes in
der Wut gesagte Wort ewig nachtragen.
Gerade für übertrieben Harmoniebe-
dürftige und Leute, die nie ein lautes
Wort über die Lippen bringen, wird der
lebendigere und anschaulichere Aus-
druck von Ärger eine Bereicherung sein.
Der Hamburger Psychologie-Professor
78
Friedemann Schulz von Thun schreibt in
seinem Buch »Miteinander reden 2«,
daß man ein gelegentliches »Du bist
schuld!« und »Es ist wirklich furchtbar
mit dir!« nicht völlig abschaffen sollte,
denn:
» Eine Kommunikationpsyehologie, die
das Schimpfen und Klagen, Nörgeln und
Jammern, Beschuldigen und Polemisie-
ren ganz abschaffen wollte, würde ihren
gelehrigen Musterschülern einen Sonn-
tagsanzug verpassen, unter dem noch
der alte Adam vernehmlich knurrt...
Diese einseitige Ausrichtung ist beson-
ders für solche Menschen nicht entwick-
lungsfördernd, die von Haus aus eher
selbstbeschuldigend, aggressionsge-
hemmt, depressiv und harmoniesüchtig
sind; für sie ist die zornige Du-Botschaft
eine wesentliche Bereicherung ihrer
Verhaltensmöglichkeiten, sie müssen
(erst einmal) lernen zu schimpfen.«
• Wenn Sie Ihre Gefühle immer unter-
drücken, begreift Ihr Partner womöglich
nicht, wie sehr Sie sich verletzt fühlen
und kann sich nicht in Sie einfühlen.
• Wenn Streit andererseits immer im
ersten Stadium des Ausdrucks von Ärger
und Wut steckenbleibt, ohne ein nach-
folgendes klärendes Gespräch, wird das
Problem nicht gelöst.
Diese, man könnte sagen, unvollendete
Form des Streits ist es, was viele Men-
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Fairness und Gefühle
sehen als so frustrierend erleben.
Wir brauchen also beides: sowohl die
Fähigkeit, auch mal Ärger direkt und
unverblümt auszudrücken, und daneben
die Fähigkeit, Konflikte in einem fairen
Dialog zu klären.
Beim Ausdrücken von Ärger und Wut
lassen sich jedoch konstruktive von
feindseligen Tendenzen unterscheiden.
Konstruktive oder
feindselige Aggression
Unsere übliche Einstellung zum Aus-
druck von Aggression ist: ausweichen -
vermeiden - besänftigen - »Um Gottes
Willen, bloß keinen Streit!«
Die aggressive Energie hat aber neben
ihrem Potential zur Zerstörung eine
sehr wichtige positive Funktion - auch
in intimen Beziehungen. In ihr drückt
sich Kraft, Entschlossenheit, Selbstbe-
wußtsein, Selbstbehauptung und die
Fähigkeit zur Empörung über Ungerech-
tigkeit aus. Die aggressive Energie ist
vitale Lebenskraft und eng mit der
Sexualität verknüpft. Sexualität ohne
eine Prise aggressiver Energie wäre
recht langweilig.
Wenn wir Ärger und Frustration in einer
intimen Beziehung empfinden, sie aber
nicht ausdrücken, stauen sich diese
Gefühle an und verwandeln sich all-
mählich in destruktive Aggression, die
79
den anderen bewußt verletzen will.
Konstruktiver Ausdruck von Ärger und
Wut rückt dagegen die schmerzenden
Punkte, wo wir uns durch das Verhalten
unseres Partners verletzt fühlen, ins
Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie zielt
auf eine Änderung des Verhaltens, aber
nicht auf die Zerstörung der Beziehung.
Konstruktive Aggression bringt Energie
zum Fließen und ist damit Ausdruck von
Kraft und Lebendigkeit.
Konstruktive Aggression
zielt auf:
• Information über Bedürfnisse
und emotionale Verletzungen
• Selbstbehauptung
• Veränderung
Kennzeichen feindseliger
Aggression sind:
• Ansammeln negativer Gefühle
• »Schläge unter die Gürtellinie«,
um den anderen zu verletzen
und zu bestrafen
• Indirekte Aggression
Auf den Aspekt der indirekten Aggres-
sion möchte ich im nächsten Kapitel
noch näher eingehen.
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Fairness und Gefühle
Indirekte Aggression
Manche von Ihnen sind vielleicht in
eine Beziehung verwickelt, in der Sie
sich unglücklich fühlen und in der Ihre
Bemühungen, fair miteinander umzuge-
hen, erfolglos bleiben, ohne daß Sie sich
aber aus der Beziehung lösen können.
Der Grund für dieses nicht so recht
greifbare Beziehungselend könnte indi-
rekte Aggression aufseiten Ihrer Part-
nerin sein, gegen die Sie sich nicht zu
behaupten wissen. Solche Verwicklun-
gen in einer Beziehung zu erkennen ist
wichtig, da Sie sich mit all Ihren
Bemühungen um faire und einfühlsame
Kommunikation aufreiben würden,
wenn Ihre Partnerin mit Ihnen nicht
offen und ehrlich umgehen will,
womöglich weil sie es aus ihr selbst
nicht einmal bewußten Gründen ein-
fach nicht kann.
Manche Menschen haben frühe Ent-
täuschungen und Wutgefühle in ihrer
Kindheit so sehr verdrängen müssen,
daß ihnen nicht mehr bewußt ist, wie
sehr diese Gefühle immer noch in ihnen
präsent sind und wie sie sie übertragen
auf Menschen, die ihnen nahestehen
(so daß sie die unausgedrückte Wut
gegenüber ihrer Mutter beispielweise
jetzt gegenüber ihrer Partnerin em-
pfinden).
Ein Grund, weshalb Ihre Partnerin Ärger
und Wut nur indirekt ausdrückt, könnte
sein, daß sie vor einem offenen Konflikt
Angst hat. Womöglich fürchtet sie,
Sie zu verlieren, wenn sie Gefühle, wie
Ärger, Wut, Enttäuschung, Eifersucht
oder Neid offen eingesteht.
Wie sich indirekte Aggression
äußert
Indirekte Aggression kann sich äußern
durch Hinhalten, Vergeßlichkeit,
Zuspätkommen, Termine kurzfristig
absagen oder keine Zeit haben, ständig
moralisieren, kritisieren und den ande-
ren analysieren, sexuelle Verweigerung,
emotionale Distanz und Einsilbigkeit.
Selbstverständlich ist nicht jedes Zu-
spätkommen oder jeder Wunsch nach
sexuellem Rückzug Ausdruck indirekter
Aggression. Das Irritierende und Verun-
sichernde an indirekter Aggression ist
gerade, daß sie nicht so ohne weiteres
erkennbar und greifbar ist, denn die
aufgeführten Verhaltensweisen können
natürlich auch andere Ursachen haben.
Ihre Partnerin verhält sich in einer Wei-
se, die oberflächlich gesehen normal
und unauffällig erscheint, oft sogar
verbunden ist mit einem ausgesucht
freundlichen Tonfall oder Verhalten. Sie
sind aber irritiert und empfinden eine
untergründige Aggression ihrerseits.
80
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Fairness und Gefühle
An dieser Stelle sollten Sie sich außer-
dem noch selbst fragen, ob Sie womög-
lich eigene aggressive Tendenzen Ihrer
Partnerin unterstellen. Also insgesamt
eine komplizierte Geschichte.
Indirekte Aggression ist erkennbar an
einer Mischung aus liebevollem und
zurückweisenden Verhalten, bei dem Sie
sich wie in einer Zwickmühle fühlen
und sich selber fragen: »Ist an meinem
Gefühl nun was dran oder spinn ich ?
Was wird hier eigentlich gespielt ?«
Sie brauchen viel Vertrauen in Ihre
eigene Wahrnehmung, um indirekte
Aggression zu erkennen.
81
Beispiel: Keine Zeit für Uta
Jens und Uta kennen sich seit einem hal-
ben Jahr. Uta ist beruflich sehr erfolg-
reich und deshalb viel beschäftigt und
oft auf Reisen.
Jens hat einen eher ruhigen Job und
möchte mehr Zuwendung von Uta, sagt
das aber nicht. Vielleicht fällt es ihm
sogar schwer, sich bewußt einzugeste-
hen, wie sehr er Uta brauch t und ver-
mißt. Er hat gelernt, daß Männer sich
stark und unabhängig fühlen müssen.
Seit einigen Wochen hat Jens immer
häufiger gerade keine Zeit, wenn Uta
Zeit für ihn hätte. Es scheint sich rein
zufällig so zu ergeben, daß die freien
Tage und Wochenenden der beiden halt
nicht zusammen fallen. Uta ist deswegen
sehr frustriert und kann sich nicht
erklären, was los ist. Sie spürt Jens '
untergründige Enttäuschung und Wut
an Bemerkungen, die er ihr gegenüber
macht (»Du hast auch immer keine Zeit
für mich, jetzt bin ich haitauch beschäf-
tigt«), er leugnet sie aber ab.
Es kann ziemlich mühsam für die beiden
werden, zu klären, ob und was hinter
diesen scheinbaren Zufällen steckt.
Vielleicht ist es Jens möglich, in einem
offenen Gespräch, in dem Uta sich be-
müht, einfühlend zuzuhören und ihre
Wahrnehmung und ihre Gefühle zu be-
schreiben, seine Enttäuschung über Utas
häufige Abwesenheit einzugestehen.
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Fairness und Gefühle
Selbstverständlich wäre es noch besser,
wenn beide sich einfühlend zuhören
würden; manchmal ist es jedoch so, daß
einer der Partner mehr Entgegenkom-
men und Einfühlung braucht, um ver-
leugnete Gefühle zulassen zu können.
Die Offenlegung verleugneter Gefühle
ist ein wesentlicher Fortschritt, denn
danach kann es nicht mehr nach dem
alten Muster - nur versteckt spüren
zu lassen, daß etwas nicht stimmt -
weitergehen.
Nur jemand, der sich sehr verletzlich
und minderwertig fühlt, wird über
längere Zeit bereit sein, sich ver-
rücktmachendes Verhalten, also
indirekte Aggression, von jemandem
gefallen zu lassen. Typische Reak-
tionen der Hilflosigkeit auf indirekte
Aggression sind: sich innerlich
zurückziehen oder plötzlich und
unvermittelt zu »explodieren«, da
man sich anders einfach nicht mehr
zu helfen weiß.
Um sich aus dem vielschichtigen
Abhängigkeitsverhältnis einer solch
destruktiven Beziehung zu lösen,
ist es häufig notwendig, therapeu-
tische Unterstützung zu suchen.
Die Beziehung ohne Klärung des
Abhängigkeitsmusters zu beenden,
ist meist nur eine Scheinlösung,
da wir solche Beziehungsmuster
leicht wiederholen.
82
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Immer wieder:
»Annäherungs-
versuche«
Ich möchte diese Einführung ins Faire
Streiten mit einer Ermunterung ab-
schließen:
Vielleicht fühlen Sie sich, wie viele
andere Menschen auch, am Anfang
überfordert, wenn Sie die Fair-Streit-
Regeln in Ihrem Alltag umsetzen wol-
len. Wir brauchen Geduld und Nach-
sicht mit uns selbst, wenn wir ent-
decken, wie wir immer wieder in alte
Muster zurückfallen.
Am Anfang konzentrieren Sie sich am
besten auf einen bestimmten Aspekt
des Fairen Streitens und richten Ihre
Aufmerksamkeit im Gespräch zunächst
darauf. Zum Beispiel können Sie sich
vornehmen, auf Situationen zu achten,
in denen Sie statt wie bisher schnell
einen Ratschlag zu geben oder Fragen
zu stellen, einfühlend zuhören.
Oder Sie achten bewußt auf alle Du-
Botschaften, die Sie aussprechen und
zu hören bekommen, ohne schon den
Anspruch zu haben, sich perfekt in Ich-
Aussagen auszudrücken.
Wenn Sie die Fair-Streit-Regeln Schritt
für Schritt anwenden, werden Sie beob-
achten, daß Gespräche intensiver und
befriedigender werden - für Sie und für
Ihren Partner oder Ihre Partnerin.
Unsere Bemühungen, klarer und ein-
fühlsamer miteinander zu reden, wer-
den häufig »Annäherungsversuche« im
83
doppelten Wortsinn bleiben - und das
ist völlig in Ordnung. Es geht vor allem
darum, unsere Selbstgerechtigkeit
[»Wenn sie/er bloß anders wäre«) loszu-
lassen. Wir haben viel erreicht, wenn
wir wenigstens eine Ahnung bekommen
von den Fallstricken unserer alltäg-
lichen Verständigungsbemühungen
und wieviel wir selber dazu beitragen
können, ein Klima von Liebe, Vertrauen,
gegenseitiger Wertschätzung und
Akzeptanz zu schaffen.
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Immer wieder:
»Annäherungsversuche«
»Zwiegespräche« zur Vertiefung
der Beziehung
Die kleinste Selbsthilfegruppe
besteht aus zwei Personen,
die miteinander ein wesentliches
Zwiegespräch führen.«
(M. L Moeller)
Ich möchte Ihnen noch eine Möglichkeit
vorstellen, wie Sie durch eine spezielle
Form des partnerschaftlichen Gesprächs,
das regelmäßige Zwiegespräch, Ihre
Beziehung vertiefen können.
Die Struktur wurde entwickelt und
erprobt von Michael Lukas Moeller,
Psychologie-Professor in Frankfurt und
Autor des Buches »Die Wahrheit
beginnt zu zweit«.
Professor Moeller nennt Zwiegespräche
einen »wechselseitigen Austausch von
Selbstporträts«, mit denen Sie sich ein-
ander einfühlbar machen und Ihre Be-
ziehung zueinander stärken. Damit Ihre
Zwiegespräche erfolgreich sind, emp-
fiehlt er folgenden Rahmen und Ablauf:
Der äußere Rahmen
Die Regelmäßigkeit ist eine Vorausset-
zung für den Erfolg und unterscheidet
Zwiegespräche von anderen intensiven
Gesprächen.
• Einmal wöchentlich wäre am besten,
doch auch alle zwei Wochen ist schon
ein guter Anfang. - Gemeinsam feste
Zeiten und Ersatztermin ausmachen,
falls der erste Termin mal ausfällt.
• Bei der Festlegung des regelmäßigen
Termins und Ersatztermins soll keiner
von Ihnen auf etwas verzichten müssen,
das ihm wichtig ist.
• Als Dauer mindestens eineinhalb, aber
nicht mehr als zwei Stunden.
• Pünktlich anfangen und aufhören,
denn Zwiegespräche sollen sich nicht
endlos hinziehen, sondern einen ver-
bindlichen Zeitrahmen haben, sonst
entsteht leicht Überdruß.
• Zwiegespräche sollten an einem ruhi-
gen Ort und zu einer Zeit stattfinden,
wo Sie nicht mit Störungen rechnen
müssen - wenn Sie Kinder haben, also
am besten abends.
Die innere Struktur
Die innere Struktur unterscheidet das
Zwiegespräch von einem gewöhnlichen
Gespräch.
• Erzählen und beschreiben Sie, was
Sie im Augenblick bewegt und was Sie
fühlen:
Wie erlebe ich mich im Moment?
Wie erlebe ich Dich im Moment?
Wie erlebe ich unsere Beziehung?
Wie erlebe ich mein Leben?
84
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Immer wieder:
»Annäherungsversuche«
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• Sprechen Sie über das, was spontan
in Ihnen auftaucht. Vermeiden Sie -
anders als im partnerschaftlichen
Klärungsgespräch - Diskussionen über
ein festes Thema, denn das führt von
Ihrem momentanen Erleben weg.
• Achten Sie darauf, daß jeder von
Ihnen gleich viel Zeit mit Reden und
Zuhören verbringt. Das kann bedeuten,
daß derjenige, dem das Sprechen leich-
ter fällt, auch mal schweigt und dem
anderen Zeit läßt, »in Fahrt zu kommen«.
• Keine Fragen - keine Ratschläge -
jeder spricht übersieh selbst.
Diese Regel hat sich in vielen Selbsthil-
fegruppen bewährt. Beim Eingehen auf
Fragen, selbst wenn es nur Verständnis-
fragen sind, verliert der Sprechende
leicht den Faden, auch wenn es nur für
einen kleinen Moment ist.
• Jeder bestimmt selbst, worüber er
sprechen will, es geht nicht darum,
Informationen aus dem anderen »her-
auszukitzeln«. Auch Schweigen und
Schweigenlassen gehört zum Zwie-
gespräch.
85
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Damit Sie sieh für die
Entwicklung Ihres Fair-
Streit-Verhaltens weitere
Anregungen holen können,
folgen jetzt:
• Ein Glossar zum schnellen
Nachschlagen,
• Literaturhinweise,
• Adressen, an die Sie sich
wenden können.
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Die wichtigsten
Regeln und Begriffe
von A - Z
Zum Nachschlagen ein Überblick über
wichtige Begriffe und Regeln des Fairen
Streitens.
Abwehr
Als Abwehr wird beim Fairen Streiten
alles angesehen, was nicht dazu dient,
einen Konflikt zu lösen. Abwehr kann
sich ganz unterschiedlich äußern: in
aggressiven oder selbstabwertenden
Formulierungen, in Vorwürfen, Recht-
fertigungen, aber auch in rationalen
Argumenten und getarnt in Ratschlä-
gen oder Tröstungsversuchen sowie in
Schweigen.
Abwertung
Abwertungen erkennen Sie an der ab-
fälligen Bewertung anderer Personen
und an übertreibenden Formulierungen
wie immer, nie, schon wieder, ständig,
typisch, wenn Du wenigstens und Ver-
allgemeinerungen mit man, ihr, wir.
Sie können sich auch selbst abwerten,
wenn Sie konfrontieren, indem Sie Ihr
Anliegen abschwäehen mit Wörtern wie
eigentlich, vielleicht, ein bißchen, etwas
oder indem Sie sich unnötigerweise
entschuldigen.
Aggression
Zwei Tendenzen von Aggression lassen
sich unterscheiden: Konstruktive
Aggression beinhaltet Information -
Selbstbehauptung - Veränderung.
88
Feindselige Aggression ist gekennzeich-
net durch das Ansammeln negativer
Gefühle, »Schläge unter die Gürtellinie«
und indirekte Aggression.
Ärger
Ärger ausagieren bedeutet, andere als
Ursache für eigenen Ärger zu sehen
und zu versuchen, sie irgendwie zu
bestrafen - durch Schimpfen, Schmol-
len, Türenknallen usw. Versuchen Sie,
Ihren Ärger direkt auszudrücken, zum
Beispiel indem Sie konfrontieren.
(-> »Gefühle«)
Bedürfnis
Eine Schlüsselfrage des fairen Streitens
ist: Wie wirkt sich das Verhalten einer
anderen Person auf die Befriedigung
Ihrer Bedürfnisse aus? Werden Sie
durch ihr Verhalten in der Befriedigung
eines Bedürfnisses beeinträchtigt? In
diesem Fall besteht eine Störung oder
ein Bedürfniskonflikt.
Bedürfniskonflikt
Zwei Vorgehensweisen zur Lösung von
Bedürfniskonflikten lernen Sie in die-
sem Buch kennen:
•Das Konfrontationsgespräch
geeignet zur Konfrontation störenden
Verhaltens einer anderen Person, wel-
ches Sie in der Befriedigung eines Ihnen
wichtigen Bedürfnisses behindert.
( ->• »Konfrontieren«)
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Die wichtigsten Regeln und Begriffe
von A - Z
• Das partnerschaftliche
Klärungsgespräch
besonders geeignet für Konflikte in der
Partnerschaft, wenn beide bereit und
fähig sind, einander zuzuhören und sich
für die Klärung eines Konflikts Zeit zu
nehmen (-> »Klärungsgespräch«)
Du-Botschaft
Das Kennzeichen einer Du-Botschaft ist
nicht, daß sie mit »Du« beginnt, sondern
die Beurteilung und Abwertung einer
anderen Person.
Einfühlendes Zuhören
Einfühlend zuhören heißt, wohlwollend
zuhören und zurückspiegeln, was Sie an
Gefühlen und Bedürfnissen hören und
wahrnehmen (über Stimme, Mimik und
Körperausdruck) und nicht mehr hinein-
legen als gesagt wurde.
Faires Streiten
Faires Streiten heißt zusammengefaßt:
• In Ich-Aussagen statt in Du-Botschaf-
ten sprechen
• Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken
• Andere nicht abwerten oder beschul-
digen, sondern die Problemsituation
oder das störende Verhalten beschrei-
ben
• Einfühlend zuhören, insbesondere bei
Abwehrund Du-Botschaften anderer
• Keine Verhaltensanweisungen geben
Gefühle
Nicht der direkte Ausdruck von
Gefühlen schafft Probleme, sondern der
indirekte. Gefühle sind stark davon
beeinflußt, was wir denken oder erwar-
ten und welche Gefühle wir uns »erlau-
ben« zuzulassen.
Gefühle lassen sich körperlich wahrneh-
men, insbesondere wenn wir uns auf die
vier Grundtönungen von Gefühlen, die
man elementare Gefühle nennen könn-
te, beschränken: Zuneigung, Freude -
Angst, Furcht -Ärger, Wut - Trauer,
Abschiedsschmerz.
Grundvoraussetzungen für Faires
Streiten
sind die Bereitschaft,
• sich Zeit zu nehmen, um über Schwie-
rigkeiten miteinanderzu sprechen,
• sich aufeinander einzustellen und sich
gegenseitig Bedürfnisse zu erfüllen,
• eigenes Verhalten in Frage zu stellen
und zu überprüfen.
Ich-Aussage
Kennzeichen einer Ich-Aussage ist die
Selbstöffnung durch den Ausdruck von
Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen.
Es gibt verschiedene Formen von Ich-
Aussagen - in diesem Buch lernen
Sie die schwierigste, nämlich die Kon-
frontierende Ich-Aussage, kennen.
( -* »Konfrontierende Ich-Aussage«)
89
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Die wichtigsten Regeln und Begriffe
von A - Z
Klärungsgespräch
Bei einem partnerschaftlichen
Klärungsgespräch lassen sich drei
Phasen unterscheiden:
1. Die Beschreibung des störenden
Verhaltens und der Bedürfnisse beider
2. Das Verhandeln über die Verände-
rung, die stattfinden soll
3. Das Treffen einer verbindlichen
Vereinbarung.
Kommunikationssperre -► Abwehr
Konflikt
Zwei Arten von Konflikten sind zu
unterscheiden:
• Bedürfniskonflikte aufgrund nicht
akzeptablen Verhaltens einer anderen
Person, das Sie in der Befriedigung
eines Bedürfnisses behindert. Die ande-
re Person ist trotz Konfrontation nicht
bereit, ihr Verhalten zu verändern.
• Wertkonflikte aufgrund nicht akzep-
tablem Verhaltens, das einer Wertvor-
stellung von Ihnen widerspricht, Sie
jedoch nicht in der Befriedigung eines
Bedürfnisses behindert.
Konfrontieren
Sie konfrontieren, um eine andere
Person zu veranlassen, ein Verhalten zu
verändern, das Sie in der Befriedigung
eines Bedürfnisses beeinträchtigt.
Am wirksamsten konfrontieren Sie,
wenn Sie:
• die andere Person nicht in ihrer
Selbstachtung angreifen, sondern die
Auseinandersetzung mit einer konfron-
tierenden Ich-Aussage beginnen
• bei Abwehr immer wieder umschalten
auf einfühlendes Zuhören
• nicht inhaltlich auf die Abwehr ein-
gehen, sondern bei Ihrem Anliegen
bleiben
• erneut Ich-Aussagen machen, bis die
andere Person selbst eine befriedigende
Lösung findet, ohne daß Sie Verhaltens-
anweisungen oder »Lösungen« vorgeben
Konfrontierende Ich-Aussage
Mir ihr beginnen Sie eine Konfronta-
tion. Sie ist am wirksamsten, wenn sie
drei Teile enthält:
• die genaue und vorwurfslose
Beschreibung des störenden Verhaltens
(sinnlich wahrnehmbare Tatsachen,
direkte Zitate und konkrete Beispiele)
• die Beschreibung der spürbaren Fol-
gen oder Auswirkungen für Sie ( mög-
lichst anschaulich und nachvollziehbar)
• die Benennung Ihres Gefühls/Bedürf-
nisses
90
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Die wichtigsten Regeln und Begriffe
von A - Z
Problem
Ihr Partner hat das Problem, wenn sein
Verhalten vermuten läßt, daß seine
Bedürfnisse nicht befriedigt sind.
S/e haben das Problem, wenn Sie das
Verhalten Ihres Partners an der Befrie-
digung Ihrer Bedürfnisse hindert und
Sie eine Verhaltensänderung wünschen.
Wertkonflikt
Ein Wertkonflikt liegt vor, wenn Sie das
Verhalten einer anderen Person nicht
akzeptieren - ohne unmittelbar davon
beeinträchtigt zu werden. Wertkonflikte
lassen sich nicht auf die gleiche Weise
wie Bedürfniskonflikte lösen, weil Sie
keine konkreten Auswirkungen nennen
können.
Wertvorstellungen
Sie sind unsere subjektive Bewertung
über das, was gut und richtig ist, was
»sich gehört« und was »sich nicht
gehört«. Wertvorstellungen sind häufig
an dem verallgemeinernden »man«
erkennbar. Sie sind eine moralische
Leitschnur, die wir zu einem Großteil
anerzogen bekommen haben und die
wir als Erwachsene neu überprüfen soll-
ten.
91
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Zum Nachschlagen
Literatur
Zur Vertiefung des hiervorgestellten
Kommunikationskonzepts:
Linda Adams/E. Lenz
Frauenkonferenz
Heyne TB
Thomas Gordon
Familien konferenz;
Neue Familienkonferenz;
Familienkonferenz in der Praxis
alle Heyne TB
(vom selbem Autor auch:
Managerkonferenz
Lehrer-Schüler-Konferenz)
George R. Bach/P. Wyden
Streiten verbindet
Fischer TB
George R. Bach/H. Goldberg
Keine Angst vor Aggression
Fischer TB
Seile.
92
bk
Sherod Miller u.a.
Gespräche selbstsicher und
ebenbürtig führen
mvg
Michael Lukas Moeller
Die Wahrheit beginnt zu zweit]
Die Liebe ist das Kind der Freiheit
rororo
Julia Onken
Das verborgene Glück, Beck
Friedemann Schulz von Thun
Miteinander reden I
Miteinander reden 2
rororo
Hai und Sidra Stone
Wenn zwei sich zu sehr trennen...
Verlag Simon Leutner
Tannen, Deborah
Du kannst mich einfach nicht verstehen
Goldmann TB
92
Copyrlghted material
Zum Nachschlagen
Adressen, die weiterhelfen
Hier einige Hinweise, wohin Sie sich
wenden können, wenn Sie Faires
Streiten lernen oder mit fachkundiger
Begleitung einen Paarkonflikt
bearbeiten möchten.
Seminare zur persönlichen Entwick-
lung und beruflichen Fortbildung:
Odenwald-Institut
Trommstr. 25
69483 Wald-Michelbach
Tel. 062 07/50 71
Osterberg-Institut
Am Hang
24306 Niederkleveez
Tel. 045 22/99 29-0
Mediation e.V.
Rosenanger 20
31595 Steyerberg
Tel. 057 64/12 06
(Über diese Adresse können Sie auch
das Infoblatt Mediation erhalten, mit
einem ausführlichen Adressen- und
93
Veranstaltungsteil. Bitte frankierten
DIN A5 Rückumschlag beilegen)
Seminare mit Dr. Marshall Rosenberg,
»Gewaltfreie Kommunikation«
Organisation für München:
Isolde Teschner
Pienzenauer Str. 50
81679 München
Tel. 089/98 06 49
(Auch Skriptversand)
Partnerschaftsprobleme
Beratungsstellen von Pro Familia, des
Diakonischen Werkes, der Caritas oder
städtische Einrichtungen. Für diese
Beratung wird gewöhnlich - wenn
überhaupt - eine Eigenbeteiligung nach
Selbsteinschätzung verlangt.
(Adressen siehe örtliches Telefonbuch)
Auskünfte zu Eheberatungseinrichtun-
gen in ganz Deutschland erteilt die
DAJEB (Deutsche Arbeitsgemeinschaft
für Jugend- und Eheberatung)
Neumarkter Str. 84 c
81673 München
Tel.: 089/436 10 91
#
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Register
Ablenken 24
Abreagieren 22
Absehwäehen 23
Abwehr 32. 23
Abwerten, sich selbst 2B
Abwertung 19, 23, 25. 27. 53
Aggression
- feindselige 29
- indirekte 80
- indirekte, Reaktionen darauf 82
- konstruktive 77, 29
aggressive Energie 29
aggressives Verhalten iß
aktives Zuhören 36, 29
Anliegen deutlich machen 84
Ärger
- als normale Reaktion 24
-, »alter« 26
- ausagieren 25
- ausdrücken 25
-, übertriebener 25
-, unkontrollierbarer 22
- Ursachen für 25
Aufmerksamkeit 19
Ausdruck von Gefühlen 21, 22. 58. 24
Ausdrücken von Wünschen 62
Auseinandersetzungen
- ausweichen 24
- Entstehung von 18
Auswirkungen störenden Verhaltens 45
Bach, George R. 22
Bedürfniskonflikt 45
Bedürfnisse
- Befriedigung 14
- des anderen, wahrnehmen 26
- eigene, ignorieren Z3
- gegenseitige Erfüllung 12, 16
- mitteilen 29, 46, 54
- Unterschied zu Wünschen 66
94
Befehle 20, 24
Beraten, kompetentes
Bereitschaft zum Fairen Streiten 11
Beschreiben von störendem Verhalten
29,30
Bestrafen des Partners 23
Buße 53
Diskussionen 55
Dr. Marshall Rosenberg 13, 20
Du-Botschaften 19, 23, 26, 77
- Kennzeichen von 25
- übersetzen 24 f.
Du-Sprache 19
Durchsetzen 15
egoistisches Verhalten 20
Einfühlendes Zuhören 33, 25 f.
- Gefahren 40
- zuviel 41
Erwartungen, unausgesprochene 15
Faire Kommunikation, Ziel 19
Faires Streiten, Grundvoraussetzungen 11
feindselige Aggression 29
Forderungen 22
Formulierungen, abschwächende 29
Fragen 24
Friedemann Schulz von Thun 28
Gefühle
- abreagieren 72
- ausdrücken 15, 21 , 22, 58, 71
- auslösen 71
- benennen 24
-, des anderen wahrnehmen 26
-, des Partners, Umgang mit 22
- eingestehen 81, 82
-, elementare 22
-, Entstehung 23
Copyrighted material
Register
heftige Z5
-, Umgang mit eigenen 70, ZJ
- unterdrücken Z8
- wahrnehmen TI
-, Zugang zu eigenen ID
Gegenargumente 34
George R. Bach TL
geschützter Rahmen 5ß
Gespräch, klärendes ZS
Gleichgewicht 12
Grundelemente Fairen Streitens 18 f.
Grundvoraussetzungen für
Faires Streiten 1 1
Hai und Sidra Stone ZQ
Handgreiflichkeiten ZS
Ich-Aussage 19, 21. 35. 71
konfrontierende 4Z
- ohne Abwertung 29, 30
Ich-Sprache 19, 20
indirekte Aggression SO
Killerphrasen 34
klärendes Gespräch ZS
Klärungsgespräch, partnerschaftliches
44, 5ß f.
- Ablauf SO
- Regeln 56
Kommunikation 9
Kommunikationsmuster
erlernte 19
negative 12
Kommunikationssperre 32. 33. 34
Konflikt 44
-, Entstehung 22
- schüren TL
- vermeiden 15
Konfrontationsgespräch 44, 4£ f.
Konfrontieren 34. 46. 50
95
Konfrontierende Ich-Aussage 47
konstruktive Aggression 77, Z9
Lösung von Problemen anderer 13
Lösungsvorschläge, vom anderen 50, 55
Mitteilen 19
Moeller, Michael Lukas 84
Partnerschaft 8, 64
partnerschaftliches Klärungsgespräch
44, 56 f.
- Ablauf 60
Probleme anderer 13
Rahmen, geschützter 56
Reagieren 32
Reaktionen auf indirekte Aggression 82
Rechnungen, offenstehende 12
Regeln fürs Klärungsgespräch 56
resignatives Verhalten 15
Rosenberg, Dr. Marshall 13. 20
Schuldzuweisungen 71, ZJ
Schulz von Thun, Friedemann Z8
selbstbewußtes Verhalten 16
Selbstbewußtsein, eigene Einschätzung 1Z
Selbstöffnung 21, 22
Stone, Hai und Sidra ZQ
störendes Verhalten 44
-, Auswirkungen 45
- beschreiben 29 f., 4 1
Streitstil 8
Streitthemen 13, 5 1
Tatsachen beschreiben 30
Themenwahl 5Z
Übersetzen 24, 26, 32, 33, 3Z
Übertreibungen TL
Copyrighted material
Register / Impressum
Umgang mit eigenen Gefühlen, 70, ZI
Umgang mit Gefühlen des Partners 12
Verallgemeinerungen 27 , 28 , 34
Veränderung
bei mir selbst 12
- der Beziehung £9
- Wunsch danach 61, 62
verbale Verständigung 10
Vereinbarungen 59, 62
Verhalten
aggressives 16
resignatives 15
selbstbewußtes 16
störendes 44
Verhaltensanweisungen geben 30
Verhaltensmuster, erlernte 16, 18
Verhandeln 61 f.
Verletzungen 59
Vorbehalte 53
Vorwürfe 19
Wertkonflikte 37. 45. 65
-, flexibler Umgang mit £8
Wertvorstellungen 45, 65
- ändern, eigene £8
- beeinflussen 67
Widerstand 18
- gegen Lösungsvorschläge 31
-, Diskussion darüber 55
Wünsche
- ausdrücken £2
-, gegenseitige Erfüllung von 72
Zuhören, aktiv 36, 39
Zuhören, einfühlendes 33, 35 f.
-, Gefahren 40
-, zuviel 41
Zurückspiegeln 37
Zwiegespräche M
Biidnachweis:
Coverfoto
Tony Stone Bilderwelten / Dan Bosler
Fotos im Innenteil:
Fotoproduktion:
independent, Lucy S. Wiedner
Fotograf: Bernhard Rohnke
Assistenz: Michael Mann
Make-up und Haare: lennifer Mohr für
Agentur Mierau
Styling: Christina Neu
Für die freundliche Unterstützung danken
wir der Firma Kandis Et KandisMann,
München
weitere Fotos:
Stephan Wagner: Seite 16. 32. 54, 81
1. Auflage 1994
© Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München
Alle Rechte Vorbehalten. Nachdruck, auch
auszugsweise, sowie Verbreitung durch Film,
Funk und Fernsehen, durch fotomechanische
Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbei-
tungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher
Genehmigung des Verlages.
Redaktion: Verena Zemme
Lektorat: Gesa Gunturu B.A.
Gestaltung: Marcus von Hausen
Layout, Typografie und Gesamtherstellung:
Buch Haus. Robert Gigler. GmbH, München
Druck: Wagner, Nördlingen
Bindung: VSB, Lohhof
96
Copyrighted
Änderungen und Irrtum Vorbehalten.
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